Tiefschlag
ändern zu lassen», sagte Sam. «Das Detektiv durchstreichen und statt dessen Psychotherapeut einsetzen zu lassen.»
Jeanie schüttelte den Kopf. «Ich brauche trotzdem einen Detektiv», sagte sie. «Ihre Überwachung rund um die Uhr klingt teuer, aber könnten Sie nicht vielleicht einfach nur ermitteln, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Einbruch und dem Mord an Cal? Die Polizei hat diese Spur bereits aufgegeben, aber ich möchte gern sicher sein.»
Er bat sie, ein Formular zu unterschreiben, um seine Geschäftsbedingungen zu akzeptieren, und Jeanie unterschrieb, ohne es gelesen zu haben. Er verbrachte einige Minuten damit, ihr zu erklären, womit alles sie einverstanden war, worunter sie ihren Namen gesetzt hatte.
Sie war letzte Nacht nicht im Haus von Cals Mutter gewesen. Warum hatte sie ihm dann genau das erzählt? Weil sie Karen bei Cals Mutter gelassen hatte und dann zu Michael Caffrey, ihrem irischen Freund, gefahren war und dort die Nacht verbracht hatte. Jeanie schüttelte den Kopf. Von Michael hatte sie dem Detektiv nichts erzählt, weil sie wollte, daß er sie für einen Single hielt. Keine feste Beziehung zu einem Mann hatte. Sie hoffte irgendwie, daß sie und der Detektiv vielleicht Zusammenkommen würden.
Aber warum? Michael Caffrey war alles, was sie wirklich brauchte, alles, was sie wirklich wollte. Sicher, Sam Turner schien ein interessanter Mann zu sein, und falls er sie unter anderen Umständen fragen sollte, könnte Jeanie sich kaum vorstellen, nein zu sagen. Aber das jetzt waren anderen Umstände, und Sam Turner hatte sie nicht gefragt. Das einzige, worum er sie gebeten hatte, war, dieses Formular zu unterschreiben. Und das hatte sie getan.
Sie fragte sich, ob Sam wohl verheiratet war. Nun, die meisten waren’s jedenfalls, oder? Michael, ihr irischer Freund, der war’s nicht, er war Single. Aber dieser Sam Turner war ganz bestimmt verheiratet. Er trug das Mal. Ob er derzeit verheiratet war, konnte sie nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Falls dem so war, wäre die Sache damit automatisch erledigt. Einige von Jeanies Freundinnen vertraten die Ansicht, wenn eine Frau ihren Mann nicht zufriedenstellen konnte, dann hatte sie es auch verdient, wenn sie ihn verlor. Aber Jeanie sah das anders. Man ließ die Finger vom Mann einer anderen Frau. Selbst wenn er halbtot war. Sam Turner sah nicht so aus, als sei er halbtot. Er sah ausgesprochen lebendig aus. Aber vielleicht sollte es auch einfach nicht sein. Vielleicht würde überhaupt nichts passieren.
Trotzdem, es hatte irgendwie geknistert. Da war etwas in seiner Stimme, in seinen Augen gewesen. Wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte. Sie könnte sich damit begnügen. Die kleinen Dinge im Leben, die waren’s doch, worauf es ankam.
Sie war wie die Frau von Scottish Widows. Perlmutttropfen an den Ohren, leicht eingefallene Wangen, aber große Augen und volle Lippen. Sam bot der Krankenschwester die Hand an, als sie ging. «Ich melde mich», sagte er. «Sobald ich dazu gekommen bin, mich ein wenig umzuhören.» Ihre Hand war warm. Sie hatte lange, schmale Finger. Sie drehte sich um und schüttelte Celia die Hand.
Jeanie Scott lächelte, zwei voneinander unabhängige Lächeln, eines für Celia und ein anderes für Sam. Sam hätte darauf gewettet, daß das Lächeln an ihn herzlicher war und eine Idee länger dauerte als das Lächeln für Celia. Der Unterschied zwischen diesen beiden Lächeln hatte mehr mit Qualität denn Quantität zu tun. Man mußte schon ein Kenner sein, aber wenn man dies war, dann hätte man den Unterschied mühelos erkannt.
Sam merkte, daß er an jedem ihrer Worte klebte, er spürte, wie er ihren Akzent verinnerlichte, und mehr als einmal im Verlauf ihres Gesprächs mußte er sich bremsen, ihn nicht nachzumachen. Wann immer er sprach, bestand die Gefahr, daß seine Worte als Parodie auf einen Glasgower Akzent herauskamen. Statt dessen lächelte er, mit offenem Mund, gab eine Art erstickten Laut von sich. Eine ausgesprochen attraktive Frau, dachte er. Noch keine Vierzig, obwohl es in diesem Jahr durchaus soweit sein könnte. Ein gutes Zeichen, denn Sam hatte nicht die Energie für jemanden, der sich nicht an die Beatles erinnern konnte. Er hatte es gelegentlich versucht und den Abend jedesmal mit einem erstarrten Lächeln beendet. Marie setzte sich ans Steuer des Volvo, sagte, es sei besser, wenn sie fuhr. Sie ließ sich nicht weiter darüber aus, aber Sam wußte genau, was sie meinte. Daß sie weniger essen
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