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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Frau bin.« Sie spürte einen Druck in ihrer Brust, bis sie meinte, ihr Herz müßte zerspringen. »Aber ich will das nicht! Verdammt, ich mag die Königin ebensowenig wie Sie auch, ich will nicht Kommandant werden – nicht, wenn ich nur eine Marionette wäre!«
Eine Falle, das ist eine Falle .. .
    »Das steht nicht in Ihrer Macht, Kommandant PalaThion ... es sei denn, natürlich, sie würden Ihren Abschied einreichen«, sagte Hovanesse. »Ich werde selbstverständlich darauf achten, daß Ihre Zweifel an Ihrer Tauglichkeit zum Amt des Kommandanten sorgfältig aufgezeichnet werden.«
    Sie antwortete nicht, da ihr keine passenden Worte einfielen.
    Mantagnes griff an seinen Kragen und entfernte die Insignien, die er offensichtlich für immer zu tragen gehofft hatte, und warf sie auf den Schreibtisch. Sie konnte gerade noch rechtzeitig zugreifen, um zu verhindern, daß eines davon auf den Boden fiel. »Meinen Glückwunsch.« Er salutierte mit mechanischer Präzision.
    Sie beugte steif den Kopf. »Entlassen ... Inspektor Mantagnes. «
    Die beiden Männer verließen wortlos das Zimmer.
    Jerusha nahm wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz. Ihre Finger umschlossen die geflügelten Kommandantenabzeichen, die in ihre Handflächen schnitten. Das war Arienrhods Tat, Arienrhods Rache.
Kommandant PalaThion ...
Die Königin hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie hatte ihr eine Herausforderung entgegengeschleudert, die, so erwartete Arienrhod, ihre Karriere ruinieren würde.
    Aber beim Bastard Bootsmann, sie war nicht durch Schwäche oder Einfalt zur Blauen geworden. Nun war sie also Kommandant PalaThion – na gut, verdammt nochmal, würde sie eben das Beste daraus machen! Sie hob langsam und genüßlich die Hände, um das Abzeichen an ihrem Kragen zu befestigen. »Wenn du meinst, du könntest mich ruinieren; wenn du meinst, ich würde scheitern«, sagte sie laut zu einer imaginären Schneekönigin, »dann war das dein zweiter Fehler.« Aber ihre Hände zitterten.
Ich werde nicht scheitern! Meine Fähigkeiten sind so gut wie
die jedes Mannes!
Sie spürte den Schmerz alter, tiefer Wunden, die ihr Selbstvertrauen schwächten.
    Sie öffnete die Schublade ihres Schreibtisches und griff nach der Packung Iestas. Doch das Bild von LiouxSkeds Leiden kam ihr wieder in den Sinn, und ihre Hand zögerte. Dann verschloß sie die Schublade wieder. Seit seiner Überdosis hatte sie die Iestas nicht mehr angerührt.
    Ihr Blick glitt wieder zu dem geheimnisvollen Päckchen. Sie zog es zu sich her, um ihre Hände und Gedanken damit abzulenken. Sie löste die Schnur und entfernte das braune Packpapier, das ein grobes Kästchen umgab. Sah nach etwas aus, das mit einem Händlerschiff von den Außenbezirken gekommen war, aber dort draußen gab es niemanden, dem sie es zugetraut hätte, einem Polizeiinspektor ein Päckchen zu schicken.
    Sie öffnete die Schachtel vorsichtig und nahm den Inhalt heraus: es war eine Muschel, doppelt so groß wie ihre Handfläche. Einer der dünnen Auswüchse war abgebrochen. Sie war von der Farbe des Sonnenaufgangs, und ihre Oberfläche war geduldig poliert worden, bis sie wie der dämmerige Himmel glänzte. Sie hatte sie zuletzt auf dem Sims über der Feuerstelle von Ngenet ran Ahase Miroes Haus gesehen und bewundert - während sie dem Prasseln der Flammen lauschte und von dem starken schwarzen Tee trank, den ihr Ngenet noch angeboten hatte, bevor sie nach Karbunkel zurückgekehrt war. Sie erinnerte sich nun mit aller Deutlichkeit an diesen friedlichen Augenblick, und das beruhigte sie. Ein ironischer Gedanke: der einzig erfreuliche gesellschaftliche Besuch seit ihrer Ankunft auf dieser Welt, war bei einem Mann gewesen, der wahrscheinlich die Gesetze brach ...
    Sie untersuchte das Innere der Muschel mit den Fingern, dann stülpte sie die Verpackung um, aber es war keine Nachricht für sie beigelegt. Sie seufzte - unsicher, was sie erwartet hatte, und vage enttäuscht, es nicht vorzufinden. »Glückwünsche zur Beförderung, Geia Jerusha«, sagte sie müde. Sie nahm die Muschel in die Hände und schloß die Augen, dann hielt sie sie ans Ohr, wie Ngenet es ihr gezeigt hatte, und lauschte der Stimme des Meeres.
     

18
    HE, FUNKE, GEH NICHT WEG SOLANGE DU NOCH HEISS BIST, GIB UNS WENIGSTENS DIE CHANCE FÜR EINEN GLEICHSTAND.
    Der Hologrammkörper über dem Stadtmodell auf dem Spieltisch schleuderte ihm seinen Protest entgegen, als er das zerbrechliche Kopfset abzog. Aber er hängte es trotzdem ans Terminal,

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