Tiefseeperle
Wahrscheinlich würde er sofort Reißaus nehmen.
Es blieb ihr nichts anderes übrig – sie musste sich zeitnah entscheiden.
Da Maximilian für 14 Tage nach New York reiste, wollte sie die Zeit nutzen und für sich Klarheit verschaffen. Hin und her überlegte sie und fasste dann den festen Entschluss, nicht mehr an den Grafen zu denken. Das war besser so, denn diese Gefühle, die er in ihr auslöste, warfen sie zu sehr aus der Bahn. Außerdem hatte er sich nun fast seit drei Wochen nicht mehr gemeldet – möglicherweise hatte er sie sowieso schon wieder vergessen – ausgetauscht mit einer anderen willigen Sklavin, die noch geiler und devoter war, jünger und schöner …
Sie beschloss weiterhin fest daran zu glauben, dass er unter der Maske schrecklich unansehnlich war. Was in aller Welt wollte sie mit einem hässlichen Phantom, wenn sie einen weltlichen und unfassbar attraktiven Verehrer wie Maximilian an ihrer Seite haben konnte? Catharina begrüßte Victorias Entscheidung und hoffte, dass das Kapitel nun abgeschlossen war.
Doch es war, wie es immer zu sein scheint, wenn man nicht mehr mit etwas rechnet, es sich nicht mehr im Geiste herbeisehnte. Eben dann passierte es. Auch hier machte dieses Mysterium keine Ausnahme: Der Graf lud sie ein!
„Ich erwarte meine Gespielin am Mittwoch um 20.00 Uhr in meinem Pavillon. Die Zufahrt wird Dir am Tor gewährt. Du wirst die für Dich bereitgelegte Kleidung anziehen und Dich dann auf den Boden knien und mich in einer angemessenen Haltung erwarten. Ich rate Dir, erzürne und enttäusche mich nicht.“
Es klang sehr streng. Oh je, der Geist war willig und das Fleisch mehr als schwach.
Einmal noch. Das letzte Mal. Dann würde sie Maximilian treu bleiben.
Mittwoch? Das war ja schon morgen. Ging das terminlich überhaupt?
Es musste gehen, und es ging. Sie musste vorher unbedingt nochmal zum Wachsen. Hatte sie keine anderen Sorgen als eine glatte Scham?
Doch, die Frage, ob sie vorher noch die Beine epilieren sollte? Wenn man normalerweise eine Verabredung mit einem Mann hatte, ging man vielleicht noch vorher zum Friseur. Doch diesen Weg konnte sie sich sicherlich sparen.
Aber vielleicht musste sie ja keine Maske tragen? Vielleicht gab er auch sein Gesicht preis?
Pures Adrenalin durchpeitschte fortan ihren Körper, und es hörte nicht auf, auch nicht, als sie pünktlich den Pavillon betrat.
Wieder loderte ein Feuer im Kamin und verbreitete eine angenehme Wärme. Auf dem Fesseltisch, der sofort die Erinnerung an die letzte Behandlung weckte, lag ein schwarzes Unterbrustkorsett aus Leder, die ihr bekannte Ledermaske, eine Sanduhr und ein Zettel mit Anweisungen.
Sie schaute sich um. Es war bis auf das leise Knacken und Knistern im Kamin völlig still. Die Beleuchtung war so gehalten, dass sie gerade so viel erkennen konnte wie nötig.
Vic atmete tief durch. Diese Lust nach dem, was sie bald erfahren durfte, machte sie nervös. Eine Nervosität, die aber so prickelnd wie ein frisch eingeschenkter Prosecco wirkte.
Schnell hatte sie sich entkleidet und legte das Korsett an. Natürlich ging er davon aus, dass sie wusste, wie man es so eng wie nur möglich schnüren konnte. Sie gab sich Mühe und zog immer wieder die Schnüre nach, bis ihre Taille wie die bereitgestellte Sanduhr aussah. Die Anweisung lautete, sich ohne Maske auf den Boden zu knien und die Sanduhr umzudrehen. Sie tat es genauso, kniete mit nach vorn gebeugtem Oberkörper, die Arme auf dem Rücken verschränkt, die Stirn auf dem harten Boden. Den Blick auf die nun umgedrehte Sanduhr gerichtet, durfte sie sich nun nicht mehr bewegen.
Der feine Sand begann gemächlich durch die Öffnung zu rieseln. Vic war schon klar, was dies zu bedeuten hatte: Der Graf, ihr Meister, zwang sie zu warten. Zu warten, bis er endlich zu ihr kam.
Dieses Warten war einerseits eine Qual und löste es eine Monster-Welle von Lust aus. Die Geilheit nahm zu, je länger sie ausharrte. Gebannt schaute sie auf den Sand. Ein vermeintlicher Zeitmesser, der Hoffnung auf Erlösung weckte. Doch auch als die Sanduhr ihre Aufgabe erledigt hatte, blieb es ruhig.
Vic spürte, wie ihr Körper begann, sich gegen die Position zu wehren. Doch immer wieder kamen ihr die Worte in den Sinn: „Enttäusche und erzürne mich nicht“. Sie wollte eine gute Gespielin sein, die gehorsam war, sich den Spielregeln unterwarf. Lust und Schmerz begannen nun, nach einer gefühlten Ewigkeit, in ihr zu toben. Sie kannte die andere Seite und wusste genau,
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