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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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drüben, der mit dem Blumenstrauß«, flüsterte Pia. »Ist das nicht Elard Kaltensee?«
    Bodenstein kniff die Augen zusammen und blickte durch die Halle.
    »Ja, das ist er. Was macht der denn hier?«
    »Ob er zu Nowak will?«, überlegte Pia. »Aber wenn ja – warum?«
    »Woher sollte er überhaupt wissen, dass Nowak hier im Krankenhaus ist?«
    »Wenn die Kaltensees tatsächlich hinter dem Überfall stecken, dann weiß er es natürlich«, erwiderte Pia. »Er hat gestern Nacht noch mit Nowak telefoniert – vielleicht um ihn so lange hinzuhalten, bis die Schläger da waren.«
    »Fragen wir ihn.« Bodenstein setzte sich in Bewegung undsteuerte auf den Mann zu. Elard Kaltensee war in die Hinweisschilder vertieft und fuhr erschrocken herum, als Bodenstein ihn ansprach. Er wurde noch blasser als er ohnehin schon war.
    »Sie bringen Ihrer Mutter Blumen mit.« Bodenstein lächelte freundlich. »Da wird sie sich aber freuen. Wie geht es ihr?«
    »Meiner Mutter?« Kaltensee wirkte verstört.
    »Ihr Bruder hat mir erzählt, dass Ihre Mutter im Krankenhaus liegt«, sagte Bodenstein. »Sie wollen doch sicher zu ihr, oder nicht?«
    »N... nein, ich ... ich bin auf dem Weg zu einem ... Bekannten.«
    »Zu Herrn Nowak?«, fragte Pia. Kaltensee zögerte einen Moment, dann nickte er.
    »Woher wissen Sie, dass er hier im Krankenhaus liegt?«, fragte Pia argwöhnisch. In Bodensteins Gegenwart war ihr Elard Kaltensee längst nicht mehr so unheimlich wie am Samstagnachmittag.
    »Von seiner Buchhalterin«, antwortete Kaltensee jetzt. »Sie hat mich heute Morgen angerufen und mir erzählt, was passiert ist. Sie müssen wissen, dass ich Nowak einen großen Auftrag in Frankfurt vermittelt habe, das Sanierungsprojekt der Frankfurter Altstadt. In drei Tagen findet ein wichtiger Termin statt, und Nowaks Leute fürchten, dass ihr Chef bis dahin noch nicht das Krankenhaus verlassen darf.«
    Das klang glaubhaft. Allmählich schien er sich von seinem Schrecken zu erholen, in sein wachsbleiches Gesicht kehrte die Farbe zurück. Er sah aus, als ob er seit Samstag nicht mehr geschlafen hätte.
    »Haben Sie schon mit ihm gesprochen?«, wollte er wissen.
    Bodenstein nickte. »Ja, das haben wir.«
    »Und? Wie geht es ihm?«
    Pia sah ihn misstrauisch an. War das wirklich nur höfliche Sorge um das Wohlergehen eines Bekannten?
    »Man hat ihn gefoltert«, sagte sie. »Dabei wurde seine rechte Hand so zerquetscht, dass sie womöglich amputiert werden muss.«
    »Gefoltert?« Kaltensee wurde wieder blass. »O mein Gott!«
    »Ja, der Mann hat sehr ernste Probleme«, fuhr Pia fort. »Sie wissen ja sicher, dass Ihre Mutter ihm für die Arbeiten an der Mühle noch einen sechsstelligen Geldbetrag schuldet.«
    »Wie bitte?« Kaltensees Überraschung wirkte echt. »Das kann doch nicht sein!«
    »Herr Nowak hat es uns eben selbst erzählt«, bestätigte Bodenstein.
    »Aber ... aber das gibt’s doch gar nicht.« Kaltensee schüttelte fassungslos den Kopf. »Warum hat er nie etwas davon gesagt? Mein Gott, was muss er von mir denken!«
    »Wie gut kennen Sie Herrn Nowak eigentlich?«, fragte Pia. Kaltensee antwortete nicht sofort.
    »Eher flüchtig«, erwiderte er dann reserviert. »Als er auf dem Mühlenhof gearbeitet hat, haben wir uns gelegentlich unterhalten.«
    Pia wartete darauf, dass er weitersprach, aber es kam nichts mehr.
    »Sie haben gestern zweiunddreißig Minuten mit ihm telefoniert«, sagte sie. »Um ein Uhr nachts, wohlgemerkt. Eine eigenartige Uhrzeit, um mit einem flüchtigen Bekannten zu plaudern, finden Sie nicht?«
    Kurz zeichnete sich Erschrecken auf dem Gesicht des Professors ab. Der Mann hatte etwas zu verbergen, das war offensichtlich. Seine Nerven waren angegriffen. Pia zweifelte nicht daran, dass er in einem ordentlichen Verhör zusammenbrechen würde.
    »Wir haben über das Sanierungsprojekt gesprochen«, entgegnete Kaltensee steif. »Das ist eine große Angelegenheit. «
    »Um ein Uhr nachts? Nie im Leben!« Pia schüttelte den Kopf.
    »Ihre Mutter hat Herrn Nowak außerdem wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt«, warf Bodenstein ein. »Sie hat drei Prozesse gegen ihn geführt.«
    Elard Kaltensee starrte Bodenstein verständnislos an.
    »Ja und?« Er schien sich unbehaglich zu fühlen, begriff aber noch immer nicht, worauf sie hinauswollten. »Was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Finden Sie nicht auch, dass Herr Nowak allen Grund hätte, Ihre Familie aus tiefstem Herzen zu hassen?«
    Kaltensee blieb stumm. Ihm stand der Schweiß

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