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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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aus mir gemacht. Entweder ich nehme die Stelle an, oder ich kündige.«
    »Dann kündige!«
    »Verdammt, das ist alles, was ich je von einem Mann zu hören bekomme. Gib auf ... gib nach ... du wirst nicht damit fertig! Aber das kann ich! Von dir habe ich mehr erwartet, aber ich hätte es wissen müssen ... «
    »Jerusha«, sagte er kopfschüttelnd,' »um Himmels willen, mach kein Ding aus mir.«
    »Dann behandle mich auch nicht wie eines.«
    »Ich möchte lediglich nicht mit ansehen müssen, wie du selbst eines aus dir machst! Und das wirst du an einem solchen Ort ... wenn du andere Menschen als Untermenschen behandeln mußt, dann machst du dich selbst dadurch zum Untermenschen. Entweder es zerstört deine Humanität, oder aber es zerstört deinen Verstand. Und ich will mich nicht daran erinnern müssen, daß du das freiwillig auf dich nahmst, oder mir vorstellen ...« Er machte Gesten der Sinnlosigkeit mit seinen großen Händen.
    »Was soll ich denn sonst tun? Ein Leben lang wollte ich etwas aus meinem Leben machen ... etwas Wertvolles, etwas Bedeutendes. Polizeioffizier zu werden gab mir das. Vielleicht war es nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber wovon kann man das schon behaupten?«
Wenn es
nur
etwas gäbe.
    »Du betrachtest es als wertvoll, was du dort tun wirst?« fragte er ätzend vor Sarkasmus. Er schob die Hände in die Taschen.
    »Das habe ich bereits beantwortet.« Sie wandte sich ab. »Vielleicht kann ich mich nach einer gewissen Zeit versetzen lassen. Außerdem, was habe ich schon für eine Wahl? Keine.«
    »Du könntest hierbleiben.« Eine unsichere Einladung.
    Sie schüttelte den Kopf, sah ihn aber nicht an. »Und was tun? Ich bin nicht aus dem Holz, aus dem man Fischerinnen schnitzt.«
Sag mir, daß es noch andere Möglichkeiten gibt!
    Doch wenn er darauf eine Antwort wußte, so wurde er durch die Ankunft von zweien der Offiziere am Aussprechen gehindert, die sie zurückbeordert hatte. Sie hatten Konfetti in den Haaren und gemarterte Gesichtszüge, doch sie salutierten respektvoll vor ihr.
    Sie erwiderte ihren Gruß und zupfte ihre Uniform zurecht. »Richten Sie sich ein wenig her. Sobald Mantagnes hier ist, werden Sie mich zur Zeremonie der Veränderung begleiten.«
    Sie strahlten bei der Aussicht, bei diesem Menschenopfer Plätze in der ersten Reihe zu bekommen und bedachten Tor Starhiker im Vorübergehen mit neugierigen Blicken. Jerusha rief sich ihre Gegenwart beschämt ins Gedächtnis zurück, doch dann bemerkte sie, daß Tor Starhiker bereits wieder eingeschlafen war.
    Miroe stand nachdenklich neben ihr und blickte zu Boden. »Du wirst dem ... Opfer beiwohnen?« Er schien Schwierigkeiten zu haben, das Wort auszusprechen, wie Tor auch. »Dem Tod der Schneekönigin?«
    Sie nickte, fühlte sich aber unbehaglich bei dem Gedanken, obwohl sie schon so lange drauf hinlebte.
Der Tod der Schneekönigin. Ein Menschenopfer. Götter.
Und doch fragte sie sich, warum die saubere öffentliche Hinrichtung einer Frau, die den Tod hundertfach verdiente, schlimmer sein sollte als der lebende Tod und die Strafe des Ortes, wo sie hingehen würde. Die Götter wußten, eine Gesellschaft, die mit nur zwei Todesopfern eine völlige Restrukturierung durchmachen konnte, war besser als die meisten. »Das ist meine letzte offizielle Handlung als Repräsentantin der Hegemonie, wir übergeben der neuen Königin sozusagen die Schlüssel zu ihrem Königreich.«
Und sehen bedauernd zu, wie Arienrhod ertrinkt.
Sie senkte verlegen den Blick. »Wirst du mich begleiten, Miroe? Ich weiß, du bist nicht gerne Zeuge davon, aber ich stelle meine Frage nicht leichtfertig.«
    Er verlagerte sein Gewicht, seine Gefühle kamen ins Wanken. »Ja, ich werde mitkommen. Aber du hast recht, eigentlich wollte ich so etwas nie sehen. Aber da ich nun alles über sie weiß ... Sie sagen immer, es wäre eine Katharsis, das lebende Symbol einer alten Ordnung sterben zu sehen, etwas, das jeder braucht, um den Haß in seiner Seele auszubrennen. Nun, ich hätte nie geglaubt, daß ich das einmal brauchen würde, aber vielleicht bin ich nach allem doch nicht besser als alle anderen.«
    »Willkommen im Klub«, sagte sie und lächelte dünn. »Bin gleich zurück.« Sie ging in ihr Büro, um Helm und Mantel zu holen.
    Als sie zurückkam, fand sie bereits den wartenden Mantagnes vor, der ebenfalls ihrem Ruf gefolgt war, er grinste gönnerhaft. Sie erwiderte seinen Salut ausdruckslos und befahl ihm, ihren Platz in der Station einzunehmen.
    Auf

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