Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
mit dir?“
Kaum merklich schüttelte er den Kopf, und Bess zog ihre Hand zurück. Ihre Kehle wurde eng, sie kämpfte gegen die Tränen. Sie wollte nicht, dass er sie weinen sah.
„Wenn du irgendwelche Gefühle für mich hast“, sagte sie, „wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, es mir zu sagen.“
Nick schüttelte den Kopf heftiger und trat noch einen Schritt zurück. Er schaute ihr in die Augen, sein Gesicht so weich und ausdruckslos, als wenn sie Fremde wären. Schlimmer noch, als wenn sie sich niemals getroffen hätten.
„Ich habe keine Gefühle für dich.“
Bess blinzelte. Das war nicht, was sie von ihm hören wollte. Was sie von ihm erwartet hatte. Seine Antwort riss sie entzwei, und es machte ihr nichts mehr aus, dass er ihre Tränen sah.
„Ich glaube dir nicht.“ Sie zwang die Worte mit einer Stimme aus ihrem Mund, die wie das zerspringende Glas klang, das er gegen die Wand geworfen hatte.
Nicks einzige Antwort war ein ruhiger, unnachgiebiger Blick, der sie körperlich traf wie eine Faust. Bess ging rückwärts durch den Türrahmen ins Wohnzimmer und wischte sich mit den Händen über das Gesicht. Sie hob das Kinn und nahm einen langen, tiefen Atemzug, aber das half auch nicht. Sie wischte sich heftiger über die Wangen.
„Er wartet auf mich“, sagte sie. „Ich bin als Erstes hierhergekommen. Willst du gar nicht wissen, wieso, Nick? Willst du nicht, dass ich dir sage, wieso ich erst zu dir gekommen bin, anstatt zu ihm zu gehen? Willst du nicht hören, was ich zu sagen habe?“
Nick schüttelte den Kopf. Dann drehte er sich um und verschwand in seinem Schlafzimmer. Er warf die Tür nicht hinter sich ins Schloss, aber das leise Klicken war eine definitivere Antwort, als jedes Wort von ihm es hätte sein können.
39. KAPITEL
Jetzt
„Ich treff mich mit Eddie, um über die Pläne für den Laden zu sprechen.“ Bess schlang ihre Arme von hinten um Nick und küsste ihn in den Nacken.
Er nickte, ohne groß auf sie zu achten. Seine Hand arbeitete unermüdlich mit der Computermaus, klickte und scrollte. „Okay.“
„Was siehst du dir an?“ Sie versuchte, den Text auf dem Bildschirm zu lesen, aber er war so klein und in so grauenhaften Farben gesetzt, dass es ihr in den Augen wehtat.
„Nichts.“ Er kehrte zur Suchmaschine zurück. Der Cursor schlug wie ein kleines Herz in dem leeren Suchfeld, aber Nick tippte nichts ein. „Wann wirst du zurück sein?“
„Ich weiß nicht. Nicht so spät. Soll ich einen Film oder so mitbringen?“
„Klar.“ Er starrte immer noch auf den Computer.
Dieses höfliche Entgegenkommen war so gar nicht Nicks Art. Bess rieb ihre Nase an seiner Wange. „Geht es dir gut?“
„Ja, sicher. Geh nur.“ Er drehte sich halb um, um ihr einen Kuss zu geben. Seine Hände hielten ihre Arme fest, die um seine Schultern lagen.
Der Kuss drohte, intensiver zu werden, und Bess entzog sich ihm lachend. „Ich muss wirklich los, Eddie wartet.“
Das hätte sie vielleicht lieber nicht sagen sollen. Er nickte. Seine Lippen waren nur noch ein dünner Strich, aber er enthielt sich eines Kommentars. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Computer zu, löste seine Hände von Bess’ Armen und entließ sie gleichzeitig mit dieser Geste.
Genervt trat Bess einen Schritt zur Seite. „Soll ich dir sonst noch was mitbringen?“
„Nein.“
„Bist du sicher?“
Stirnrunzelnd schaute er sie an. „Ich brauche nichts.“
„Okay, ich hab ja nur gefragt.“ Sie warf die Hände in die Luft und ging, bevor dieser Abschied noch in einen Streit ausartete.
Bess hatte Connor ihr Auto für ein paar Tage geliehen, bis er sein eigenes bekam. Wie es aussah, wollte Andy ihm eins kaufen. Das war genau die Art große Geste, wie Andy sie gerne machte. Eine Großzügigkeit, die Bess früher einmal so beeindruckt hatte, die sie heute aber nur noch irritierte, denn sie war Teil eines Spiels, das sie sich nicht erlauben konnte mitzuspielen.
Und was ich auch nicht mitspielen werde, sagte sie sich, als sie eines der Fahrräder aus dem neben dem Carport stehenden Schuppen holte. Sie musste sich die Zuneigung ihrer Söhne nicht erkaufen. Andy auch nicht, was er wüsste, wenn er sich mal die Zeit genommen hätte, darüber nachzudenken, aber Bess würde sich hüten, ihn darauf hinzuweisen. Wenn er Connor ein Auto oder Robbie ein Paar neue Skier schenken wollte, sollte er doch. Immerhin sah es ja nicht so aus, als ob sie sich demnächst in Geld wälzen könnte.
Und außerdem, dachte Bess,
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