Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
mehr nicht.“
„Nicht nur gesehen“, entschlüpfte es ihr, bevor sie die Worte zurückhalten konnte. Eddie sah sie amüsiert an. „Hm?“
„Vergiss es.“ Bess lächelte. „Bist du bereit, können wir los?“
„Klar.“ Er stand auf und reichte ihr die Hand.
Bess nahm sie an, auch wenn sie nicht wirklich Hilfe benötigte, um aufzustehen. Zucker und Coffein hatten das schwelende Schwindelgefühl vertrieben. Eddies Hand fühlte sich fest in ihrer an. Real.
„Wow“, sagte er, als der Boden unter ihr wieder ins Schwanken geriet. Mit der zweiten Hand stützte er sie unter dem Ellenbogen. „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“
„Es ist heiß draußen.“ Bess richtete sich auf. „Ich bin mit dem Fahrrad gekommen und wohl nicht mehr in der Form, in der ich einmal war.“
„Mir gefällt deine Form“, merkte Eddie an.
Ein verlegenes Räuspern ließ ihre Köpfe herumfahren. Mit Wangen so rot wie Ziegelsteine hielt Robbie Eddie einen Stapel Post hin. „Kara hat das eben mit reingebracht.“
„Danke.“ Der Augenblick ging vorüber. Eddie nahm die Umschläge an sich. „Ich und deine Mom setzen uns jetzt zusammen, um über den Laden zu reden. Ich habe mein Handy dabei, wenn du mich brauchst, aber Kara weiß eigentlich über alles Bescheid.“
Robbie verdrehte die Augen. „Ja, ich weiß.“
Er lachte. „Lass dich von ihr nicht runtermachen.“
„Als wenn ich das bestimmen könnte“, erwiderte Robbie mit fröhlicher Stimme, bevor er wieder im Laden verschwand.
Der Wortwechsel hatte Bess die Gelegenheit gegeben, noch einen Schluck Cola zu trinken und sich zu sammeln. Als Eddie sich wieder zu ihr umdrehte, konnte sie ihn schon wieder anlächeln. „Fertig?“
„Ich fahre. Du gehst mir in der Hitze nicht den weiten Weg.“ Abwehrend hob er eine Hand, obwohl Bess gar nicht protestierte. „Ich bestehe darauf.“
„Ich werde mich bestimmt nicht darüber beschweren, chauffiert zu werden.“
Gemeinsam gingen sie zu Eddies Auto, wo er ihr die Tür öffnete, wartete, bis sie saß, und sie dann hinter ihr schloss. Diese Geste löste ein Kribbeln in ihr aus, das sie versuchte zu ignorieren. Durch die Windschutzscheibe beobachtete sie, wie Eddie in großen Schritten um das Auto herumging und bemerkte wieder einmal, wie lange Beine er hatte.
„Was?“, fragte er, als er auf den Fahrersitz glitt und den Schlüssel ins Zündschloss steckte. Er schaute sie einen Moment an, bevor er den Motor startete. „Hab ich beim Rasieren eine Stelle vergessen oder so?“
„Nein.“ Bess schüttelte den Kopf und schaute aus dem Fenster, damit er ihr bestimmt dümmlich wirkendes Grinsen nicht sah.
Auf dem Weg zum Restaurant plauderten sie über alles Mögliche. Mit Eddie zu reden war so leicht, nie gab es unangenehme Pausen in ihren Gesprächen. Auch keine faden Augenblicke, denn mit seinem Humor schaffte er es, selbst so langweilige Themen wie Hypothekenraten und Kreditlinien interessant klingen zu lassen. Die Witze verbargen jedoch nicht, dass er sehr wohl wusste, wovon er da sprach.
„Ich fühle mich schlecht“, sagte Bess auf dem Weg ins Rusty Rudder. Sie hatte nicht gewartet, bis Eddie ihr die Autotür geöffnet hatte, aber sie konnte ihn nicht davon abhalten, ihr die Tür zum Restaurant aufzuhalten.
„Immer noch? Vielleicht musst du einfach was essen.“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. Eddie sagte der Bedienung seinen Namen, und sie führte sie an den reservierten Tisch. „Ich meine, ja, das sollte ich.“
Mit einem Mal fühlte sie sich wie kurz vorm Verhungern. „Aber das meinte ich nicht.“
Eddie wartete, bis sie wieder alleine waren, bevor er nachhakte. „Was meintest du denn?“
Sein besorgter Blick ließ Bess lächeln. „Nur, dass du wirklich weißt, was du tust, und ich dir einfach nur hinterherlaufe.“
Er winkte ab und zog eine Grimasse. „Ach komm, hör auf.“
„Es stimmt.“ Sie unterbrachen ihre Unterhaltung für einen Moment, um eine Flasche Wein zu bestellen. „Du bist der, der den Businessplan und alles erstellt hat. Du kennst alle wichtigen Eckdaten, Preise und so weiter. Für mich ist das alles Chinesisch.“
„Aber du bist diejenige, die die Idee hatte. Die übrigens brillant ist. Hab ich dir das schon mal gesagt?“
Bess lachte und errötete. „Ja, ein paar Mal.“
Sie hob den Blick und sah, dass Eddie sie lächelnd betrachtete. Seine Haare waren in den letzten Monaten länger gewachsen und fielen ihm in die Stirn und über den Rand seiner Brille. Seine
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