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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Alles.« Er wandte sich ihr zu. »Magst du mich, Tor?«
    Sie blinzelte. »Na klar. Wie hätte ich nur ohne dich die vergangenen Jahre überstehen können?« Aber das war nicht genug, und irgendwie konnte sie das spüren, wenn sie sein Gesicht ansah, obwohl es dort eigentlich nichts zu sehen gab. »Ich meine ... ich mag dich wirklich. Wie einen richtigen Freund. Wie eine wirkliche Person. Tatsächlich, wenn du keine Maschine wärst, wir hätten wirklich miteinander ... « Sie kicherte albern. »Du weißt schon.«
    »Danke, Tor.« Er machte eine Bewegung, die fast ein Nicken war, dann gingen sie weiter.
    Als sie die Blaue Allee schon fast erreicht hatten, kamen sie an einer kleinen Gruppe maskierter Feiernder vorbei, die nach unten gingen, während sie ihr Weg stadtaufwärts führte. Musik und Gelächter begleiteten sie. »Schau, Polly, dort ist die Sommerkönigin! Die Zukunft geht an uns vorüber.« Unter den vielen Masken konnte sie schließlich ein Gesicht sehen, das nicht maskiert war, ein seltsam vertrautes Gesicht unter einer Krone flammenden Haares ...
Funke Dawntreader?
Sie bemühte sich, das Gesicht deutlicher zu sehen, doch es tauchte schon wieder in der Menge unter, die sich entfernte.
Nein ...
Sie schüttelte den Kopf und weigerte sich, es zu glauben.
Kann nicht sein. Kann nicht
sein!
    Pollux wurde langsamer und steuerte in Richtung Blauer Allee.
     

53
    Jerusha lehnte sich seufzend in den Sessel zurück. Ihr Blick schweifte durch den fast leeren Raum. Fast die gesamte Truppe patrouillierte heute nacht durch die Straßen der Stadt, der letzte und härteste Dienst auf dieser Welt. Da sie selbst keinen Grund zum Feiern hatte, wollte sie auch nicht zusehen, wie der Rest der Welt ohne sie feierte, daher war sie im Hauptquartier geblieben. Dort gab es wenig größere Probleme. Sie war überrascht, wie ereignislos die Nacht verstrichen war, wie einsam ...
Einsam–das ist genau das richtige Wort.
Sie seufzte und stellte das Radio ein wenig lauter, um die Zukunft zu verdrängen.
Götter, war es schlimmer, nicht zu wissen, was mit mir geschehen würde, oder es bestimmt
zu
wissen?
    Tor Starhiker rieb sich die Augen und räkelte sich auf dem langen Sofa, wo sie vor mehreren Stunden eingeschlafen war.
Umgekippt, besser gesagt.
Jerusha konnte sie selbst aus dieser Entfernung riechen. Sie hatte die Einheit Pollux gebracht–oder er sie, betrunken und voller sentimentaler Gefühlsduselei. Der Polizeiroboter stand am Kopfende der Bank, und für alle Welt mußte es so aussehen, als würde er sie bewachen. Jerusha konnte kaum glauben, daß jemand so an einem Roboter hängen konnte, betrunken oder nicht.
Aber wer weiß? Sie hat in den vergangenen Tagen mehr als
nur
einen Roboter verloren.
Wenn sie diese letzten Stunden damit verbringen wollte, seine metallene Hand zu halten, oder sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken, dann war das ihre Sache.
    Jerusha holte ein Päckchen Iestas heraus, die stärksten, die sie seit fünf Jahren eingenommen hatte. Sie sandte eine Nachricht an LiouxSkeds Familie auf Neuhafen und hoffte, daß ihre Erkenntnisse dort mehr Gutes bringen würden als ihr hier.
    »Was .. . «Tor richtete sich abrupt auf und gähnte. »Ohhh.« Sie preßte die Hände gegen Kopf und Magen gleichermaßen. »Ich glaube, ich werde den Beginn von Sommer nicht mehr erleben.«
    Jerusha lächelte und beugte sich über die Computerkonsole. »Wenn Sie sich übergeben müssen, dann tun Sie es bitte nicht hier, sondern benützen Sie die entsprechenden Örtlichkeiten.«
    »Klar.« Tor ließ den Kopf in die Hände sinken. »Wie spät ist es eigentlich?«
    Jerusha sah auf die Uhr. »Fast Zeit für mich, zu den Docks hinunterzugehen. « Sie tippte eine Reihe der Kommunikationsfrequenzen an, um einige Männer zurückzurufen, die während ihrer Abwesenheit auf die Station aufpaßten und sie zu ihrer letzten Pflicht begleiteten.
    »Sie meinen für das – Opfer?« Tor blickte auf, Jerusha nickte. »Hm. Nun, wissen Sie, ich möchte sagen ... danke, daß Polly bis zum Ende seines Kontrakts hierbleiben durfte. Ich meine, ich weiß, daß sie gehört haben ... Sie wissen Bescheid.« Sie zuckte die Achseln.
    »Erinnern Sie mich nicht daran.« Jerusha erhob sich und streckte sich.
Lasch, PalaThion, du warst lasch.
Dieses Eingeständnis erfüllte sie mit boshafter Freude.
    »Nun, trotzdem, Polly und ich . ..« Tor verstummte und drehte sich zu Polly um, als ein Mann die Station betrat, ein hochgewachsener Fremder – ein

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