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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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länger sauber.
    Bei Sam andererseits konnte es so oder so laufen. Man sagte Sam, er sei gemein und eklig, und vielleicht blieb er dann gleich die nächsten paar Tage gemein und eklig. Oder er ließ es sich ein paar Minuten durch den Kopf gehen und entschuldigte sich dann.
    Geordie fand, es könnte vielleicht an seinem Alter liegen. Denn er war ein seniler alter Bastard. Aber das war’s nicht, es war irgendwas anderes in ihm. So was wie ein Dämon. Etwas, das ihn dazu brachte, gegen Gott und die Welt vom Leder zu ziehen, nur weil er es nicht verstand. Ein wunder Punkt. Etwas, das ihn dazu brachte, nachts mit den Zähnen zu knirschen.
    Meistens wurde Sam damit fertig. Hielt den Deckel drauf. Und wenn ihm das gelang, dann war er toll, er hatte so einen federnden Gang und hörte laute Musik, erzählte Geschichten und machte Witze, und gleichzeitig konnte er sehr ernst und interessant sein.
    Geordie fand es komisch, daß sich jemand so schnell ändern konnte. Von einer Sache zur anderen. Aber so war’s nun mal. Niemand war perfekt.
    Der Typ, der sie im Café bediente, schien wegen Sam beunruhigt. Mußte wohl an seinem Gesicht gelegen haben. Vielleicht bediente er zum ersten Mal jemanden mit einer schwarzen Nase. Er sah immer wieder zu ihnen herüber, und ein paarmal berührte er das Telefon hinter der Theke, nur um sich zu vergewissern, daß es da war, falls Sam eine Schlägerei anzettelte oder anfing, Tassen durch die Gegend zu schmeißen.
    Geordie flüsterte Sam zu, daß der Typ beunruhigt war, und Sam lachte. Er schien ein bißchen lockerer zu werden, als fühle er sich aufgrund der Tatsache gleich erheblich besser, daß er einen Cafébesitzer beunruhigte.
    «Bist du dann soweit?» fragte er Geordie und stand auf. Er kramte in der Tasche und ließ vier Pfundmünzen auf den Tisch fallen, ungefähr das Doppelte ihrer Rechnung. Beim Hinausgehen lächelte er dem Typen hinter der Theke zu. Ein bescheidener Versuch, ihn zu beruhigen. Doch als er Sams Zähne sah, stolperte der Typ gegen das Telefon zurück und stieß den Hörer von der Gabel.
     
    Jeder nahm sich eine Seite der Micklegate vor. Geordie suchte die meisten Leute auf, die er auch schon zuvor aufgesucht hatte, und keiner hatte etwas Neues zu berichten. Außerdem traf er zwei Männer und eine Frau, die bei seinem letzten Besuch nicht greifbar gewesen waren. Aber keiner der Männer erinnerte sich an irgend etwas Außergewöhnliches von dem Tag, an dem Andrew Bridge verschwand, und die Frau, eine Antiquitätenhändlerin, war auf einer Auktion in Leeds gewesen.
    Als er das Antiquitätengeschäft verließ, sah Geordie, daß Sam auf der anderen Seite der Micklegate auf ihn wartete. Er überquerte die Straße und rieb sich gegen die Kälte die Hände.
    «Hast du was?» fragte Sam.
    Geordie schüttelte den Kopf. «Lungenentzündung.»
    «Ich glaube, ich hab was. Komm mit.» Sam drehte sich um und betrat ein großes Lagerhaus, das bis unter das Dach mit alten Möbeln vollgepackt war. Er ging zu einem Bürobereich durch, und Geordie folgte. Als sie sich dem Büro näherten, änderte sich die Temperatur. Als die dann eintraten, entdeckte Geordie einen fetten Mann, der trockene Holzscheite in einen bereits glühenden Ofen schob.
    «Darf ich vorstellen, Geordie, mein Partner», sagte Sam. «Und das hier ist Mr. White, der Geschäftsinhaber.»
    «Nenn mich einfach Claude», sagte der fette Mann, trat vom Ofen fort und schüttelte Geordie die Hand. Sein Lächeln entblößte eine Reihe gelber und schwarzer Stümpfe, die vor Urzeiten mal Zähne gewesen waren. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Sam. «Sie hatten scheinbar so was wie einen Unfall», sagte er. «Fast hätte ich Sie nicht wiedererkannt.»
    «Ist nur ’ne Verkleidung», sagte Sam, ohne die Miene zu verziehen, und berührte mit den Fingerspitzen der rechten Hand seine geschwärzte Nase. «Wir sind heute inkognito.»
    Claude nahm ihn ungefähr eine halbe Minute beim Wort. Er beugte sich vor, um Sams Gesicht näher unter die Lupe zu nehmen, und schnupperte, wollte wissen, ob er vielleicht Fettschminke wittern konnte, dann ließ er das Lächeln raus.
    «Das ist keine Verkleidung», sagte er und drehte sich nach Bestätigung suchend zu Geordie um. «Sie nehmen mich nur auf den Arm.»
    Geordie erwiderte das Lächeln. «So hat er sich die Blutergüsse eingehandelt», sagte er. «Indem er solche Witze erzählte.»
    «Ach, ja?» Claude dachte wieder einen Moment nach. Geordie fand, daß Claude mit Abstand der

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