Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall
dafür.«
Heinlein hängte ein und fuhr los.
»Jetzt bleibt der ganze Dreck wieder an mir hängen. Der Herr Kommissar treibt sich in München herum, und ich darf hier ’ne Leiche ausbuddeln.«
*
»Und was hast du ihm geantwortet?«, wollte Beck wissen.
»Komme gerade von einem Einsatz mit Euro- und Interpol. Die Kollegen aus Spanien und Frankreich waren auch dabei«, äffte Kilian sich selbst nach.
Beck und sein Kollege bogen sich vor Lachen und schlugen sich auf die Schenkel. Beck war sein früherer Vorgesetzter bei der Kripo und der junge Kollege offensichtlich sein Nachfolger.
»Alles Tarnung. Verstehen Sie? Tarnung«, wiederholte
Kilian amüsiert und stellte die Szene mit Oberhammer nach.
»Und die Sheriff-Nummer hat er dir wirklich abgenommen?«, fragte Beck, der sich zu beruhigen suchte.
»Sie regeln das. Ich habe einen Profi aus München angefordert«, imitierte Kilian Oberhammer.
Beck und der Kollege lagen mittlerweile mit ihren Köpfen auf den Schreibtischen und hielten sich die Bäuche. Wie konnte man nur so blöd sein, stotterten sie zwischen Luftholen und Lachen.
»Jetzt mal ohne Scheiß«, sagte Kilian und versuchte wieder Ernst ins Gespräch zu bringen. »Wie ist die Lage? Braucht ihr noch ’nen guten Mann?«
»Yep. Am OK-Corral treffen wir auf die Brüder«, sagte Beck und machte auf Wyatt Earp.
Wieder das gleiche Bild. Beck und der Neue machten auf Shoot-out und zogen ihre Waffen Marke Bleistift. Kilian war überhaupt nicht mehr zum Spaßen.
»Jetzt lasst doch mal den Scheiß und gebt mir ’ne Antwort«, sagte er eindringlich.
Doch daran war überhaupt nicht zu denken. Beck machte ein Gangstergesicht, und der andere stellte sich breitbeinig hin und forderte, mit einer Kippe im Mund, Kilian auf zu ziehen.
»Freut mich, wenn meine Beamten so gut gelaunt sind«, sagte eine Frauenstimme aus dem Hintergrund.
Im Nu kamen Beck und sein Kollege an ihren Schreibtisch zurück und bissen sich auf die Lippen, damit sie nicht lauthals loslachen mussten.
Kilian drehte sich um und sah in der Tür die Oberstaatsanwältin Susanne Strasser stehen.
»Su-sanne«, stammelte Kilian. »Frau Oberstaatsanwältin. Entschuldigung.«
Beck und der andere schauten sich wissend in die Augen.
»Kilian?«, kam es nicht weniger erstaunt von Strasser zurück.
»Ich dachte, Sie sind in Würzburg?«
»Bin ich auch«, sagte Kilian und versuchte das Gefühl, überrumpelt zu sein, nicht zu zeigen. »Ich musste eine Information in München überprüfen.«
Eine kurze Pause trat ein, und Strasser suchte das Gespräch wieder aufzunehmen.
»Tja, dann erzählen Sie doch mal, wie’s Ihnen in der letzten Zeit so ergangen ist.«
Beck und der andere lachten laut los.
»Was ist denn daran so lustig, meine Herren?«, fragte Strasser die beiden giftig. Doch sie schüttelten nur mit dem Kopf und machten sich an ihre Arbeit.
»Lassen Sie uns doch in mein Büro gehen, da können wir …« Wieder lachte Beck los.
»Kriminalhauptkommissar Beck«, zischte sie, »ich glaube, wir müssen Ihnen etwas Gelegenheit zur Abkühlung geben. Ich habe da genau das Richtige für Sie. Setzen Sie sich mit der Sitte in Verbindung. Die haben eine Tote im Schlachthofviertel gefunden. Genauer gesagt, sie hängt zwischen Rinderhälften in einem Transporter aus Holland.«
»Und wieso soll ich da hin?«, wollte Beck verärgert wissen.
»Weil es eine Tote gibt. Und Sie sind doch für Tötungsdelikte zuständig? Oder täusche ich mich da?«
Beck schmiss seinen Kugelschreiber hin und tippte eine Nummer in den Telefonapparat.
Strasser und Kilian verließen das Büro und gingen ein paar Schritte wortlos nebeneinander her, bis sie Strassers Büro erreicht hatten und hineingingen. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging Kilian auf sie zu, streichelte sie an der Wange und küsste sie.
»Lass das, Jo«, befahl sie und flüchtete hinter den Schreibtisch.
»Was ist los?«, fragte Kilian erstaunt.
»Das weißt du ganz genau. Du kannst nicht einfach so reinplatzen und glauben, dass alles wie früher ist.«
»Ist es das nicht?« Er folgte ihr hinter den Schreibtisch.
»Nein, natürlich nicht.« Sie stand auf und lief Richtung Tür.
»Jetzt bleib doch mal stehen. Ich werde dich schon nicht beißen.«
»O doch, da bin ich mir ganz sicher.«
Kilian setzte sich schließlich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, schlug die Beine übereinander und machte auf gelassen. »Gut so?«
Strasser nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz, setzte ihre
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