Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt
Winterleute reichten das Stück Netz herum, befingerten es und tasteten es ab. »Nein, Herrin«, meinte ein Mann. »So etwas hätte Borah Clearwater nie auf seinem Land geduldet.« Er zog eine Grimasse. »Der alte Mann hielt nichts von Neuerungen, mögen die Götter ihm Ruhe geben. Er sagt ...
sagte
immer, eher würde er sich mit einem Monofilament erhängen, als es zum Fischen zu benutzen.
Mond wußte, daß der Mann recht hatte. »Ja«, murmelte sie, »das klingt ganz nach ihm ... Dann bedeutet das, daß ein anderes Boot in diesen Gewässern war – vermutlich eines mit einer Wintermannschaft.«
Funke zuckte die Achseln und kam zu ihr. »Schon möglich. Aber vielleicht haben die Mers dieses Stück Netz gefunden, wie es im Wasser trieb. Ich fragte sie, wo die Menschen in dem Boot geblieben seien ... Aber das scheint nur die See zu wissen.«
»Es könnte sein, daß jemand Gran und Borah mit einem Netz ertränkt hat«, beharrte sie. »Du weißt doch, wie sehr Kirard Set Wayaways hinter den Clearwater Ländereien her war; und Borah weigerte sich eisern, sie ihm zu verkaufen.«
»Mond«, sagte Funke leise, »du hast keinen Beweis.
Ich weiß, was du von Kirard Set hältst, ich habe keine bessere Meinung von ihm. Aber Mord ...?«
Sie blickte zum Boot hin. »Ich bekam nicht mal die Chance, Lebewohl zu sagen. Ich habe Gran nie erzählt, wie sehr ich ...« Ihre Stimme brach ab. Sie streifte seine Hand ab und spürte, wie ihre ohnmächtige Trauer sich zu Wut verhärtete, während sie in Gedanken Kirard Sets listiges Gesicht sah. »Nein, ich kann nicht beweisen, daß er an dem Tod der beiden schuld ist, ich weiß nur, daß dieser Unfall ihm sehr gelegen kommt. Er hat sich gewünscht, daß Borah und Gran etwas zustieße, und allein deshalb halte ich mein Versprechen, das ich Borah gab: solange ich lebe, werde ich seine Ländereien schützen.« Sie drehte sich um und ging am Strand entlang zu ihrem Boot, das sie nordwärts zurück nach Karbunkel bringen würde.
KARAREMOUGH
Gundhalinus Besitz
P andahra!« rief Gundhalinu, als er die Eingangshalle betrat; seine Stimme hallte durch das Haus. Er warf seine Uniformjacke dem Servo zu, der ihm entgegenkam, stülpte ihm seinen Helm über den gesichtslose Kopf und grinste, als der mechanische Diener ihm vorwarf, er sei kein Hutständer. »Dann such einen!« erwiderte er lachend. Er durchquerte ein Zimmer und rief abermals den Namen seiner Frau.
»Gundhalinu-bhai ist im Schnittblumengarten, Sir«, leierte der Servo hinter ihm her.
Gundhalinu machte kehrt, passierte die Studierstube und das Sonnenzimmer und gelangte auf den südlichen Patio. Pandhara kam mit einem Armvoll Blumen aus dem Garten und blieb erfreut stehen, als sie Gundhalinu sah. »BZ! Seid Ihr schon hier? Ich hatte Euch erst morgen erwartet.«
Auch er hielt inne, erstaunt über den begeisterten Empfang; insgeheim war er erleichtert, daß sie von seinem Kommen nicht enttäuscht war, und er sie nicht in den Armen eines Liebhabers überraschte. »Ich hatte nicht damit gerechnet, das Shuttle noch zu erwischen, doch in letzter Sekunde habe ich es noch geschafft.« Lächelnd ging er weiter. »Der Gedanke, nicht nur eine, sondern sogar zwei ruhige Nächte verbringen zu dürfen, trieb mich zur Eile an.«
Sie begrüßten sich mit erhobenen Handflächen, und dabei ließ sie eine Blume fallen. Er bückte sich, hob sie auf und legte sie vorsichtig zu den anderen zurück.
»Ich habe die Blumen Euretwegen gepflückt«, erklärte sie. »Ich weiß ja, wie sehr Ihr sie liebt.«
Sein Lächeln wurde strahlender; er hielt ihr die Tür auf, als sie den Strauß ins Haus trug. Dort übergab sie ihn einem Servo mit den Worten: »Du weißt, was du damit tun mußt.«
In einem weitgeschnittenen Overall stand sie vor ihm; als sie sich ein paar Haarsträhnen zurückstrich, die aus ihrem Kopftuch herausgerutscht waren, sah er, daß ihre Hände bunte Farbflecke hatten. »Verflixt, BZ, nichts ist fertig! Ich hatte alles geplant, das ganze Haus sollte für Eure Ankunft hergerichtet sein, so wie Ihr es gern mögt, aber tagsüber war ich mit einer neuen Bioskulptur beschäftigt, ich habe mich noch nicht einmal saubergemacht.«
Er nahm eine ihrer gestikulierenden Hände, drehte sie um und betrachtete die rauhe, fleckige Innenfläche.
»Ich mag richtige Hände«, sagte er und schaute sie dabei an, um zu prüfen, ob sie sich an ihre erste Begegnung erinnerte.
Sie blickte überrascht drein und lächelte ihn schelmisch an.
»Das macht nichts,
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