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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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»Deine Cousine Mond hat mir von dir erzählt. Sie hat mich auch hergeschickt.«
    »Mond?« Funkes Herz tat einen gewaltigen Sprung.
    »Ja, Sohn.« Sirus lächelte ermutigend und zuversichtlich. »Sie steht mit ihrem Denken hinter diesem Treffen, und auch mit ihrem Herzen, wie ich glaube. Sie wartet auf ein weiteres Treffen ... Da ich deine Cousine getroffen habe, weiß ich, daß du von einem feinen Familienzweig abstammst.« Funke wandte sich schweigend ab. »Und da ich ihren Glauben an dich erlebt habe«, sagte er reuig, »glaube ich kaum, daß ich mich schämen sollte, dich zum Sohn zu haben.« Sirus sah sich um und betrachtete die Instrumente und Maschinen, die stummen Zeugen ihrer Blutsverwandtschaft und ihres gemeinsamen Erbes.
    Funke stand auf, und sein Vater kam auf ihn zu. Sirus hängte das Medaillon wieder um seinen Nacken und betrachtete sein Gesicht. Er sah ihm tief in die Augen. »Du ähnelst mehr deiner Mutter – aber ich sehe auch, daß du von den Fragen eines Technikers nach dem
Warum
getrieben wirst. Wie sehr ich mir wünschte, es gäbe zu jeder Frage eine Antwort ...« Er legte Funke zögernd die Hand auf die Schulter, als fürchtete er sich, daß es ihm nicht erlaubt werden würde.
    Aber Funke hielt dem Blick seines Vaters stand und nahm den Augenblick und die Beruhigung hin, als wäre die kalte und einsame Zelle, in der ein Teil von ihm immer gefangen gewesen war, plötzlich mit Licht und Wärme erfüllt worden. »Du bist gekommen. Du bist zu mir gekommen ... Vater . ..« Er sprach das Wort aus, das er nie von seinen Lippen ausgesprochen zu hören erwartet hatte. Er legte seine Hand über die Sirus' auf seiner Schulter und klammerte sich wie ein Kind daran fest. »Vater.«
    »Sehr ergreifend. « Der andere Mann kam zurück ins Zimmer geschlurft und zerstörte die Stimmung des Augenblicks. »Und nun würde ich das gern hinter mich bringen, wenn es Eurer Heiligkeit nichts ausmacht.«
    Funke ließ seinen Vater widerstrebend los und wandte sich niedergeschlagen zu dem anderen um, der seinen Mantel löste, um ihn abzunehmen. »Herne! Was ...?«
    Herne grinste finster. »Der Kindsräuber sendet mich. Ich bin dein Wechselbalg, Dawntreader.« Seine gelähmten Beine steckten unbeholfen in einem Exoskelett.
    »Wovon redet er?« Funke betrachtete seinen Vater. »Was macht er hier?«
    »Deine Cousine Mond brachte ihn zu mir. Sie sagte, er wäre bereit, sich an deiner Stelle bei der Veränderung opfern zu lassen.«
    »An meiner Stelle?« Funke schüttelte den Kopf. »Er? Du? Aber ... warum, Herne? Warum möchtest du das für mich tun?« Er wiegte sich nicht in der Hoffnung .. .
    Herne lachte kurz auf. »Nicht für dich, Dawntreader. Für sie. Sie sind einander ähnlicher, als dir bewußt ist. Mehr, als dir bewußt ist ...« Seine Augen schienen in die Ferne zu blicken. »Mond wußte es. Sie wußte, was ich wollte und brauchte: Arienrhod, meine Selbstachtung – und ein würdiges Ende, das letzte Lachen. Das alles hat sie mir gegeben. Götter, ich möchte gerne Arienrhods Gesicht sehen, wenn sie erfährt, daß man sie in allem betrogen hat! Danach wird sie für immer mein sein – und das sollte uns genügen, im Himmel oder in der Hölle.« Sein Blick richtete sich wieder auf ihre Gesichter. »Geh zu deiner fehlerhaften Kopie, Dawntreader, und ich hoffe, du bist mit ihr zufrieden. Du warst noch nie Manns genug für das Echte.« Er hielt ihm den Mantel hin.
    Funke nahm ihn und warf ihn sich über die Schultern. »So kann man es wahrscheinlich auch sehen.« Er schloß ihn um seinen Hals.
    Sein Vater hielt ihm eine kleine Tube brauner Paste hin. »Färbe dir Gesicht und Hände, damit die Wachen dich für einen Kharemoughi halten.«
    »Für einen der Erwählten der Galaxis.« Herne grinste.
    Funke ging zum Spiegel und schmierte gehorsam die Creme auf seine Haut. Er sah zu, wie er verschwand. Hinter seinem Spiegelbild sah er Sirus warten – und Herne, der den Raum besitzergreifend durchforschte – sah Starbuck in seinem Element und einen Vater mit seinem Sohn ... und es waren zwei verschiedene Männer. Zwei verschiedene Männer, die derselbe Mann gewesen waren, die dieselbe Frau geliebt hatten, die doch nicht dieselbe Frau war, und die sie nun wegen der kleinen Unterschiede liebten. Einer war bereit, ins Leben zurückzukehren, der andere war bereit, zu sterben .. .
    Er beendete das Färben seiner Haut, zog die Kapuze über und trat an Sirus' Seite. »Ich bin bereit«, endlich erwiderte er das Lächeln seines

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