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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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war.
    Aber sie hatte versagt. Sie hatte den Schlüssel für Tiamats Zukunft weggegeben und hatte auch darin versagt, ihren geänderten Plan, selbst Tiamat in diese Zukunft zu führen, auszuführen. Sie hatte Mond endgültig verloren, weggeschickt, wo diese doch ihre allerletzte Hoffnung gewesen war .. . Und irgendwie hatte sie in der Zwischenzeit auch die Perspektive für ihre eigene Zukunft verloren. Einst hatte sie so gelebt wie die Sommer, aber das war schon viel zu lange her. Sie konnte es sich nicht einmal mehr vorstellen, zurückzukehren und wieder wie eine Barbarin zu leben. Und selbst wenn man die Sommer daran hindern konnte, jedes Produkt der Technik zu zertrümmern, das sie noch in der Stadt fanden, würde die Stadt und Tiamat selbst doch nur noch ein blasses Hologramm der einstigen Raumhafenmetropole sein, die sie einst gewesen war.
    Einst hatte sie daran geglaubt – noch in der festen Überzeugung, daß Mond, ihr Klon, ihre Reinkarnation sein würde –, daß ihr der Opfergang leicht fallen würde. Sie hätte ihre traditionelle Rolle bis zum Ende gespielt und den Tod nur als eine letzte Erfahrung für einen Körper angesehen, der schon alle Empfindungen kannte. Sie hatte das Leben nicht bedauern wollen, denn das Leben, das sie kannte, würde aufhören zu existieren.
    Doch dann hatte sie Mond verloren und statt dessen Funke gefunden, aber erst, nachdem sie bereits neue Pläne geschmiedet hatte, deren Fundamente in ihr selbst lagen, und sie hatte wieder den Blick für alles verloren. Sie hatte vergessen, daß sie und ihr Geliebter altern würden und große Härten auf sich nehmen mußten, um Winter und sein Erbe am Leben zu erhalten. Nein, nicht vergessen, sie hatte es ignoriert, denn das größere Ziel und die größte Chance auf Unsterblichkeit hatte schwerer gewogen.
    Aber nun ... nun hatte sie völlig und bedingungslos versagt. Sie würde hier in der ewigen Dämmerung sterben und zu einer weiteren in der langen Reihe vergessener Königinnen werden, die ohne Sinn und Zweck gelebt hatten und gestorben waren. Aber sie war nicht bereit, auf diese Weise zu sterben! Nein –
    nicht ohne ihr Vermächtnis für die Zukunft zu hinterlassen! Verdammt, verdammt sollten sie sein, diese Außenweltlerbastarde, die ihre Pläne vereitelt hatten, die ihren Plan für die Zukunft ruiniert hatten, um den Fortbestand ihres eigenen zu sichern. Und verdammt sollten auch diese elenden und strohdummen Sommer sein, diese johlenden und stinkenden Kretins, die alles Wissen mit beiden Händen zum Fenster hinauswarfen ... Sie blickte von Seite zu Seite und verlieh ihrer vergeblichen Wut mit rasenden Blicken Ausdruck.
    »Was ist los, Arienrhod? Ist dir endlich aufgegangen, daß das das Ende ist?«
    Sie blickte Starbuck an und erstarrte.
»Wer bist du?«
Sie flüsterte, doch in ihrem Verstand war die Frage lauter als das Brüllen der Menge. »Wer bist du? Du bist nicht Starbuck!« Sie befreite sich aus seiner Umarmung.
Funke ... oh, Götter, was ist mit ihm geschehen?
    »Ich bin Starbuck. Erzähl mir nicht, daß du mich bereits vergessen hast, Arienrhod.« Er umklammerte ihre Hand mit eisernem Griff. »Es ist doch erst fünf Jahre her. « Er drehte seinen behelmten Kopf, damit sie ihm in die Augen sehen konnte – gnadenlose, dunkelbraune Augen mit langen Wimpern .. .
    »Herne!« Sie schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein .. . Götter, das kannst du mir doch nicht angetan haben! Du Krüppel, du Toter – du kannst nicht hier sein, das werde ich nicht zulassen!«
Funke ... verdammt, wo bist du?
»Ich werde ihnen sagen, daß du der Falsche bist!«
    »Sie werden nicht auf dich hören.« Sie spürte sein Grinsen. »Sie wollen lediglich einen Außenweltlerkörper, den sie ins Meer werfen können. Wer das ist, ist ihnen egal. Warum sollte es dir da nicht egal sein?«
    »Wo ist er?« fragte sie wütend. »Wo ist Funke? Was hast du mit ihm gemacht? Und warum?«
    »Also liebst du ihn wirklich so sehr.« Hernes Stimme war rauh. »So sehr, daß du ihn mit ins Grab nehmen möchtest?« Finsteres Lachen. »Aber wiederum nicht so sehr, daß du ihm ein Leben ohne dich gönnst ... oder statt dessen mit deinem anderen Selbst: gierig bis zum Schluß. Ich habe die Plätze mit ihm getauscht, weil er dich nicht so sehr liebt, daß er für dich sterben würde – aber ich tue es.« Er preßte die Hand, die er immer noch hielt, gegen seine Stirn. »Arienrhod ... du gehörst zu mir, wir beide sind aus demselben Holz. Nicht zu diesem Schwächling, er war

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