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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Brille auf und wühlte in einer Akte.
    »Also, was führt dich nach München?«, fragte sie geschäftig.
    »Das habe ich Frau Oberstaatsanwältin schon gesagt. Ich verfolge eine Spur.«
    »Deswegen bist du doch nicht bei uns. Oder?«
    Kilian lehnte sich über den Schreibtisch, und Strasser wich augenblicklich zurück.
    »Bleib, wo du bist!«, fauchte sie ihn an.
    »Okay, okay.«
    Kilian hob entschuldigend die Hände und startete einen neuen Versuch. »Ich brauch deine Hilfe. Du musst mich da rausholen. Das ist nichts für mich.«
    »Was meinst du?«
    »Na, wovon sprech ich wohl? Von Würzburg natürlich. Ich muss da weg. Ganz schnell, bevor …«
    »Bevor?«
    Kilian war es äußerst unangenehm, dass sie ihn so lange zappeln ließ. »Bevor … na, du weißt schon.«
    »Nichts weiß ich. Schmarr’n, natürlich weiß ich das. Das heißt, du hast dich immer noch nicht mit ihr versöhnt. Stimmt’s?«
    Nervös rutschte Kilian auf seinem Stuhl hin und her. Schließlich sprang er auf und lief im Zimmer umher.
    »Es ist einfach nur ein Gefallen. Das erledigst du doch mit links, bei deinen Beziehungen.«
    »Meine Güte, Jo«, setzte Strasser an, »das ist jetzt über zwanzig Jahre her. Glaubst du nicht, dass es langsam Zeit wird, die Sache zu bereinigen? Ihr tut es bestimmt hunderttausendmal mehr Leid als dir. Verstehst du? Eine Frau, die liebt, kämpft. Aber wenn sie keine Chance mehr sieht, dann lässt sie’s einfach. Ich weiß genau, wovon ich spreche.«
    »Hör auf damit. Es war das Beste für dich und für mich. Oder erinnerst du dich nicht mehr, wie du mich abgeschoben hast?«
    »Was? Ich dich abgeschoben? Du hast doch bekommen, was du wolltest. Du hast doch nur mit mir gespielt. Du wolltest den Job, Jo, und den hattest du bekommen. Darum ging’s dir.«
    »Das stimmt nicht. Ich hab nie daraus Kapital schlagen wollen.«
    Die Tür ging auf, und eine Frau kam herein. Als sie die Situation erfasst hatte, machte sie schnell wieder kehrt und schloss die Tür.
    Kilian musste mehr einsetzen. Er ging zu Strasser hinter den Schreibtisch, nahm ihre Hand und ging in die Hocke, damit er ihr von unten in die Augen schauen konnte.
    »Susanne«, setzte Kilian an, »es tut mir Leid, dass alles so gelaufen ist. Ich dachte, du wüsstest das. Aber jetzt brauch ich deine Hilfe.«
    »Schau mich nicht so an. Darauf falle ich nicht mehr rein.« Sie wollte sich entziehen, doch Kilian hielt sie fest.
    »Bitte, Susanne!«
    Strasser hielt inne und schaute ihn an, fast fürsorglich. Dann schüttelte sie verständnislos den Kopf und atmete tief durch, bevor sie ihm über die Wange streichelte.
    »Setz dich«, sagte sie und wies ihm seinen Platz auf dem Stuhl zu.
    »Die Sache mit dem Zugriff in Genua ist schlecht gelaufen. Das weißt du. Damit hast du dir keinen Gefallen getan.«
    Kilian setzte zur Widerrede an, doch Strasser funkte dazwischen.
    »Unterbrich mich nicht. Das LKA, Europol und Schröder sind sauer. Stinkesauer. Du darfst froh sein, dass Schröder dir den Job in Würzburg verschafft hat. Denn einige deiner alten Freunde haben deinen Kopf gefordert. Das heißt, du hättest genauso gut in Weiden oder in der Rhön landen können. Du hast es also nochmal gut erwischt mit Würzburg. Erstens ist es nur für so lange, bis sich die Wogen geglättet haben. Zweitens hast du die Chance, die Sache mit deiner Mutter zu klären. Bitte, Jo, lass die Möglichkeit nicht einfach so vorbeiziehen. Früher oder später musst du dich ihr stellen. Oder willst du so lange warten, bis sie deinem Vater ins Grab gefolgt ist? Dann ist es zu spät.«
    Kilian ließ die Worte Strassers über sich ergehen. Natürlich hatte sie Recht mit dem, was sie da sagte. Würzburg war nur zum Parken. Für ein halbes Jahr, vielleicht ein ganzes. Dann wäre er wieder weg. Aber die Sache mit seiner Mutter? Nein, kein Stück. Nicht ums Verrecken würde er mit ihr sprechen.
    Kilian wartete auf mehr, doch es kam nicht.
    »War’s das?«, fragte er.
    Strasser nickte. Kilian blickte sich verlegen im Raum um.
    »Susanne. Du weiss gar nicht, was du mir damit antust.«
    »Doch. Und es ist das Beste für dich.«
    Kilian stand auf und verließ grußlos den Raum. Strasser sah ihm nach, rief aber schließlich ihre Sekretärin übers Telefon.
    »Machen Sie mir eine Leitung ins Ministerium. Den Mahler, den Frühwirt und dann den Wagner. Genau in dieser Reihenfolge.«
    Kilian schlurfte deprimiert den Gang entlang auf den Ausgang zu. Das waren sie also, seine ehemaligen Kollegen und Freunde.

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