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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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zurückkehren. Niemand hält dich auf.«
    »Wohin zurück?« Funke spie die Worte fast aus. »Nein, ich kann nicht zurück. Er hatte sich diese Frage bereits selbst gestellt und die Antwort erhalten. »Niemand geht zurück, das habe ich mittlerweile gelernt, wir gehen immer weiter und weiter, es gibt niemals einen Grund . .. Ich will Arienrhod nicht verlassen, ich kann es auch nicht. Aber wenn ich nicht sein kann, was sie von mir erwartet, werde ich sie trotzdem verlieren.«
Herne wußte es, Herne weiß alles .. .
    »Du wirst einen Weg zum Puls der Außenweltler finden. Wenn du schlau genug warst, Starbuck zu übertrumpfen, dann wirst du dazu auch schlau genug sein. Du wirst langsam zu Starbuck werden, du hast bereits damit begonnen.«
    Etwas in ihren Worten, eine Spur Traurigkeit, überraschte ihn. Er ballte eine Hand zur Faust und strich mit der anderen darüber. »Ich muß. Ich muß daran glauben - bevor die Jagd wieder beginnt.«
    »Die Jagd nach dem Wasser des Lebens? Die Merjagd?«
    »Ja.« Er sah hinab durch das Pflaster, durch das Herz der Stadt und der Welt, hinunter zu den Abschnitten des Meeres, die von den Winteradligen kontrolliert wurden. In Gedanken durchlebte er die Jagd wieder: Das Diadem nackter Felsen im Antlitz des Meeres, den Rhythmus des Ozeans, den er durch die Schiffsplanken spüren konnte, das Lied der Welt, die er hinter sich gelassen hatte. Er erinnerte sich, wie sehr er plötzlich den Horizont abgesucht hatte, mit welchem Sehnen ... Doch wenn die Herrin ihn heimgerufen hatte, so hatte er Ihre Stimme nicht mehr verstehen können. Vielleicht, weil er zur Merjagd gekommen war, oder vielleicht auch, weil das Meer einfach nur noch das Meer für ihn war, eine Ansammlung von Flüssigkeit, eine chemische Lösung.
    Er hatte das Ufer der nahegelegenen Insel abgesucht, wo eine kleine Merkolonie am Strand in der Sonne gelegen hatte, bis die Hunde sie ins Wasser, und damit in die aufgespannten Netze getrieben hatten, in denen sie ertranken. Wenn sie nicht zweimal stündlich an die Oberfläche kommen konnten, um zu atmen, starben sie.
    Kein Sommer würde einen Mer töten. Sie waren die Kinder der Herrin, die geboren wurden, nachdem Sterne vom Himmel gefallen waren und die Inseln gebildet hatten, das Land. Es wurde behauptet, der Seemann, der versehentlich einen Mer tötete, würde von diesem Tag an vom Glück verlassen sein .. . der Seemann, der einen vorsätzlich umbrachte, wurde vom Rest der Mannschaft ertränkt. Er hatte Hunderte verschiedener Geschichten von Mers gehört, die über Bord gegangene Seeleute gerettet hatten, sogar ganze Schiffsmannschaften, die in Seenot geraten waren, er hatte den Mer gesehen, der im Hafen der Gateway Insel lebte und mit seinem schwarzen Rücken den Weg markierte, der Schiffe gefahrlos durch das Gatewayriff lotste. Er erinnerte sich an die Mers, die sie auf der Insel der Sibyllen begrüßt hatten. Er hatte noch nie von einem Mer gehört, der etwas Böses getan oder jemanden verletzt hatte.
    Aber für das, was sie den Menschen Gutes tun konnten - ihnen die ewige Jugend verschaffen - mußten sie sterben. Er hatte immer geglaubt, es wäre ein Märchen, daß die Mers unsterblich waren und durch ihren Tod ihre Unsterblichkeit an die Menschen abgaben - bis er nach Karbunkel gekommen war. Dort hatte er die Königin kennengelernt, die seit einhundertfünfzig Jahren regierte ... und Arienrhod hatte ihm den Zerstäuber mit der silbernen Flüssigkeit in die Hand gegeben, und er hatte sie sich in den Rachen gesprüht und erkannt, auch er konnte ewig jung bleiben.
    Und so war er dagestanden und hatte mit seiner Anwesenheit für seine Unsterblichkeit bezahlen müssen, er hatte alles verraten, woran er je geglaubt hatte, während die Hunde ihre hilflosen Opfer gefangen und ertränkt hatten.
    Dann hatten sie die Netze an Bord geholt und ihn wie ein nutzloses Ding beiseite geschoben, was er ja auch war, und sie hatten sich niedergekauert und mit ihren Messern die bloßen Merkehlen aufgeschlitzt, um das ausströmende, kostbare Blut aufzufangen, während ihre Tentakel sich röteten und die Schiffsplanken unter seinen Füßen glitschig wurden.
    Die rote Flüssigkeit war ins Meer zurückgetropft, und die Körper, deren Augen sogar im Tod noch unglücklich dreinblickten, hatten sie hinterher geworfen.
Sinnlos ... alles sinnlose Verschwendung!
Er hatte sich abgewandt, lange bevor die Schlächterei zu Ende war, mit blutendem Herzen, und in der unendlichen Weite von Meer und Himmel Vergessen

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