Tiefseeperle
auf Victoria gerichtet.
„ … ebenfalls kenne ich Frau Meyerhof, die ihn als ‚Lady Du Mont‘ begleitete.“
Victoria starrte Maximilian an, auf ihrer Stirn bildete sich Schweiß, ihr Körper war steif, jeder Muskel war angespannt.
„ … ich agiere unter dem Pseudonym ‚der Graf‘… “
Victoria schlug die Hände vors Gesicht. Es war, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen.
„ … und veranstalte Zusammenkünfte für einen gewissen elitären Kreis. Ein Kreis, der sich der bizarren Lust verschrieben hat. Veranstaltungen auf unserem Landsitz, in der Nähe von Berlin.“
Das, was Victoria da hörte, war so unfassbar. Sie konnte ihn nicht mehr ansehen, stützte den Kopf in ihre Hände. Maximilian war ‚der Graf‘, ihr geheimnisvoller Liebhaber!? Nicht sein Bruder oder irgendein Neffe, nein er war es persönlich! Diese Tatsache sprengte all ihre Vorstellungskraft. Wieso in aller Welt hatte er dieses seltsame Spiel mit ihr gespielt?
Sie kam sich plötzlich hintergangen vor, der Lächerlichkeit preisgegeben. Am liebsten wäre sie geflohen, doch da die Situation es nicht zuließ, harrte sie innerlich bebend aus.
Das folgende Gespräch, seine Worte, die Fragen des Richters, die provokanten Äußerungen von Rechtsanwalt Schrader nahm sie jedoch nur noch wie in Watte gepackt wahr.
„Ich habe Ihren Namen auch schon einmal in den Unterlagen gelesen. In Zusammenhang mit dem Gemälde“, Richter Engel blätterte in den Schriftsätzen.
„In welcher Beziehung stehen Sie zu Frau Meyerhof?“
„Nun ja“, Maximilian räusperte sich. „Sie ist meine Partnerin.“
„Warum haben Sie sich denn erst so kurzfristig, sagen wir doch wohl eher spontan, entschieden, sich in der Sache zu äußern?“
„Das hat persönliche Gründe …“, antwortete er, und es war so, als würde auch er für einen Moment ein wenig die Ruhe verlieren. Dass natürlich das brisante Outing der Grund war, wussten jedoch nur drei der sieben Anwesenden.
„Sie veranstalten also Partys, auf denen sich die Besucher ihren ausgefallenen Sexfantasien hingeben können?“, Richter Engel war es offensichtlich unangenehm.
„Das ist richtig. Es handelt sich um einen sehr ausgesuchten Kreis. Man erhält nur Zutritt auf Empfehlung, und ich entscheide, ob diese Person eingeladen wird.“
„Sehr außergewöhnlich …“, murmelte der Richter.
„So sprach mich Johannes von Hohenstein an, ob seine Domina, also Lady Du Mont, ihn begleiten dürfe. Es ist nämlich so, dass wir zu den professionellen Damen aus diesem Gewerbe eher Abstand halten.“
„Warum?“
„Es ist ein Teil meiner Philosophie. Denn diese Damen verfolgen andere Ziele, was auch ihr gutes Recht ist.“
„Frau Meyerhof erfüllte aber trotzdem die Kriterien, die einen Zutritt zu Ihren Veranstaltungen ermöglichten?“, fragte Catharina und konnte sich nur im Ansatz vorstellen, wie sich ihre Freundin gerade fühlen musste.
„Ja! Ich habe mich über Ihre Arbeitsweise informiert und sie sehr genau beobachtet, als sie das erste Mal mit Johannes von Hohenstein in meinem Hause war.“
„Wie haben Sie das Verhältnis, den Umgang, eingeschätzt?“
„Frau Meyerhof ging mit ihm sehr verantwortungsvoll um. Man konnte spüren, wie sehr der alte Mann sie verehrte, sie dies aber nicht ausnutzte.“
„Es steht der Vorwurf im Raum, dass Frau Meyerhof Herrn von Hohenstein genötigt haben soll, Potenzmittel einzunehmen, die dann ja auch mit Auslöser seines plötzlichen Todes waren. Was wissen Sie darüber?“
Maximilian setzte sich gerade hin, hoffte, das Victoria ihn doch einmal ansah. Diese spürte seinen Blick und hob etwas den Kopf. Doch sie starrte eher durch ihn hindurch. Wirkte wie paralysiert. Maximilian straffte seinen Körper und sagte ruhig, aber mit klarer Stimme: „Ich wurde unfreiwillig Zeuge einer Unterhaltung zwischen den beiden. Hier hat Frau Meyerhof ihm die Einnahme sogar verboten. Er hat es getan, um ihr zu gefallen, das ist richtig, doch gegen ihre Zustimmung!“
Man konnte spüren, wie die Luft brannte. Victoria schüttelte wieder den Kopf, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Es drehte sich alles. Schrader ließ laut seinen Stift auf den Tisch fallen.
„Vielen Dank, Herr von Bredow“, sagte Catharina.
„Herr von Bredow …“, Schrader begann nun seinerseits die Befragung. „Es ist also so, dass Sie mit Frau Meyerhof liiert sind?“
„Ja!“
„Nun ja, in einer Partnerschaft hilft man sich ja gern mal aus, wenn es dann eng wird …“, er war
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