Tiefer gelegt
Judey an Hooker. »Sie ohne Hut in der
Sonne stehen zu lassen. Sieh dir nur ihr kleines rosa Näschen
und ihren armen rosa Scheitel an. Wenn du es zulässt, dass
sich dieser hübsche Blondschopf einen Sonnenbrand zuzieht,
wirst du es nicht mal bis zum ersten Kuss schaffen.«
Hooker setzte seine Kappe ab und mir auf.
»Nicht dieses Käppi«, schimpfte Judey. »Dieses Käppi
passt vielleicht in eine Werkstatt. Und das Thema ist für sie
abgehakt. Besorg ihr einen hübschen Hut.«
Hooker seufzte tief auf. »Du bist doch noch hier, wenn ich
zurückkomme, oder?«, fragte er mich.
»Wohin sollte ich denn gehen?«
»Weiß der Himmel«, sagte Hooker. Und schlenderte davon.
»Der ist ja ein Schnuckel«, sagte Judey. »Auf seine Machoart. Und so gut gebaut.«
»Er ist NASCAR-Fahrer. Und er kommt aus Texas.«
»O mein Gott. Kein weiteres Wort. Er ist ein Arschloch,
stimmt’s?«
Ich sah Hooker hinterher. »Ehrlich gesagt sind mir schon
schlimmere begegnet. Für ein Arschloch ist er gar nicht so
übel.«
Ich erzählte Judey von dem Anruf, der verschwundenen
Yacht und dem durchwühlten Apartment. Ich erzählte ihm von
Kotzfresse und war gerade bei der zweiten Hausdurchsuchung
angekommen, als Hooker zurückkehrte. Er zog seine Kappe
von meinem Kopf und ersetzte sie durch eine rosa Baseballkappe, auf der in aufgeklebten Strasssteinen SEXY geschrieben stand.
»Viel besser«, urteilte Jude. »Vollkommen geschmacklos.
Super trashig. Eindeutig Miami.«
»Ich nehme nicht an, dass du jemanden aus der Crew der
Flex kennst?«, fragte ihn Hooker.
»Aber natürlich kenne ich jemanden. Einen sehr netten jungen Mann namens Todd. Und da die Yacht am Pier festliegt
und in nächster Zeit nicht in See zu stechen scheint, liegt Todd
höchstwahrscheinlich am Strand.«
Zehn Minuten später saßen wir eng gedrängt in Hookers
Porsche. Hooker hatte das Verdeck runterfahren lassen, und
Judey hatte sich mit Brian auf den Notsitz geklemmt.
»Park am besten an der Eleventh«, sagte Judey. »Todd ist
immer an der Eleventh Street.«
An der Eleventh war der Strand breit und erstreckte sich in
beide Richtungen bis an den Horizont. Der Sand war weiß und
fest. Überall auf dem Strand standen Karren, aus denen Eiskaffee oder anderer Kleinkram verkauft wurde. Und überall lagen
Leiber, die um Hautkrebs bettelten. Die Leiber waren dick und
dünn und alles dazwischen. Manche Frauen lagen oben ohne
da. Strings waren an der Tagesordnung. Viele von diesen
Strings verschwanden zwischen dickeren Fleischbergen, als
ich je hatte sehen wollen.
Das Rauschen des Verkehrs im Hintergrund wetteiferte mit
den Handys und MP3-Playern und dem Schuschhh der Wellen,
die sich weit draußen brachen und dann gemächlich an den
Strand rollten, um dort die Beine der Menschen zu umspielen,
die sich zum Plantschen oder Schwimmen ins Wasser wagten.
Am Horizont verharrten Frachter und Tanker. Ein Propellerflugzeug brummte über uns hinweg, ein Werbebanner für ei
nen Club hinterdreinziehend.
Angeführt von Jude und dem an seiner Leine zerrenden
Brian marschierten wir durch das Meer von eingeöltem Muskel- und Schwabbelfleisch. Immer wieder schnappte und
knurrte Brian andere Hunde an.
»Er ist so ein Alphahund«, erklärte Judey. »Das ist sein
deutsches Erbgut.«
»Hier bekommt man wirklich alles auf dem Präsentierteller
dargeboten«, sagte ich zu Hooker. »Zerstört das nicht jede
Romantik? Wolltest du etwa eine dieser nackten Stringtangaweiber daten?«
Hooker sah sich um. »Ich wollte sie alle daten. Nein, das
nehme ich zurück. Alle außer der Dicken mit den Haaren am
Kinn.«
»Das ist ein Mann.«
»Trotzdem will ich ihn nicht daten.«
»Igitt«, kommentierte Judey. »Den will ich auch nicht
daten.«
»Das ist so, als wärst du in einer Bäckerei«, fuhr Hooker
fort. »Sobald du die Donuts siehst, willst du sie essen. Gib’s
zu, du kriegst Hunger, sobald du eine Bäckerei betrittst,
stimmt’s?«
»Das ist was anderes.«
»Für einen Mann nicht. Dieser Strand ist eine einzige riesige Bäckerei.«
»Du bist so redegewandt«, meinte Judey zu Hooker.
»Weil ich NASCARMAN bin«, antwortete Hooker. Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich an seine Seite.
»Diese Unterhaltung trägt nicht dazu bei, meine Chancen bei
dir zu steigern, stimmt’s?«
»Da drüben liegt er«, sagte Judey. »Das ist Todd. Das
knackige Ding auf dem blauen Strandhandtuch. Er hat seinen
roten String an. Ist der nicht scharf? Todd hat es wirklich
faustdick in der Hose!«
Todd lag auf halbem Weg zum
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