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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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klang ungläubiger, als hätte er ihr gesagt, er würde keine Kleider tragen. »Warum nicht?«
    »Mir ist in letzter Zeit nicht mehr nach Spielen zumute.« Sie beugte sich über die Maske nach vorne und wartete. »Ich war zu beschäftigt.« Defensiv.
    »Ich dachte, das tust du für die Königin – Flöte spielen.« »Nicht mehr. Ich ... äh ...tue jetzt andere Dinge.« Er wand sich auf der harten Stufe. »Andere ... Dinge.«
    Sie nickte. Er hatte vergessen, wie beunruhigend der Blick ihres dritten Auges sein konnte. »Etwa spielen und zuviel Wein trinken, besonders im ParallaxView. « Das war eine Feststellung.
    »Woher weiß du ... wo ich gewesen bin?« Er war nicht bereit, den Rest zuzugeben.
    »Das rieche ich. Ihre Aromen sind von D'doille importiert. Jeder Ort hat seine eigene Identität, wie auch jede Droge. Außerdem ist deine Stimme unsauber geworden.«
    »Sag mir, ob ich gewonnen oder verloren habe.« »Gewonnen. Sonst würde deine Stimme nicht so stolz klingen.«
    Er lachte, aber es war kein heiteres Lachen. »Du würdest eine gute Blaue abgeben.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf und suchte mit der Nadel nach dem Loch in einer Perle. »Um eine Blaue zu werden, braucht man ein gewisses Gefühl moralischer Überlegenheit. Ich aber weigere mich, meine Mitsünder zu richten. Ah ... « Die Perle glitt an ihre vorbestimmte Stelle. »Grüne Federn, bitte.«
    »Das weiß ich.« Er händigte ihr die Federn aus.
    »Bist du deswegen heute hergekommen?« Sie tauchte einen Finger in Leim und klebte die Federn fest. »Solange du die Spieltische noch bei Sinnen verläßt, kann die Königin sich nicht darüber beschweren, wie du deine Freizeit verbringst und dein Geld ausgibst, nicht wahr?«
    »Sie will, daß ich spiele. Sie gibt mir das Geld.« Die Worte kamen ihm ungewollt über die Lippen. Er spürte bereits das große Geheimnis in seiner Kehle aufsteigen und wußte, daß es nur noch eine Frage der Zeit war.
    »Wirklich? Bist du so gut?« Fate sagte es, als würde sie es bezweifeln.
    »Nein. Ich mache das, um zu lernen. Um zu erfahren, was die Außenweltler tun, was sie denken, was sie für Pläne haben, damit ich ihr das sagen kann ...«
    »Ich dachte, dafür hätte sie Starbuck.«
    »So ist es.« Die unsichtbare Wand der Entfremdung schien sich um sie zu schließen und hinterließ völliges Schweigen. Er konnte die Worte, die eigentlich stolz hätten klingen müssen, kaum aussprechen: »Ich bin Starbuck.«
    Das leise Geräusch ihres Einatmens war ihre einzige Antwort. »Ich hörte, daß es einen neuen Starbuck geben soll. Ist das wahr, Funke? Du, ein Sommer, ein ...«
Ein Junge,
aber das sprach sie nicht aus.
    »Halb Sommer.« Er nickte. »Ja, es stimmt.«
    »Wie? Warum?« Ihre Hände lagen bewegungslos über dem klaffenden Mund der Maske.
    »Weil sie Mond so sehr ähnelt. Und Mond ist verschwunden.« Arienrhod war das einzige, das sich nicht verändert hatte, sie war das einzige, was noch real war, realer als sein eigenes Fleisch. »Sie kannte Mond und wußte, was sie für mich bedeutete. Sie ist die einzige, die verstehen kann ... « Und dann erzählte er ihr, was zwischen ihm und Arienrhod vorgefallen war (aber nicht alles), nachdem man Mond entführt hatte. »Daher mußte ich Starbuck herausfordern, weil ich sie liebe. Und sie ließ es zu, weil sie mich liebt. Und ich habe gewonnen.«
    »Wie konntest du denn so einen Mann töten?«
    »Ich tötete ihn mit meiner Flöte - im Saal der Winde.«
Aber er ist nicht gestorben.
    »Und seitdem hast du nicht mehr gespielt.« Fate schüttelte den Kopf. Eine Locke rollte auf ihre Schulter. »Sag mir ... hat es sich denn gelohnt?«
    »Ja!« Er wich überrascht vor dem Klang seiner eigenen Stimme zurück.
    »Warum meine ich dann, ›nein‹ verstanden zu haben?«
    Er umklammerte ein Tablett mit den Fingern, seine Muskeln spannten sich. Sie sah es nicht. »Ich mußte Starbuck werden. Ich mußte der Beste sein, sonst .. . sonst wäre ich ihrer nicht wert gewesen. Ich will der einzige sein, auf den es ihr ankommt. Aber ich hatte gedacht, wenn ich das Duell erst gewonnen hätte, wäre es einfach, aber das ist es nicht. Ich glaubte, dann alles zu bekommen, was ich mir immer gewünscht hatte.«
    »Und das ist nicht der Fall.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich nur wüßte, was mit mir los ist! Immer geht alles schief - was ich auch anpacke.«
    »Das bedeutet vielleicht, du hättest von Anfang an die Finger davon lassen sollen. Du kannst immer noch in die Sommerwelt

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