Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
Enthüllung in sich zusammen. »Oh, Herrin ...« Sie seufzte, denn sie erkannte plötzlich, zu wem sie ihr Gebet gesprochen hatte. »Wie? Wie kann ich nur tausend Jahre falsches Handeln korrigieren? Ich bin doch allein, nur Mond ... «
    »Du bist die Sommerkönigin«, sagte PalaThion. »Und eine Sibylle. Du hast alle Werkzeuge, die du brauchst. Es ist nur eine Frage der Zeit ... Hast du davon genug, bevor die Hegemonie wieder zurückkehrt?«
    Mond hob langsam den Kopf.
    »Nein.« PalaThion wandte sich ab. »Ich werde dich nicht aufhalten. Wie könnte ich mit soviel Tod und einem solchen Wissen leben? Und wofür ...?« Sie preßte ihre Hände gegeneinander.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Mond erkannte, daß Jerusha nur das gehört hatte, was auch Ngenet offenbart worden war, und nicht ihre eigenen geheimen Eingebungen. Was PalaThion als Herausforderung sah, war in Wirklichkeit gar nicht die wahre Herausforderung – kein Schlagabtausch rein technologischer Macht, sondern eine Herausforderung auf einer ganz anderen Ebene, deren Wirkungen wesentlich tiefer gingen – eine Veränderung, die das Bild der Galaxis verändern würde. Aber wenigstens hatte PalaThion verständen, daß eine Herausforderung existierte, und daß ihr Endergebnis mit Tod und Leid bemessen werden konnte. Das war genug. Mond nickte. »Dies bedeutet vielen Leuten mehr, als ich Ihnen je erzählen kann.«
    PalaThion lächelte. »Das ist immerhin ein Trost.« Sie ging rasch durch den Raum zu der Muschelschale auf dem Kaminsims. Sie nahm sie in die Hand und hielt sie lange, während sie Mond den Rücken zugekehrt hatte.
    Mond streckte sich auf der Couch aus, ihr Körper war bleischwer und ihr Verstand von der Überbeanspruchung betäubt. Sie fragte sie, wie sie die Morgendämmerung überleben sollte, um der langen Zukunft ins Antlitz sehen zu können.
    »Ich muß wieder zurück zu ... « PalaThion blickte auf, als es erneut an der Tür klopfte. Mond richtete sich auf, ihre Hand krampfte sich um ihren Gürtel, während PalaThion im Atrium verschwand.
    Sie hörte, wie die Tür aufging, wie Leute in den Flur kamen ...
    »Du!« Eine Stimme, die vor Verrat triefte, eine Stimme, die sie kannte .. .
    Mond richtete sich ganz auf und eilte durchs Zimmer. Sie sah drei Gestalten im Türrahmen, sah flammend rotes Haar, das goldumglänzt war.
    »Halt. Nicht so hastig, Funke!« PalaThion umklammerte seinen Arm mit stahlhartem Griff, als er wieder in die Allee entkommen wollte. »Wenn das eine Falle wäre, dann wärst du jetzt in meinem Gefängnis, nicht in meinem Wohnzimmer.«
    »Ich ... ich verstehe nicht.« Funke entspannte sich unter ihrem Griff, er konnte seine Verwirrung nicht verbergen.
    »Ich weiß noch nicht, ob ich das tue.« PalaThion ließ ihn los. Sein Vater stand neben ihm und lächelte beruhigend.
    »Funke ...
    Er hob den Kopf. »Mond!« Er eilte auf sie zu.
    Sie breitete die Arme aus. Als er in das Zimmer trat, in dem sie auf ihn wartete, schien die Welt rings um ihre bebenden Herzen aufzuhören zu existieren.
    »Oh, Mond ... Mond ... « Funke hauchte das Wort ihr ins Ohr und erstickte ihre Antwort mit einem Kuß.
    »Fünkchen .. « Sie schmeckte Tränen.
    »Funke.« Sie sahen bei Sims' Wort gemeinsam auf. »Ich muß dich nun verlassen, aber du bist ja in ... in sicheren Händen.« Er lächelte traurig.
    Funke nickte, löste sich langsam von Mond und ging an die Seite seines Vaters zurück. Mond sah zu, wie sie sich ein letztes Malumarmten, bevor er wieder in die lärmende Allee hinausging. Ihr eigenes Herz drohte zu zerspringen. PalaThion verschloß die Tür und sah Funke ausdruckslos an.
    Er zwang sich dazu, ihrem Blick standzuhalten. »Ich werde Ihnen alles sagen, was ich über die Quelle weiß. Das wollen Sie doch, nicht wahr, um mich gehen zu lassen ... mehr wollen Sie nicht?« Als könnte er es nicht so recht glauben.
    Sie nickte, doch ihr Gesicht war angespannt.
    »Sehen Sie, Kommandant ... « Er schloß die Augen. »Ich habe keine Ahnung, weshalb Sie das tun, aber ich weiß, Sie tun es nicht für mich. Aber ich möchte Ihnen sagen, daß es mir leid tut ...«, sagte er hastig. »Ich weiß, das macht nichts ungeschehen, es verändert den Sachverhalt nicht. Aber ... es tut mir leid.« Er breitete die Arme aus.
    »Das bedeutet mir sehr viel, Dawntreader.« PalaThion sah aus, als wäre sie selbst überrascht, daß es so war.
    »Aber ich kann eines für Sie tun«, sagte er unvermittelt. Er ging zur Wand und riß die häßliche, eckige Uhr herunter.

Weitere Kostenlose Bücher