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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nach der Herkunft zu stellen.
    »Na ja, wahrscheinlich Hongkong«, sagte Oberhammer abfällig und warf sie auf den Tisch zurück. »Ist jetzt auch völlig Wurscht. Wir haben einen Anschlag aufzuklären. Ich komme gerade von der Brücke und hab mir die Schande angeschaut.« Er ließ sich erschöpft auf den Stuhl vor dem Schreibtisch nieder und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Wenn das nach München geht, bin ich geliefert.«
    Das Telefon unterbrach sie. Heinleins Hand, die nach wie vor unter dem Tisch Deckung suchte, zuckte. Kilian schaute ihn an und wartete darauf, dass er abnahm. Aber Heinlein hielt die Hände beharrlich unter dem Tisch und gab ihm ein Zeichen, dass er abnehmen sollte.
    »Will keiner ans Telefon, meine Herren?«, fuhr Oberhammer die beiden an. Heinlein schaute verstohlen zum Fenster hinaus.
    Kilian verstand endlich. Er nahm ab, meldete sich und reichte den Hörer Oberhammer.
    »Für Sie. München«, sagte er trocken.
    Oberhammer schreckte hoch, als gelte es, einen Befehl zu empfangen. Und so war es auch. Ein karges »Jawohl, Herr Staatssekretär« wiederholte sich im selben Takt, in dem Heinlein nervös auf seinem Stuhl hin- und herwippte und dabei unbeteiligt aus dem Fenster starrte, als ginge ihn das alles nichts an.
    Oberhammer verbeugte sich leicht und legte den Hörer behutsam auf die Gabel. Dann wandte er sich in aller Entschlossenheit seinen Beamten zu.
    »Meine Herren, wir haben Order von oberster Stelle, die Schändung am kulturhistorischen Gut des Königshauses aufzuklären. Hiermit erteile ich Ihnen den Auftrag, die ‹Soko Löwe› zu bilden, schnellstens die Täter ausfindig zu machen und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Noch Fragen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich der Tür zu.
    »Soko Löwe?«, rief ihm Kilian nach. »Das ist hier das K1, Tötungsdelikte. Wir haben keine Zeit, uns um so ’nen Kleinscheiß zu kümmern.«
    Oberhammer machte kehrt. »Richtig. Sie haben keine Zeit. Also machen Sie sich an die Arbeit, bei Kleinscheiß, wie Sie es nennen, müsste es Ihnen doch ein Leichtes sein, etwas herauszubekommen. Ich erwarte Ergebnisse. Am Samstag schaut die Welt auf uns. Bis dahin ist der Fall gelöst. Ansonsten werden Sie Bürodienst schieben, bis Sie in Rente
    gehen. Und es wird mir eine Freude sein, Sie mit den notwendigen Fällen zu betrauen. Apropos Fall. Wie ist Stand der Dinge in Sachen Tiepolo?«
    »Wir haben eine Spur«, antwortete Kilian gelangweilt.
    »Und? Auch schon einen Verdächtigen?«
    »Wir arbeiten daran.«
    »Samstag«, warnte ihn Oberhammer abermals und verschwand auf den Gang.
    Kilian schaute zu Heinlein hinüber, der noch immer seine Hände unterm Tisch vergrub.
    »Du kannst sie wieder hochnehmen«, schnauzte er ihn an.
    »Er ist weg.«
    Heinlein hielt die Tür im Auge und horchte, ob Oberhammer wirklich verschwunden war. Als er sicher war, nahm er sie hoch und ballte sie zu Fäusten, sodass seine Fingerspitzen verborgen blieben.
    Kilian kam in Fahrt. »Vielen Dank für deine tatkräftige Unterstützung. Du hast dich ja wie ein Löwe gewehrt. Jetzt hab ich auch noch den Scheiß am Hals, den du in deinem Suff angestellt hast. Muchas gracias, amigo!«
    »De nada«, konterte Heinlein pikiert. »War mir ein Vergnügen. Was fährst du mich eigentlich so an?«
    »Na, wieso wohl? Wer hat mir das denn alles eingebrockt?«
    »Du gehst mir vielleicht auf die Nerven. ›Wer hat mir das eingebrockt?‹ Hab ich dich vielleicht in diese Bar geschleppt und mit diesem Cai … Cai-Zeugs abgefüllt? Wer war das wohl?«
    »Kann ich denn wissen, dass du nichts verträgst und beim ersten Schluck gleich losrennen musst und …«
    Kilian brach ab und blickte zur Tür, ob jemand mithörte. Und tatsächlich hatten sich ein paar Kollegen neugierig auf dem Gang versammelt, um zu spitzen, was hier vor sich ging. Kilian
    sprang auf und warf die Tür mit Wucht ins Schloss.
    »Wie kann man nur so blöd sein?«, setzte er erneut an.
    »Kein Stück blöder als du, du Schickimicki-Kommissar. Keinen Deut besser! Und überhaupt, wer hat denn mitgemacht? Wer wohl?«
    »Was hab ich?«
    »Na, du hast mich mit Freuden festgehalten, als ich auf den Sockel stieg«, erwiderte Heinlein. »Das weiß ich ganz genau.« Kilian schwieg und schüttelte verständnislos den Kopf. Er konnte sich nur noch bruchstückhaft erinnern.
    »Weißt du«, schürte Heinlein nach, »ich hab langsam die Nase voll von dir. Ständig dieses Gemaule, wie beschissen hier alles ist. Dieses passt dir nicht

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