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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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ab. »Soweit ich weiß, regiert sie mit ihrem Vetter Funke über den Ball. Sie ist die Sommerkönigin.«
    Er sah sie verblüfft an, ebenso wie Tor, die hinter ihm stand. Doch dann veränderte sich sein Ausdruck wieder und wurde noch verschlossener. »Eine perfektere Königin hätte gar nicht gewählt werden können ... Danke, Jerusha.« Er nickte.
    »Mir? Ich hatte nichts damit zu tun.«
    »Du hattest sogar sehr viel damit zu tun. Du hättest es verhindern können.«
    Sie lächelte fast. »Nein. Ich glaube, das hätte niemand mehr verhindern können.«
    Er nickte. »Vielleicht nicht.« Er lächelte. »Und sie hat ihren Vetter Funke also doch noch gefunden? Nach so langer Zeit?«
    »Und sie hat ihn direkt aus dem Boudoir der Königin geholt. Er war Starbuck.«
    »Götter ...« Sein Gesicht wurde ausdruckslos. »Starbuck.« In seinem Mund klang das Wort so häßlich wie in ihrem. »Und .. . Mond?«
    Sie nickte mit verkniffenem Mund. »Ich weiß. Seltsame Bettgefährten, eine Sibylle und ein Monster. Aber ich kannte den Jungen sçhon, bevor Arienrhod ihn in die Finger bekam – und Mond auch. Und sie sieht immer noch diesen Jungen, obwohl sie die Wahrheit über ihn kennt. Vielleicht hat sie damit recht, vielleicht auch nicht, wer weiß? Dieses Urteil liegt nicht bei mir, und dafür danke ich den Göttern.«
    »Du hast ihn also gehen lassen? Aber damit sind seine Untaten nicht ausgelöscht. Das ändert nichts!« Seine Stimme klang rachsüchtig.
    Sogar dir geht also Rache über Gerechtigkeit, wenn die Wunde nur tief genug ist. Sogar dir. Und ich hielt dich die ganzen Jahre über für so etwas wie einen Heiligen.
Sie war aber nicht enttäuscht, eher erleichtert, da sie nun endlich verstand, daß auch er nur ein Mensch mit einem Recht auf menschliche Emotionen und menschliches Versagen war. »Ich weiß, Miroe ... und sie wissen es auch. Und eines Tages in ihrem Leben wird dieses Wissen wie ein offenes Grab über sie kommen und ihr Glück wie Rauch verwehen.« Sie sah das Wissen, was Starbuck seinen Mers angetan hatte, mit seinen Gefühlen für Mond ringen.
    Dann senkte er den Kopf, zuckte zusammen, schließlich akzeptierte er es.
    »Aber, Miroe, ich habe diejenige, die die wahre Schuld trägt ... ich spreche von Arienrhod. Sie hat ihm das angetan. Sie versuchte auch, die Macht in der Stadt zu übernehmen, indem sie eine Seuche unter den Sommern anzetteln wollte. Aber sie hatte keinen Erfolg damit, und mit der Dämmerung findet ihre unnatürlich lange Regentschaft ein unnatürliches Ende.«
    Ngenet sah wieder auf. »Das hat sie wirklich versucht? Die Königin von Winter?«
    »Ich sagte dir doch, was sie war. Und ich sagte dir, ich werde dafür sorgen, daß die Schuldigen bezahlen müssen. Ich habe alle meine Versprechen erfüllt.«
Abgesehen von denen, die ich mir selbst gegeben habe.
    »Dann schulde ich dir schon wieder meinen Dank, weil du dich um die Gerechtigkeit gekümmert hast. Wahre Gerechtigkeit, nicht blinde Gerechtigkeit.« Er lächelte kaum. »Bei unserem letzten Treffen, auch bei unserem ersten ... Wohin gehst du nun, Jerusha? Wo ist dein nächster Posten?«
    Sie stieß sich unvermittelt vom Schreibtisch ab. »Man schickt mich nach Big Blue.« Sie bewegte sich rastlos im Kreis und zupfte an den Ärmeln ihrer Jacke.
    Ngenet zog die Brauen in die Höhe, da sie nicht mehr sagte. »Wohin? Hoffentlich nicht in die Schlackelager«, was scherzhaft gemeint sein sollte.
    »Doch.« Sie wandte sich zu ihm um. »Genau dorthin. Ich habe das Kommando über die Straflager bekommen.«
    »Was?« Er lachte ungläubig, als könnte er nicht glauben, daß sie ihm nicht mit einem Scherz antwortete.
    »Das ist kein Witz«, sagte sie leichthin.
    Sein Lachen erstarb. »Du ... als Kommandantin eines solchen Ortes?« Er blickte zum Schreibtisch, als würde er von ihm eine Antwort erwarten. »Halten sie so wenig von Tiamat, daß eine Strafkolonie als Beförderung angesehen wird?«
    »Nein, Miroe.«
Sie halten so wenig von mir.
Sie bedeckte die Kommandantenabzeichen an ihrem Kragen mit der Hand. »Man könnte es als einen Fall blinder Gerechtigkeit bezeichnen. «
    »Möchtest du den Job?« Er strich sich über den Schnurrbart. »Nein.« Sie runzelte die Stirn. »Das ist eine Sackgasse, das Ende ... « Sie holte tief Luft.
    »Hast du dich denn nicht beschwert? Schließlich bist du ja die Kommandantin der Polizei ...« Er versuchte, das Unverständliche zu verstehen.
    Nun war es an ihr, ungewollt zu lachen. »Ich bin ein Witz, das haben sie

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