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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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gestellt, und ich weiß, dass es eine Belastung ist, aber trotzdem ist es wichtig, dass ich mich mit Ihnen unterhalte. Schaffen Sie das?«

    Er sah sie aus rot verquollenen Augen an. Die Phase des Weinens hatte er schon hinter sich. Im Moment stand die Hoffnung wieder im Vordergrund, zumal der Polizeiapparat in Gang gebracht worden war.
    »Sie werden meine Kleine finden, nicht wahr? Ich habe ihrer Mutter doch versprochen, auf sie aufzupassen. Ich hätte sie niemals allein … aber sie ist so eigensinnig, und manchmal gebe ich zu schnell nach, verstehen Sie? Sie werden sie doch finden, nicht wahr?«
    »Wir werden alles dafür tun«, sagte Nele. Mehr nicht. Denn das war das Einzige, was sie garantieren konnte. Versprechen gab sie niemals ab. Dann stellte sie dem Vater all die Fragen, die in einem solchen Fall zu stellen waren. Nach zwanzig Minuten war sie fertig. Blieb nur noch eines.
    »Herr Dreyer, sind Sie vermögend?«
    Er starrte sie an. »Ich verstehe nicht, was …?«
    »Könnte jemand Sie erpressen wollen?«
    Darüber schien er nachdenken zu müssen, schüttelte aber schließlich den Kopf. »Ich habe eine kleine Baufirma. Es geht uns ganz gut, aber ich kann mir nicht vorstellen … nein … wer denn auch … meinen Sie etwa …?«
    »Wir dürfen nichts außer Acht lassen. Vorsichtshalber würde ich gern Ihr Telefon überwachen lassen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Detlef Dreyer nickte.
    Alles wäre ihm recht, wenn es nur seine Tochter zurückbringen würde.
     
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch!
    Sofort war sie hellwach, riss die Augen auf und versuchte, die Finsternis mit ihren Blicken zu teilen. Das gelang natürlich nicht, aber sie hörte, wie sich das Geräusch wiederholte.
Ein Schaben und Scharren, so als würde jemand weit entfernt durch einen langen Gang schlurfen.
    Jasmin hatte nicht wirklich fest geschlafen, aber nachdem die Kerze verloschen war, hatte sie es auch nicht geschafft, die Augen offen zu halten. Immer wieder war sie eingedöst, aufgeschreckt, wieder eingedöst. In den kurzen Zeiträumen, in denen sie diesen grausamen Ort verließ, verschwanden auch die Schmerzen, verschwand die Kälte, die Angst. Sie träumte weder schlecht noch gut, war einfach nur weg.
    Das schabende Geräusch wiederholte sich, klang näher. Kam er jetzt, der Mann, der sie entführt und nackt in diesem Verließ angekettet hatte? Und was hatte er mit ihr vor?
    Obwohl Jasmin sich vor diesem Moment fürchtete, sehnte sie ihn auch herbei, denn das Warten und Zittern in der Dunkelheit war entsetzlich gewesen. Schnell hatte sie gespürt, dass sie es nicht mehr allzu lange aushalten würde, ohne durchzudrehen.
    Das Geräusch wurde zunehmend lauter und ließ sich jetzt eindeutig als schlurfende Schritte einordnen. Scheinbar führte ein langer Gang zu diesem Verlies. Jasmin wagte kaum zu atmen, ihre Eingeweide verkrampften sich zu einem Klumpen, und sie biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe.
    Dann wurde es plötzlich still.
    Jasmin meinte die Erde zu hören. Ein feines Rauschen, Glucksen, Flüstern; Geräusche einer fremdartigen Lebendigkeit, die Trost zu spenden versuchte. Es gelang ihr nicht. Die Angst war zu groß, zu fest.
    »Fürchte dich nicht«, sagte eine Stimme, die Teil der Dunkelheit zu sein schien. Dann ratschte ein Feuerzeug. Die kleine unscheinbare Flamme blendete Jasmin, ließ sie
zusammenzucken und sich mit geschlossenen Augen an die eisige Wand pressen. Ganz dicht zog sie ihre Beine an ihren Körper. Als sie sich traute, ihre Augen wieder zu öffnen, waren bereits einige Kerzen angezündet. Warmes Licht begann den großen Raum zu erobern, dessen Enden und Ecken jedoch im Dunkeln verborgen blieben.
    Ihren Entführer entdeckte sie nicht.
    »Stell dich hin«, befahl er aus dem Schutz der Dunkelheit.
    »Ich …«, nur ein Krächzen war von ihrer Stimme übrig geblieben. »Durst.«
    »Du bekommst zu trinken, wenn du tust, was ich dir sage. Also steh auf und stell dich hin.«
    Jasmin brauchte für diese simplen Bewegungen so viel Kraft, so unmenschlich viel Kraft, dass sie es beinahe nicht schaffte. Als sie dann aber doch stand, wurde ihr sofort schwindelig. Ein Vorhang fiel vor ihre Augen, erst schwarz, dann weiß, dann violett. Eine verzerrte Stimme, nicht zu verstehen, das Scheppern von Metall, dann wurden ihre Arme plötzlich nach oben gezogen. Blitzschnell wurde sie in eine demütigend offenbarende Position gebracht. Nichts ließ sich so verbergen, sie fühlte sich zur Schau gestellt, entblößt bis tief in ihr

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