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Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabea S. Mainberg
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die Freundin. Just in diesem Moment klingelte Catharinas Handy, und Vic marschierte mit dröhnendem Kopf los. Im 3. Obergeschoss gab es eine Außenterrasse, auf der das Rauchen noch gestattet war. Auch dieser Umstand, dass die Raucher an einen ungemütlichen Ort abgeschoben und regelrecht ausgegrenzt wurden, ärgerte Victoria. In ihrer allgemeinen Verfassung fühlte sie sich persönlich angegriffen.
     
    Catharina ihrerseits war über den eingehenden Anruf so überrascht, dass ihr fast das Telefon aus der Hand glitt. Der Anruf würde dazu beitragen, die prekäre Situation zu entspannen, das war der Anwältin sofort klar.
    Die Anwältin hatte schon viel erlebt – aber das, was sich da gerade abzeichnete, mutete an, als würde Hollywood seine Finger im Spiel haben. Mit viel Überredungskunst schaffte sie es, die Pause noch etwas hinauszuzögern.
     
    „Das klingt alles sehr seltsam“, antwortete Richter Engel kopfschüttelnd, und dieses Mal rutschte seine Brille tatsächlich über die Nase. „Gut zwanzig Minuten gewähre ich Ihnen.“
    „Was ist los?“, Victoria, die genervt zurückgekehrt war, wunderte sich und konnte diese Unterbrechung und die Unruhe der Freundin nicht verstehen.
    „Vertrau mir!“, war das Einzige, was Catharina zu antworten vermochte. „Ich kann dir das jetzt nicht erklären!“
    „Muss ich das jetzt verstehen?“, fragte Victoria, und ihr Ton klang gereizt, da sie das Gefühl hatte, man verheimliche ihr etwas. Die Freundin versuchte ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen und wandte sich zum Fenster. Schaute in den trüben Berliner Himmel. Immer wieder schaute sie auf die Uhr. Ihr war die Anspannung anzumerken.
    Die von Hohensteins saßen mit stummen Mienen auf ihren Plätzen. Schrader tippte wichtig auf seinem Smartphone herum. Victoria saß ebenfalls steif wie ein Stock auf ihrem Platz und versuchte den Blicken, derer die ihr nichts Gutes wollten, auszuweichen. Als nach zwanzig Minuten nichts passierte und Catharina nur mit den Schultern zucken konnte, schien ihre letzte Hoffnung dahinzuschwinden. Auch die Gegenseite drang nun auf Fortsetzung der Anhörung.
    „Wollen wir mal langsam zum Ende kommen … ich denke, die Empfehlung wird eindeutig ausfallen!“, Schraders Stimme klang siegessicher.
    „Abwarten“, konterte die Anwältin, trotz aller Unsicherheit, taff. Eine höchst unangenehme Atmosphäre durchzog nun wieder das Besprechungszimmer. Richter Engel schaute auf die Uhr. „Nun ja, ich möchte nun zu meiner Einschätzung kommen …“, begann er.
    Plötzlich klopfte es, und ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete sich die Tür. Alle Blicke wandten sich dort hin. Erleichtert atmete Catharina auf. Victoria durchzog ein Schrecken und sie schüttelte den Kopf, schaute ihre Freundin verblüfft an, als sie erkannte, wer dort durch die Tür gehetzt kam … „Was in aller Welt …?“, murmelte sie.
    Catharina war aufgesprungen, ihre Wangen glühten. „Eurer Ehren, mein angekündigter Zeuge!“ Sichtliche Unruhe breitete sich bei der Gegenseite aus.
    „Nun ja, schön, dass Sie es doch noch geschafft haben“, konstatierte Richter Engel und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    „Bitte setzen Sie sich, und dann bin ich mal neugierig, ob die von Ihnen verursachte Verzögerung zu einer Entscheidung beitragen kann.“
    Der Mann setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz. Dort hatte man sich gut im Blick. Seine Haltung verriet keinerlei Anspannung, im Gegenteil. Lässig schlug er die Beine übereinander. „Vielen Dank, dass Sie gewartet haben – doch die Straßen Berlins eignen sich einfach nicht für zügige Fortbewegung.“
    „Möchten Sie sich bitte vorstellen?“, fragte der Richter eher rhetorisch, denn Catharina hatte ihn bereits über seine Person aufgeklärt.
    „Gern“, die Stimme des Mannes klang wie immer sehr ruhig. „Mein Name ist Maximilian Graf von Bredow!“
    Victoria wusste nicht, wie sie sich fühlen sollte. Was hatte dies zu bedeuten? Sie starrte ihren Freund an.
    „Ich möchte in dieser Angelegenheit eine Aussage machen, da ich mit Johannes von Hohenstein gut bekannt war.“
    „Bitte schildern Sie Ihre Beziehung zu Herrn von Hohenstein!“
    „Gern, Frau Schumann“, sagte Maximilian, sein Blick ruhte nun auf Victoria, die Frau, die er liebte und für die er nun diesen Schritt unternahm.
    „Ich kenne Herrn Johannes von Hohenstein seit einiger Zeit, denn er war Gast in meinem Hause …“. Maximilian unterbrach kurz, atmete tief ein und aus, den Blick immer noch

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