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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Licht der Leuchtreklamen, klatschten gegen die Scheibe und verwandelten draußen alles in eine schmutzige, grauweiße Suppe, von der man den Blick gar nicht schnell genug abwenden konnte.
    Als Nele Karminter das Büro betrat, schnäuzte Hendrik sich gerade die Nase. Sie war bereits rot, genau wie seine Augen.
    »Noch nicht besser?«, fragte Nele und näherte sich seinem Schreibtisch.

    Er schüttelte den Kopf, steckte das benutzte Taschentuch weg, ließ aber die Füße auf dem warmen Heizkörper liegen. »Richtig hartnäckig diese Viren. Scheinen sogar gegen Alkohol resistent zu sein. Setz dich.«
    Nele ließ sich in den bequemen Besucherstuhl fallen. »Du solltest frei machen und es mit etwas Ausspannen versuchen«, schlug sie vor, lächelte dabei aber halbherzig gequält.
    Dag Hendrik verzog die Mundwinkel. »Herzlichen Dank. Das kommt genau von der Richtigen.«
    Er hatte ja recht. Ausspannen kam für sie beide derzeit nicht in Frage. Ebenso wie sie selbst war auch Hendrik nicht der Typ Mensch, der sich ein paar Tage frei nehmen konnte, solange der Job nicht beendet war. Und das war er nicht.
    »Wie geht es Frau Rossberg?«
    »Ich hole sie später aus dem Krankenhaus ab. Die Ärzte haben nichts dagegen … und sie brennt darauf, endlich rauszukommen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Krankenhäuser stehen Gefängnissen in kaum etwas nach. Wie hat sie sich denn entschieden … wegen der Wohnung meine ich?«
    Nele zuckte mit den Schultern.
    »Sie geht in ihre eigene zurück, wie geplant, und ich werde zunächst zu ihr ziehen.«
    Nele hatte kein gutes Gefühl dabei. Natürlich war es geschickt, Anouschka in ihrer eigenen Wohnung, die Karel Murow schon kannte, als Köder zu platzieren, und Anou hatte auch eingewilligt. Nach außen hin gab sie sich sehr hart, doch Nele ahnte, dass dieser Zustand nicht von Dauer sein würde. Sie war aus ihrer eigenen Wohnung entführt worden, deren Sicherheit und Unverletzlichkeit war somit zerstört. Sie würde sich dort weder wohl noch geborgen
fühlen, das wusste Nele, und es würde nur so lange funktionieren, wie sie ebenfalls dort wohnte. Wenn Murow gefasst war, würde Anou sich eine andere Bleibe suchen müssen.
    Wenn er gefasst war!
    »Und dein Gefühl dabei?«, fragte Dag.
    Nele sah zu ihm auf. Er blickte sie aus seinen rot geränderten, verschnupften Augen an. Nele hatte sich noch nicht wirklich daran gewöhnt, mit dem stellvertretenden Polizeichef per Du zu sein, geschweige denn mit ihm über ihre Gefühlslage zu sprechen. Aber ihr gemeinsamer Einsatz in Eibias Labyrinth hatte zwischen ihnen vieles verändert. Sie waren jetzt mehr Partner als Vorgesetzter und Untergebene. Und Hendrik war nicht scharf auf sie, zumindest nicht mehr, seitdem Nele ihm von ihrer sexuellen Ausrichtung erzählt hatte. Ob er es davor gewesen war, wusste sie nicht.
    »Schwer zu sagen. Sie würde es allein nicht durchhalten und wird auf Dauer auch nicht dort bleiben. Sie will ebenso sehr wie alle anderen, dass Murow gefasst wird, nur deshalb macht sie es.«
    Die Idee, Anouschka als Köder zu platzieren, hatte Dag als Erster formuliert, wenngleich Nele auch daran gedacht, sich aber geweigert hatte, Anou darauf anzusprechen. Anou war selbst darauf gekommen, nachdem sie aus dem künstlichen Koma erwacht war und erfahren hatte, dass ihr Peiniger noch lebendig und auf freiem Fuß war. Für Anouschka bestand kein Zweifel daran, dass Murow sie suchen würde.
    Dieser Mann kann gar nicht anders handeln , hatte Anou gesagt, dabei war ihr Blick in weite Ferne entrückt, und Nele hatte sich im Stillen gefragt – nicht zum ersten Mal -, was da unten in den Katakomben vorgefallen war, was dieses Dreckschwein mit ihrer Freundin gemacht hatte. Anou
selbst schwieg sich darüber noch aus, hatte bisher nur die für die Ermittlung wichtigen Details preisgegeben.
    Dag Hendrik nickte.
    »Hoffentlich funktioniert es. Länger als drei Wochen können wir die Dauerobservation nicht durchhalten. Sollte er bis dahin nicht aufgetaucht sein, müssen wir uns was anderes einfallen lassen.«
    Nele hinterfragte nicht, was er damit meinte. Sie wusste selbst am besten, dass es zur Zeit keinen Plan B gab. Sie konnten nichts anderes tun als den Köder auswerfen und warten. Sollte Karel Murow nicht darauf hereinfallen oder sich entscheiden, erst einmal ein Jahr unterzutauchen, waren ihnen die Hände gebunden. Dann konnte nur noch Kommissar Zufall helfen, und dass der in diesem Fall noch einmal intervenieren würde, glaubte Nele nicht. Die

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