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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Er warf sie zu Boden und trampelte darauf herum. Mond sah ihm ungläubig zu. Er lächelte und rieb sich die Hände. »Wenn Sie diesen Ort hier oft grundlos haßten – das hier war der Grund: ein Sender subsonischer Wellen in der Uhr.« Er ging zurück zu Mond und hielt sich an ihr fest, als wäre er besorgt, sie könnte sich jeden Moment in Luft auflösen. »Es könnte noch andere geben, aber davon weiß ich nichts.«
    Das Bewußtsein jahrelangen Schmerzes, unnötigen Zweifels an ihrem Verstand ... die Erkenntnis, daß das alles nun vorüber war, erfüllten PalaThions Gesicht. »Ich wollte schon immer eine gemütliche Wohnstätte aus diesem Museum machen, aber irgendwie konnte ich mich nie dazu aufraffen ...« Erschöpfte Desillusionierung war plötzlich wieder darin zu erkennen, als hätte sie sie eigentlich nie verlassen. »Nun, Mond, du hast alles erreicht, was du erreichen wolltest, und um deinetwillen freue ich mich. Und wenn Funke seine Aussage gemacht hat, dann werdet ihr beide, zumindest was mich anbelangt, aufhören zu existieren. Das wird das Ende der Probleme sein, die ihr mir verursacht habt .. Ich hoffe nur, daß ihr eure auch lösen könnt.« Sie ging an ihnen vorbei in den hinteren Teil ihrer Wohnung.
    »Was hat sie gemeint?« Funke wandte sich um.
    Mond schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus. »Alles, was im letzten Jahr geschehen ist, nehme ich an.«
Fünf Jahre.
»Und alles, was nach der Veränderung geschehen wird.« Sie betrachtete die Maske der Sommerkönigin.
    »Was ist das?« Er folgte ihrem Blick.
    »Die Maske der Sommerkönigin.« Er erstarrte und wich zurück.
    »Deine? Du hast sie gewonnen?« Seine Stimme klang erstickt. »Nein! Du kannst nicht ... du kannst sie nicht gewonnen haben, du hast betrogen!«
    Mond sah sich selbst, sah Arienrhod in seinen Augen widergespiegelt. »Ich habe sie gewonnen, weil es mir vorherbestimmt war. Ich mußte gewinnen – nicht nur meinetwegen!«
    »Ich nehme an, du hast es für Tiamat getan. Das hat sie auch immer gesagt.« Er entfernte sich von ihr.
    »Ich bin eine Sibylle, Funke, und deshalb habe ich gewonnen! Und ... ja, mir liegt Tiamat am Herzen – und Arienrhod auch. Sie hat mehr von dem gesehen, was diese Welt gewesen ist, was aus ihr geworden ist und was aus ihr werden wird, als jeder andere von uns ... Und sie hat sich um dich gekümmert und gesorgt, das kannst du nicht abstreiten.«
    Funke senkte unerwartet den Blick. Mond spürte zweifächen Schmerz in ihrer Brust.
    PalaThion kam wieder ins Zimmer, nun trug sie ihre Uniform. Sie ging ohne ein weiteres Wort an ihnen vorbei und hinaus. Die Tür ging auf und schloß sich wieder hinter ihr und schnitt sie wieder von den Feiern draußen ab. Mond betastete die Verzierungen der Maske der Sommerkönigin. Ihrer Maske ...
meiner Maske.
    »Funke, bitte glaube mir, daß es richtig ist. Daß ich Königin geworden bin, ist Teil eines viel größeren Plans, ist Teil von etwas viel Bedeutenderem als du und ich. Ich kann es dir jetzt noch nicht erklären ... « Sie erkannte elend, daß er nie auserkoren worden war, es zu erfahren, daß er immer ein Feind der namenlosen Gewißheit gewesen war, die sie leitete. »Aber wir müssen die Ausbeutung Tiamats durch die Außenweltler beenden. Als ich diese Welt verlassen hatte, begegnete ich einem Sibyl auf Kharemough, ich lernte, daß es auf allen Welten des Alten Imperiums Sibyllen gibt – der Grund für ihre Existenz ist, daß sie den Planeten helfen sollen beim Wiederaufbau und beim Lernen. Ich
kann
jede Frage beantworten.« Sie sah, wie er die Augen aufriß, ihr Blick veränderte sich.
    »Und während ich auf Kharemough war, da begann ich zu sehen, was du immer gesehen hast, was den Fortschritt der Technik anbelangt, die ... die Magie dessen, was die Außenweltler tun, und daß es für sie gar keine Magie ist. Sie wissen so viel mehr – sie brauchen keine Angst vor Krankheiten oder gebrochenen Knochen oder dem Kindbett zu haben. Deine Mutter hätte nicht sterben müssen ... auch wir haben ein Recht darauf, so zu leben, denn sonst gäbe es auf dieser Welt keine Sibyllen. «
    Sie sah den Hunger in seinen Augen, Hunger nach dem, was sie gesehen hatte und was ihm für immer verwehrt bleiben würde. Aber er sagte nur: »Unser Volk ist so glücklich. Wenn sie beginnen, nach dem zu lechzen, was sie nicht haben, nach der Macht, dann werden sie so enden wie die Winter – wie wir.«
    »Was ist an uns falsch? Nichts!« Sie schüttelte den Kopf. »Wir wollen Wissen.

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