Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
können.“
Andy zuckte erneut zusammen und wandte den Blick ab. Er scharrte mit dem Schuh über den Bürgersteig und folgte ihr nicht, als sie ihren Weg fortsetzte. In der kleinen Straße hinter dem Laden holte er sie dann doch ein, während sie gerade ihr Fahrrad anschlossen hatte und sich daranmachte, das Geschäft aufzuschließen.
„Das ist es jetzt also? Wir sind … fertig?“
Ihre Tränen waren während des letzten Wegstücks getrocknet, und sie blickte ihn aus trockenen Augen an. „Ja, ich denke schon.“
„Wieso hast du das Recht, das zu entscheiden?“ Andy fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Seine Hände zu Fäusten geballt, marschierte er in kleinen Kreisen auf und ab. „Wie verdammt fair ist das denn?“
„Was interessiert es dich?“, rief sie und hasste die Szene, die sie hier hinlegten. Hasste ihn. Hasste sich auch.
„Weil ich dich liebe.“
Sein Schrei stach sie wie ein Wespenstich. „Ich muss jetzt an die Arbeit“, sagte sie.
„Ich dachte, du würdest mich auch lieben.“ Sehr wahrscheinlich wollte er nicht so bockig klingen, tat es aber.
„Das habe ich auch, Andy“, warf sie ihm vor die Füße. „Das habe ich auch!“
„Und jetzt nicht mehr?“ In seine Augen schlich sich ein bittender Ausdruck, von dem er sehr wohl wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte. Eddie kam auf seinem Fahrrad um die Ecke. Er kam näher, und Bess wünschte sich, ein Loch würde sich auftun und sie verschlucken. Nein, Andy verschlucken.
„Ich weiß nicht“, sagte sie so ehrlich wie möglich. „Es hat sich eine ganze Menge verändert in diesem Sommer.“
„Oh, wie zum Beispiel dieser andere Typ?“, spottete Andy, von dessen bittender Miene nichts mehr zu sehen war. „Komisch, wie das so passt.“
Da sie sich nun seiner Wut gegenübersah, fand Bess es einfacher, ihre beizubehalten. „Ja, sehr komisch.“ Sie schloss die Tür auf, damit Eddie hineingehen konnte. Sie erwartete, dass Eddie sich an ihr vorbeischieben würde, aber auch wenn er sich an Andy vorbeischlängelte, blieb er neben ihr auf den Stufen stehen.
„A-alles okay mit dir, Bess?“
„Ja, mir geht’s gut, Eddie, danke. Geh schon mal rein.“
„Wer ist das?“, fragte Andy mit schneidender Stimme. „Hey, Kumpel, das hier geht dich nichts an.“
Eddie, der Gute, zuckte nicht mal mit der Wimper. „B-bedroht er dich?“
„Hey, verpiss dich.“ Andy stieß seinen Daumen in Richtung Straße. „Ich sagte doch, dass dich das nichts angeht.“
Andy bedrohte sie nicht, aber es berührte sie tief, dass Eddie sich Sorgen um sie machte. Mehr noch, dass er bereit war, sie zu verteidigen. Sie lächelte und berührte seine Schulter.
„Sag mir nicht, dass du auch mit ihm fickst“, stieß Andy spöttisch aus.
„Halt den Mund, Andy.“
Eddie rührte sich immer noch nicht, außer, dass er sich leicht seitlich vor Bess schob. „Ich denke, du solltest dich besser verpissen, Kumpel. “
„Oder was?“ Andy, der gute acht Zentimeter größer war als Eddie und mindestens zehn Kilo mehr wog, pumpte sich auf. „Was willst du sonst tun?“
„Hört auf, und zwar beide.“ Bess streckte die Hände aus, um die beiden auseinanderzuhalten, obwohl sich keiner von beiden bewegt hatte. „Andy, du benimmst dich einfach lächerlich.“
„Sag mir was, Eddie. So heißt du doch, oder? Eddie? Sag mir, wie lange bumst Bess schon mit dem Kerl mit den langen Haaren?“
Eddies Miene verfinsterte sich. „Geh einfach, Mann. Sie will dich nicht sehen, merkst du das nicht?“
„Wie lange?“, wiederholte Andy. Er tänzelte näher, versuchte sie einzuschüchtern. Bess wusste, dass er nie die Hand gegen sie erheben würde, aber das konnte Eddie nicht wissen. Seine Schulter unter ihrer Hand zitterte, aber er rührte sich nicht.
„Den ganzen Sommer lang?“
„Eddie, antworte einfach nicht.“
„Warum nicht? Du willst nicht, dass ich es erfahre, richtig? Du willst mir die Schuld geben und nicht zugeben, dass du genauso schlimm bist wie ich.“ Andys Stimme wurde immer lauter.
Eddie bewegte sich ein klitzekleines Stück vorwärts.
„Oh, ja, Spinner, komm ruhig. Komm schon.“ Andy streckte die Arme aus. „Ich hätte große Lust, gleich hier und jetzt jemandem in die Fresse zu schlagen. Komm schon.“
„Nicht, Eddie. Das hier ist nicht dein Streit.“ Die Kraft in ihrer Stimme ließ beide Jungen innehalten. „Andy, das reicht. Eddie, geh rein.“
Nach einer Sekunde tat Eddie, wie ihm geheißen, und ging in den Laden. Andy starrte
Weitere Kostenlose Bücher