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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wunderbar.«
    »Wunderbar.« Funke lehnte sich gegen die Mauer des Ladens und blickte die Allee hinab. »Und nach dem Ball ist alles vorbei.«
    »Ja. Der letzte Ball. Dann werden die Außenweltler uns verlassen, und die Sommermenschen müssen nordwärts wandern. Das Leben, wie ich es immer gekannt habe, wird zu Ende sein. Diesmal wird die Wahl der Königin für Einen Tag kein Spaß sein ... die Maske der Sommerkönigin wird meine letzte und beste Schöpfung werden.«
    »Was wirst du tun, wenn der Ball vorüber ist?« Er erkannte plötzlich, daß die Frage mehr als rhetorisch war.
    »Ein neues Leben beginnen.« Endlich zufrieden, knüpfte sie den letzten Knoten. »Wie jeder andere in Karbunkel auch.
    Daher wird es die Veränderung genannt, weißt du.« Sie hielt die fertiggestellte Maske hoch, als wollte sie sie den Passanten zum Kauf anbieten. Er sah, daß manche lächelnd herübersahen.
    »Warum haben sie dich Fate 1 genannt? Ich meine deine Eltern.«
    »Meine Mutter. Hast du es noch nicht erraten? Aus denselben Gründen, aus denen du Funke heißt. Festtagskinder haben immer besondere Namen.«
    »Du meinst, beim vorletzten Ball ...?«
    Sie nickte. »Und es ist eine schwere Bürde, ein Leben lang so einen Namen zu haben. Sei froh, daß es dir nicht so erging.«
    Er lachte. »In Karbunkel ist es schon schwer genug, ›Sommer‹ zu heißen. Es ist wie ein Anker, der verhindert, daß ich hingehen kann, wohin ich will.« Er griff erneut nach seiner Flöte und führte sie an die Lippen, um etwas zu spielen, doch dann ließ er sie wieder sinken und blickte zum Zugang der Allee hinüber, von dem sich ein ehrfürchtiges Murmeln von Person zu Person in ihre Richtung ausbreitete.
    »Was ist los?« Fate legte die Maske beiseite und runzelte unwillkürlich die Stirn.
    »Jemand kommt die Allee herab. Ein Reicher.« Er konnte den kostbaren Stoff erkennen, bevor er Gesichter ausmachen konnte. In der Tat kamen Fremde herbei. Etwa ein halbes Dutzend Frauen und Männer, doch sein Blick galt einzig und allein der offensichtlichen Anführerin der Menge. Ihre üppige, exotische Kleidung verblaßte plötzlich zur Bedeutungslosigkeit, als er ihr Gesicht sehen konnte ..
    »Funke?« Fates Hand suchte seinen Arm und umklammerte ihn.
    Er antwortete nicht. Er erhob sich langsam, während die ganze Welt sich von ihm zurückzog, bis er allein in einem privaten Raum war, in dem es nur noch eine gab ... »Mond!«
    Sie blieb stehen, lächelte ihm erkennend zu, dann wartete sie, während er auf sie zueilte.
    »Mond, was ist nur .. .?«
    Ihre Begleiter stürzten auf ihn zu, riegelten ihn von ihr ab und hielten ihn an den Armen fest. »Was ist denn in dich gefahren, Junge? Du wagst es, dich der Königin zu nähern?«
    Doch sie hob eine Hand und bedeutete ihnen damit, ihn loszulassen. »Schon gut. Ich erinnere ihn an jemand anderen, das ist alles ... Ist es nicht so, Funke Dawntreader Sommer?«
    Sie alle starrten sie an, aber wahrscheinlich keiner so ungläubig wie er. Sie war Mond, sie
war
Mond ... aber doch auch wieder
nicht
Mond. Er schüttelte den Kopf.
Nicht Mond. Die Königin ...
Also war das die Schneekönigin, die Königin des Wintervolkes, die vor ihm stand. Verlegen und halb furchtsam sank er vor ihr auf die Knie.
    Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn wieder hoch. »Das ist nicht nötig.« Er hob den Kopf, doch sie betrachtete ihn so eindringlich, daß er sich errötend abwenden mußte. »Man begegnet selten einem Sommer, der Respekt empfindet. An wen erinnere ich dich denn so sehr, daß du sie in mir zu erkennen glaubtest?« Sogar ihre Stimme war dieselbe, wenn sie ihn auch zu verspotten schien.
    »Meine ... Cousine, Eure Majestät. Meine Cousine Mond.« Er schluckte. »W-woher wißt Ihr, wer ich bin?«
    Sie lachte. »Wärst du ein Winter, dann würdest du das nicht fragen. In der Stadt entgeht nichts meiner Aufmerksamkeit. So habe ich zum Beispiel schon von deinem außergewöhnlichen musikalischen Talent vernommen. Ich bin heute nur hergekommen, um dich zu sehen. Ich möchte dich bitten, im Palast für mich zu spielen.«
    »Ich?« Funke rieb sich die Augen, denn plötzlich vermochte er nicht mehr eindeutig zu sagen, ob er wach war. »Aber niemand hört meiner Musik zu ...« Die wenigen Münzen des heutigen Tages klimperten in seiner Tasche.
    »Die richtigen Leute schon«, hörte er Fate hinter sich sagen. »Sagte ich das nicht schon immer?«
    Der Blick der Königin folgte seinem. »Nun, Maskenmacherin? Wie schreitet die Arbeit voran? Ist

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