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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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platzen zu wollen. All das nahm sie wahr in den wenigen Sekunden, die es dauerte, bis sie vollkommen bei Bewusstsein war. Ihre Lider flatterten zunächst, bevor sie es schaffte, sie ganz zu öffnen.
    Dunkelheit.
    Kälte. Sie fror erbärmlich und stellte fest, dass sie völlig nackt war. Dieser Umstand jagte ihr namenlose Angst bis tief in den Körper.
    Die Erinnerung setzte ein. Sie war doch mit dem Fahrrad unterwegs nach Haus gewesen! Mit diesem wunderschönen Flattern im Bauch, das sich tatsächlich wie Schmetterlinge anfühlte und selbst auf dem unheimlichen Weg durch den Wald nicht erlosch. Sven hatte sie geküsst, zum ersten Mal richtig geküsst, lange und zärtlich, und sie wäre so gern die ganze Nacht bei ihm geblieben …

    Was war passiert? Wie war sie hierhergekommen? Und wo war sie überhaupt?
    Jasmin versuchte die aufkeimende Panik zu bekämpfen, versuchte sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Unter sich spürte sie eine weiche Unterlage, wahrscheinlich eine Matratze, von ihr schien auch der ekelhafte Gestank auszugehen. Was war mit ihren Armen? Beide waren weit über den Kopf nach hinten gestreckt und taten weh. Jasmin versuchte sie zu bewegen, die Schmerzen verstärkten sich, und sie musste feststellen, dass sie gefesselt waren. An ihren Handgelenken spürte sie metallene Ringe, die in die Haut schnitten.
    Das konnte doch nicht sein! Ein Alptraum, ein schlimmer Alptraum, aus dem sie jeden Moment erwachen würde, froh darüber, in ihrem eigenen Bett zu liegen, vielleicht sogar noch das Kribbeln im Bauch spüren, das Svens Küsse hinterlassen hatten.
    Aber das geschah nicht. Stattdessen bemerkte Jasmin, dass ihre Umgebung doch nicht völlig dunkel war, wie sie zunächst gedacht hatte. Von irgendwoher kam ein wenig Licht. Sie stemmte die Füße in die Matratze, schob ihren Körper ein Stück nach oben, entlastete damit ihre Schultergelenke und bekam gleichzeitig eine besser Sicht.
    Ja, da war Licht!
    Eine Kerze, scheinbar weit entfernt und nicht in der Lage, den Raum völlig aus der Dunkelheit zu reißen. Trotzdem konnte Jasmin ein paar Einzelheiten entdecken. Einen langen Tisch, auf dem eine große Anzahl Gegenstände lag, eine niedrige Decke aus Beton, feucht schimmernd. Das war aber auch schon alles, was der Lichtkegel der Kerze sichtbar machte, der Rest lag in tiefer Dunkelheit.
    Die allein war schon erschreckend, denn in ihr schien
eine weite Leere zu lauern, so als befände Jasmin sich in einer gewaltigen Höhle tief unter der Erde. Das Gefühl lastete tonnenschwer auf ihr, aber noch schlimmer war die Stille!
    Jasmins Herz schlug schnell, sie hörte es wummern, in ihrem Kopf rauschte es, aber außer diesen Geräuschen gab es keine anderen. Eine beängstigende Grabesstille, wie sie sie noch nie in ihrem Leben wahrgenommen hatte.
    Sie riss die Augen weit auf, starrte in die Dunkelheit, ihr Kopf zuckte hin und her. Wieder zerrte sie an den Fesseln, mit dem Ergebnis eines erneuten scharfen Schmerzes an den Handgelenken. Tränen schossen ihr in die Augen, ihr Körper begann unkontrolliert zu zittern, sie schluchzte laut auf. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte sie ein paar Minuten lang, raubte ihr die Kraft, und als sie langsam ruhiger wurde, meinte sie plötzlich, nicht mehr allein zu sein.
    Das Gefühl, aus der Dunkelheit heraus angestarrt zu werden, war körperlich spürbar und ließ Jasmin erstarren. Den Atem anhaltend versuchte sie erneut mit ihren Blicken die Schwärze zu durchdringen.
    »Ist da jemand?«, fragte sie zaghaft.
    Eine Antwort bekam sie nicht. Sie meinte zwar, ein leises, flaches Atmen vernehmen zu können, war sich aber nicht sicher. Das Gefühl, völlig ausgeliefert zu sein, ließ erneut die Tränen rinnen.
    »Bitte … ist da denn niemand?!«, brachte sie zwischen den Schluchzern hervor.

2.
    Tag, morgens
    »Verdammt noch mal, du hättest mich wenigstens informieren müssen … nein, das spielt überhaupt keine Rolle … wir reden später weiter, ich komme raus.«
    Kriminalhauptkommissarin Nele Karminter drückte die Taste ihres Handys und unterdrückte gleichzeitig den Impuls, es auf den Tisch zu knallen oder an die Wand zu werfen. Was war das früher schön gewesen, als man den Hörer wütend auf die Gabel hatte schmettern können!
    Anouschka Rossberg kam in Unterwäsche aus dem Bad.
    »Was ist los?« Sie wirkte verschlafen, wie ein kleines Kätzchen, gerade erst erwacht, strubbelig und noch nicht richtig da.
    Augenblicklich schmolz Neles Wut dahin.
    »Das war Tim. Heute Nacht

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