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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hauchte ihr eine Warnung zu.
Herrin, ist sie verrückt?
Sie schlang ihren Mantel enger um sich. »Woher wißt Ihr so viel über mich? Warum kümmert Ihr Euch darum? Ich bin niemand.«
    »Mond Dawntreader ist niemand«, sagte Arienrhod leise. »Aber du bist die bedeutendste Frau auf diesem Planeten. Weißt du, was ein Klon ist, Mond?«
    Sie versuchte sich zu erinnern, schüttelte dann aber den Kopf. »Ein ... ein Zwilling.« Sie spürte ein merkwürdiges Prickeln unter der Haut.
Aber du bist schon immer Königin.
    »Mehr als ein Zwilling, näher als ein Zwilling. Ein Ovum, ein Satz Gene meines Körpers, meinem Körper entnommen und stimuliert, eine identische Person hervorzubringen.«
    »Von Eurem Körper«, flüsterte Mond und berührte ihren, dann sah sie an ihm hinab, als wäre er ihr plötzlich fremd geworden. »Nein!« Sie hob den Kopf wieder. »Ich habe eine Mutter ... meine Großmutter war bei der Geburt dabei! Ich bin eine Sommer!«
    »Natürlich«, sagte Arienrhod, »bist du eine Sommer ... Ich wollte, daß du als Sommer erzogen wirst. Ich hatte dich beim letzten Ball in die Gebärmutter deiner Mutter einpflanzen lassen, zusammen mit anderen Klons. Doch du warst die einzige, die überlebte und perfekt war. Komm weg vom Rand ... « Sie kam einen Schritt näher, um Monds Hand zu ergreifen und sie vom Abgrund wegzuziehen.
    Mond versuchte, sich loszureißen, doch ihr Körper gehörte der Königin – und sie gehorchte steif, ein Ding, das Technologie und Magie erschaffen hatten.
Wir sind uns so ähnlich ... jeder sieht es, jeder.
»Warum ... warum wolltet Ihr so viele Kopien – Sommer, keine Winter?« Sie weigerte sich, sich selbst einzuschließen.
    »Ich brauchte nur einen. Es war mein Traum, dich an meine Stelle zu bringen, wenn die Veränderung gekommen ist. Ich selbst – aber aufgezogen, die Sommermentalität zu verstehen, wie man sie manipulieren kann. Ich hätte dich bereits vor Jahren hergebracht und dir alles erklärt – damit du Zeit gehabt hättest, dich an dein wahres Erbe zu gewöhnen. Aber dann hielt ich dich für verloren ... und statt dessen fand ich Funke.« Mond erstarrte, aber Arienrhod schien nach innen zu blicken. »Und da entschied ich, daß ich nicht sterben mußte – daß ich selbst weiterleben konnte und Winter mit mir. Ich schmiedete einen anderen Plan, um das zu erreichen, ich brauchte dich nicht mehr. Aber ich will dich immer noch, ich wollte dich immer bei mir haben, mein eigenes Kind, mein ureigenstes.« Sie legte einen Finger unter Monds Kinn und hob ihr Gesicht.
    Ihr ureigenstes Kind ...
Monds Blick begegnete dem Arienrhods, ihr Verstand wanderte – eine Stimme, die wie eine Mutter zu ihr sprach, das Gesicht eines Mädchens, das Gesicht im Spiegel, die Augen, die sie aus unvordenklichen Zeiten herabriefen ...
Wer bin ich? Wer bin ich?
»Ich bin eine Sommer! Und Ihr versucht, mein Volk auszurotten.«
    Arienrhod erbleichte, der Augenblick zerschellte zu Scherben. »Das hat er dir gesagt ... er ist ein Narr. Er kann nicht begreifen, daß es weder sein Volk ist ... noch deines. Mond, mein Selbst, du bist eine Winter, so wie Funke tief in seinem Herzen ein Außenweltler ist!« Sie gestikulierte zu den Sternen. »Du hast eine andere Welt besucht, du weißt, wie die Hegemonie uns unterdrückt – du hast gesehen, was sie uns vorenthalten, was sie ausbeuten. Oder etwa nicht?« Nach einer Antwort verlangend.
    Mond blickte auf. »Ja, ich weiß. Und ich hasse es.« Sie sah den Tod zahlloser Mers zwischen den zahllosen Sternen. »Die Veränderung muß verändert werden.«
    »Dann verstehst du, wie der absurde, techhassende Aberglaube der Sommer unsere Welt in Ketten hält, während die Außenweltler verschwunden sind. Wir werden uns niemals von ihrer Knechtschaft befreien, wenn wir nicht beizeiten eine technologische Basis gründen können? Wie sollen wir das bißchen erhalten, was uns die Außenweltler hinterlassen, wenn wir den Zyklus der Veränderung nicht durchbrechen?«
    »Aber nicht, indem wir ein Volk vernichten!«
Mein Volk, es ist mein Volk!
Sie verdrängte Arienrhods Spiegelbild mit der Erinnerung an ihre Familie, ihre Kindheit, ihre Inselwelt.
    »Wie dann?« Arienrhods Stimme verlor die Geduld. »Wie willst du sie überzeugen oder umstimmen?« Doch sie blieb stehen, als würde sie wirklich zuhören, als erwartete sie wirklich eine annehmbare Alternative.
    »Ich bin eine Sibylle.« Ihr Herz tat einen Sprung, als sie das der Königin des Winters gestand, aber sie wußte, daß

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