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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Damit verlangen wir unser angeborenes Recht. Das ist alles. Die Außenweltler wollen uns glauben machen, daß es falsch ist, mit dem, was wir haben, unzufrieden zu sein. Veränderung ist nicht schlecht – Veränderung ist Leben. Nichts ist nur gut oder nur böse, nicht einmal Karbunkel. Es ist wie das Meer, mit Gezeiten die steigen und fallen ... Es ist egal, was man aus seinem Leben macht, sofern man die freie Wahl hat. Aber wir haben keine freie Wahl. Und die Mers haben nicht einmal das Recht auf Leben.«
Aber sie müssen leben, denn sie sind der Schlüssel zu allem.
    Funke verzog das Gesicht. »Na gut, du hast gar nicht so unrecht. Jemand sollte versuchen, das zu ändern. Aber wieso ausgerechnet wir?« Er umklammerte sein Medaillon mit der Hand. »Weißt du ... mein Vater sagte, er könnte uns von Tiamat wegbringen. Er könnte es arrangieren, daß wir nach Kharemough gehen können. Es wäre so einfach ...«
    »Auf Kharemough brauchen sie uns nicht. Sie brauchen uns hier.« Sie sah Kharemough, den Diebsmarkt, den Nachthimmel:
Es wäre so einfach. Selbst wenn wir die Saat hier aussäen, wir werden niemals die Früchte sehen, wir werden nie erfahren, ob wir Erfolg hatten oder ob wir
scheiterten ...
»Aber wir schulden beiden Orten etwas, das wir nur hier zurückzahlen können.« Ihre Stimme wurde leiser.
    »Einige Dinge können niemals ganz abbezahlt werden.« Funke trat ans Fenster, Mond sah draußen jemanden im Vorübergehen winken. »Und hier in Karbunkel bleiben zu müssen, im Palast .. .« Er verstummte. »Ich weiß nicht, ob ich das ertrage, Mond. Ich kann nicht am selben Ort neu beginnen, wo ich ... «
    »Schau dir die Leute dort draußen an. Dies ist die Nacht der Masken – die Nacht der Veränderung. Niemand ist mehr, wer er war oder sein wird ... Wir sind nicht alles, aber unser Potential ist grenzenlos. Und wenn die Masken abgenommen werden, dann werden sie auch unsere Sünden mit sich nehmen, und wir werden frei sein, zu vergessen und von vorne zu beginnen.«
Und um dem Sibyllenbewußtsein zu beweisen, daß du auch wirklich so bist, wie ich dich sehe, und du nicht immer die Maske des Todes trägst.
    Sie trat an seine Seite. »Nach der heutigen Nacht wird sich alles verändert haben. Sogar Karbunkel. Die Sommer kommen hierher, die Zukunft steht vor der Tür. Es wird eine neue Welt sein, nicht die Arienrhods.«
Aber es wird auch ihre sein, immer.
Sie wußte das zwar, sagte es aber nicht. »Und ich verspreche dir, ich werde niemals wieder einen Fuß in den Palast setzen.«
Und ich werde keinem den Grund dafür verraten.
    Er sah sie überrascht an, glaubte dann aber, was er sah. Erleichterung überschwemmte sein Gesicht. Aber er seufzte immer noch, sie konnte auch immer noch die Kluft zwischen ihnen spüren. »Das genügt nicht. Ich brauche Zeit – Zeit zum Vergessen, Zeit, wieder an mich selbst zu glauben – und an uns. Eine Nacht genügt dafür nicht.« Er wandte sich wieder zum Fenster.
    Mond sah mit ihm hinaus, denn sie konnte ihn nicht ansehen. Die Menge verschwamm vor ihren Augen wie ölige Farbtröpfchen auf einer Wasseroberfläche.
Hier regnet es nie. Es sollte aber regnen. Hier gibt es keine Regenbogen.
»Ich werde warten.« Sie stieß die Worte hervor, um nicht schluchzen zu müssen. »Aber so lange wird es nicht dauern.« Sie fand seine Hand auf dem Fenstersims und streichelte sie. »Heute nacht ist es meine Pflicht, glücklich zu sein.« Ihr Mund zitterte ironisch. »Dies hätte unser Ball werden sollen, dessen Erinnerung wir immer in uns tragen sollten. Möchtest du mit hinausgehen und unsere alten Leben beenden? Wenn wir uns bemühen, können wir aus der heutigen Nacht vielleicht eine Nacht machen, an die wir uns gerne ein Leben lang zurückerinnern.«
    Er lächelte. Ein zaghaftes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wir können es versuchen.«
    Sie betrachtete wieder die Maske der Sommerkönigin, die sie von Gesichtern überlagert sah, von allen Gesichtern, die so viel hatten opfern müssen, damit sie ihr eigen werden konnte. Ein Gesicht ... »Aber zuerst ... muß ich jemandem auf Wiedersehen sagen.« Sie biß sich auf die Lippe, um einen Schmerz durch einen anderen abzulenken.
    »Wem?« Funke folgte ihren Augen.
    »Einem ... einem Außenweltler. Einem Polizeiinspektor. Ich konnte mit ihm den Nomaden entfliehen. Er ist jetzt im Krankenhaus. «
    »Ein Blauer?« Er versuchte, den Tonfall seiner Stimme zurückzunehmen. »Dann ist er mehr als nur ein Blauer: ein Freund.«
    »Mehr als ein

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