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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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er an dich denken, hätte er gar nicht erst gefragt. Warte, bis er zu dir kommt. Warte, bis er erwachsen geworden ist und nicht mehr nur an sich selbst denkt.«
    Mond schüttelte den Kopf. »Mutter, du sprichst von Funke! Er würde nicht schreiben, er kann nicht kommen, wenn er nicht in ernster Gefahr wäre.«
Und ich habe ihn schon einmal verraten.
Sie sah wieder zum Fenster hinaus. »Ich kenne ihn.« Sie nahm eine der Muscheln.
Ich liebe ihn.
    Ihre Mutter trat an ihre Seite. Sie spürte das Zögern, mit dem sogar ihre eigene Mutter ihr inzwischen begegnete. »Ja, wahrscheinlich schon.« Ihre Mutter sah zu Gran hinüber, die immer noch am Tisch saß und sich völlig auf ihre Arbeit konzentrierte. »Du kennst ihn besser als ich. Du kennst ihn besser, als ich dich kenne.« Ihre Mutter berührte sie an der Schulter und drehte sie um, bis sie einander ins Gesicht schauten. Für einen Augenblick erkannte sie Ehrfurcht und Sorge im Blick ihrer Mutter. »Meine Tochter, eine Sibylle. Kind meines Herzens, Frucht meines Leibes, manchmal glaube ich, ich kenne dich kein bißchen.«
    »Mama ...« Mond beugte den Kopf und preßte ihre Wangen gegen die schwieligen Hände ihrer Mutter. »Du sollst so etwas nicht sagen.«
    Ihre Mutter lächelte, als wäre damit eine unausgesprochene Frage beantwortet worden.
    Mond richtete sich wieder auf, nahm die Hand ihrer Mutter behutsam zwischen ihre und drückte sie an die Brust. »Ich weiß, ich bin eben erst nach Hause zurückgekehrt, und ich hätte so gerne etwas Zeit mit dir verbracht.« Der Griff ihrer Hände wurde fester, sie senkte den Blick. »Aber ich muß wenigstens mit dem Außenweltler reden.«
    »Ich weiß.« Ihre Mutter nickte, immer noch lächelnd. Sie hob den Regenmantel auf, der neben Monds Koje lag. »Nun weiß ich wenigstens, daß die Herrin dich begleitet, wenn ich es schon nicht vermag.«
    Mond streifte den Mantel über und verließ das Haus. Sie folgte dem steinigen Pfad zu den terrassenförmig angelegten Feldern des Dorfes. Aus Angst, sie könnte das Schiff des Außenweltlers jeden Augenblick starten sehen, rannte sie fast. Und tatsächlich, gerade als sie die Mauer der letzten Terrasse erklomm, vernahm sie ein hohes Wimmern, das Geräusch eines außenweltlerischen Antriebsaggregats.
    »Halt!« Sie lief noch schneller. Aus den Augenwinkeln sah sie eine Meute neugieriger Kinder, die in vorsichtiger Entfernung am Rain des Feldes standen und ihr zuwinkten, weil sie dachten, ihr Winken hätte ihnen gegolten. Der Mann in der Flugmaschine öffnete die Tür einen Spalt breit, um sie ebenfalls anzusehen. Das Wimmern erstarb.
    Er sprang aus dem Fahrzeug und richtete sich auf. Er trug Kleidung wie die eines Inselbewohners, doch bestand sie aus einem Material, welches sie noch niemals zuvor gesehen hatte.
    Erst als sie erkannte, daß er ihr nicht vor der Nase wegflog, verlangsamte sie ihren Schritt. Er stemmte die Hände in die Hüften und blickte auf sie herab, während sie sich ihm näherte. Erst jetzt erkannte sie, wie groß er wirklich war, sie reichte ihm kaum bis zur Schulter. »Schon gut, kleine Lady, was plagt uns denn?«
    Sie blieb stehen. Der Tonfall seiner Stimme machte sie zu einem weiteren kindischen Hindernis in einem öden Feld auf einer gottverlassenen Felseninsel. »Ich ... ich dachte, Sie würden schon starten.«
    »Das werde ich auch, sobald ich meine Werkzeuge an Bord habe. Warum fragst du?«
    »Schon so bald.« Mond betrachtete ihren Mantel, ihr Entschluß nahm feste Formen an. Wenn, dann konnte es ebensogut jetzt sein. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, bevor Sie gehen.«
    Er sah sie nicht einmal an. Er schloß gerade ein Fach unter der Einstiegsluke und winkte ungeduldig ab. »Wenn du wissen möchtest, aufgrund welcher Magie das Schiff fliegt, dazu habe ich leider keine Zeit. Ich komme ohnehin schon zu spät zu einer Verabredung.«
    »Ich weiß, wie sie fliegen, das hat mir mein Vetter erklärt.« Unterdrückter Zorn machte ihre Stimme zittern. »Ich möchte, daß Sie mich nach Karbunkel mitnehmen.«
    Diesmal sah er auf, sein Blick war leicht verwundert. Sie zwang sich zu einem Lächeln, das besagen sollte, sie hätte ein gutes Recht, ihn darum zu bitten. Mehrere Antworten schienen ihm auf der Zunge zu liegen, doch schließlich hob er nur wortlos seinen Werkzeugkasten auf. »Tut mir leid. Ich fliege nicht nach Karbunkel.«
    »Aber ... « Mit einem raschen Schritt trat sie zwischen ihn und die offene Tür. »Wohin gehen Sie?«
    »Nach Shotover Bay,

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