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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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schwand.
    »Wie …« Kate blickte sich hilflos im Zimmer um, als suche sie nach den richtigen Worten für sein ungeheuerliches Betragen. »Wie kannst du es wagen!«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte wieder ins Badezimmer. Die Filmmusik wurde lauter, und der Abspann rollte los.
    »Oh, Mist!«, sagte Roddy.
    Er versuchte, ihr ins Badezimmer zu folgen, aber die Tür war verschlossen.
    »Kate? Kate!«
    »Hau ab!«
    »Es ist wichtig!«
    »Was?«
    »Ich habe doch gesagt, es ist wichtig – Kate, es geht um den Code!«
    »Geh weg!«
    Das Wasser in der Dusche wurde abgedreht.
    »Hör zu«, sagte er in die Stille hinein. »Ich habe den Code geknackt.«
    Sie schwieg.
    »Und wie lautet er?«
    »Denk an das Stahlross!«
    »Lass deine Spielchen! Dazu bin ich nicht in der Stimmung!«
    »Okay, denk an ein Stahlross, das ein Zug ist, und dann denk in ähnlicher Weise an die Worte ›Mann Fisch‹. Hörst du mich? Die Wale sagen ›Mann holen Mann Fisch‹, und sie meinen › MANN muss einen MANNFISCH HOLEN ‹. Ein Mannfisch, Kate, was könnte ein Mannfisch sein?«
    Hinter der Badezimmertür herrschte Schweigen. Dann bewegte sich der Türgriff unter Roddys Hand. Kate öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte hinaus, in ein Handtuch gewickelt.
    »Ein U-Boot?«
    Er grinste sie an. Die Tür flog auf, und sie warf sich ihm in die Arme. Lachend und jubelnd tanzten sie durchs Zimmer.

9
    Sie diskutierten gerade, was sie als Nächstes tun sollten – Roddy wollte sofort eine Pressekonferenz abhalten, Kate wollte erst noch mehr Information und Beweise sammeln –, als sich das Thema durch einen Anruf von Ally Rattigan erledigte.
    »Hallo? … Ally? … Nein … Nein, ich habe noch keine Zeitung gelesen … Nein, Nachrichten habe ich auch nicht gesehen … Äh, das ist nicht ganz leicht zu erklären … Ich verstehe … Ach du lieber Himmel … Warten Sie mal, ja?«
    Er legte seine Hand über die Sprechmuschel und sagte: »Der Mann ist ein Phänomen.«
    »Was ist los?«
    »Du weißt doch noch, was Ally gestern Abend über das Wort ›Jasmine‹ gesagt hat.«
    »Ich weiß nur, dass sie es erwähnt hat.«
    »Wir haben vor lauter Western-Gucken und jubelnd Auf-und-ab-Springen eine interessante kleine Geschichte verpasst. In SONAZ ist ein Schiff namens Jasmine gesunken. Und da Rattigan Schiffe besitzt …«
    »Hat sie Beweise?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Kann ich mit ihr sprechen?«
    In Hampstead saß Ally in ihrem Zimmer. Ihr Vater hatte sie immer ermutigt, ihr Zimmer unverändert zu lassen. An den Wänden hingen Poster von Popgruppen, für die sie vor fünf Jahren geschwärmt hatte, und das Zimmer war zum letzten Mal neu eingerichtet worden, als sie elf war. Es sah aus wie eine Zeitkapsel aus ihrer Jugend.
    »Oh, hallo«, sagte sie, als Kate ans Telefon kam. »Nein, ich bin in Ordnung … ein bisschen traumatisiert … Meine Mutter hat ihn verlassen, und er kann es einfach nicht glauben, deshalb ist es hier etwas, äh, seltsam …« Ally blinzelte wütend gegen die Tränen an, die ihr in die Augen traten. Seltsam, dachte sie, na, das ist die Untertreibung des Jahres … »Nein, Kate … Kate, ich weiß nicht … Er ist ganz durcheinander wegen der Geschichte in der Zeitung. Er ist unten in seinem Büro und macht da Gott weiß was … Ich kann zu ihm gehen, um Hallo zu sagen, aber das ist auch schon alles, ich kann auf keinen Fall herumschnüffeln … Nein, unmöglich, ich bin der einzige Mensch auf diesem Planeten, der im Moment in seine Nähe kommen darf … Es muss doch genügen zu wissen, dass er etwas mit dieser Jasmine zu tun hat … Hm … Oh …«
    Ally stöhnte innerlich. Kate hatte sie gefragt, ob sie ihren Vater nicht ablenken könne, damit jemand anders herumschnüffeln konnte.
    »Ja, das kann ich. Fragen Sie mich nur nicht, wie … Ist schon gut … Kate, ich muss Sie warnen. Wenn er Sie hier findet, dann, Gott, dann weiß ich nicht, was er tun wird. Es klingt verrückt, aber ich glaube, er … er würde Sie umbringen.«
    *  *  *
    Hundert Meter unter der Oberfläche schwamm eine Gruppe von einigen Hundert Walen gerade in die Irische See. Die Zusammensetzung der Gruppe war einzigartig. Alle möglichen Walarten waren vertreten und darüberhinaus noch Delphine, die geschmeidig zwischen den größeren Tieren hin und her sprangen.
    Die Herde wurde von einem Pottwal angeführt. Er hatte die bedrängende Enge so flacher Gewässer noch nie erlebt. Bisher hatte der junge Bulle sich nur in der unendlichen Weite

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