Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
als sie nach München kam. Wie hatte sie es aber dann geschafft, den Schrein und das Silber zu bekommen und Korrassow aufs Kreuz zu legen? Es gab nur eine Erklärung.
    »Ich habe Sie für einen Profi gehalten, Korrassow.«
    »Verspotten Sie mich nicht, Kilian. Nur einmal, ein einziges Mal, habe ich mich einlullen lassen. Und dafür strafe mich der Herr.«
    Kilian konnte es beinahe hören, wie Korrassow sich bekreuzigte. Galina hatte ihn bezirzt und wie die Schlange verführt. Der Apfel, den sie ihm gereicht hatte, war nur anfänglich süß gewesen, danach hatte sie ihn ins Reich der Träume geschickt. Es blieb ihr also genug Zeit, das schwere Ding abzutransportieren. Dabei hatte sie das Silber gleich mitgehen lassen. Ganze Arbeit, reiche Beute.
    »Zurück zu Giovanna. Wieso stand sie nicht auf der Liste?« Korrassow sammelte sich. »Wenn Giovanna wegen so einer dämlichen Liste auffliegt, dann kann ich mich aus dem
    Geschäft verabschieden. Ihr Vater würde mir das nie verzeihen.«
    »Aber jetzt haben Sie es getan.«
    »Wenn ich Galina dafür bekomme, dann war es das wert. Und wenn es das Letzte ist, was ich auf dieser Welt zu erledigen habe.«
    »Aber was wollte Giovanna mit der Feder?«
    »Ich denke, Sie wissen über alles Bescheid? Fragen Sie sie doch selbst. Und noch was, Kilian. Wenn Sie mich reingelegt haben, dann gnade Ihnen Gott.«
    Korrassow legte auf.
    Allmählich schien Kilian der Gedanke, in Würzburg vorerst sicher zu sein, nicht mehr der Realität zu entsprechen. Jetzt waren gleich zwei hinter ihm her. Er ging zu Sabine und sagte ihr, dass er auf dem Weg zur Pelligrini sei. Wenn Heinlein sich melde, solle er nachkommen.
    Sabine quittierte es zögernd.
    »Gibt’s noch was?«, fragte er.
    »Es geht mich ja überhaupt nichts an …«
    »Kommt drauf an.«
    »Wir haben uns zwar noch nicht richtig kennen gelernt, aber ich und der Schorsch, ich meine Herr Heinlein, würden uns schon sehr freuen, wenn Sie blieben. Und wenn Sie sich ein bisschen eingearbeitet haben, dann werden Sie die anderen bestimmt auch mögen.«
    Kilian suchte verlegen nach Worten, konnte aber nichts Passendes finden außer: »Warten wir’s ab, Fräulein Anschütz. Warten wir’s ab.«
    *
    Pia schob die Schale mit dem Schädel der Waldleiche beiseite. Sie hatte den Oberkiefer herausgesägt und den zertrümmerten Unterkiefer so weit zusammengesetzt, dass sie von beiden einen Gipsabdruck machen konnte. Die Abdrücke waren in einem Gestänge aufgehängt, das ihr erlaubte, Ober- und Unterkiefer aufeinander zu legen und somit die Bissgenauigkeit zu überprüfen.
    »Ja, so müsste es jetzt stimmen«, sagte sie und ließ die beiden Kiefer klackend aufeinander fallen.
    Heinlein stand in sicherer Entfernung und verfolgte Pias Enthusiasmus mit sorgenvoller Miene.
    »Pia«, setzte er an, »langsam frage ich mich, ob in deiner Kindheit etwas falsch gelaufen ist.«
    »Wie kommst du darauf? Nur weil ich mich nicht so ziere, wenn ich totes Material in die Hände bekomme?«
    »Das ist nicht normal. Du solltest zum Arzt gehen. Du weißt schon, einem, mit dem du mal reden kannst.«
    »Schorsch, erzähl keinen Scheiß«, lachte Pia. »Mein Ex hat schon genug an mir versaut. Und der war Profi in beiden Dingen. Seelenklempner und Frauenschänder. Schon vergessen?«
    »Was ist eigentlich aus ihm geworden?«
    »Weiß nicht. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er sich mit seiner kleinen Schlampe nach Australien aufgemacht hat, um sich von den Aborigines in die Traumarbeit einführen zu lassen. Also, entweder ist er jetzt völlig durchgeknallt, hockt im Busch und frisst Maden, oder er ist selbst zum Frühstück geworden.«
    Pia machte auf traurig, aber Heinlein durchschaute sie.
    »Du hast ganz schön an ihm gehangen.«
    »Eben«, sagte Pia, »eben. Deswegen wird mir so was nie wieder passieren. Zeige Männern, dass du sie liebst, und sie bringen dich um den Verstand. Behandle sie so, wie sie es verdienen, und sie laufen dir nach wie ein kleiner Hund. Hechel-hechel.«
    Heinlein schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Was machen wir jetzt mit dem Gebiss?«, fragte er.
    »Du gibst das Gebissschema an die Zahnärzte in der Umgebung. Einer wird schon dabei sein, der seine Arbeit und die Frau dazu erkennt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann weite es auf die umliegenden Städte aus. Im Notfall musst du an die Kassen ran. Dürfte nicht so schwierig sein, sie hatte eine sehr feine Arbeit im hinteren Backenbereich.«
    Pia zeigte mit dem Kuli auf eine Brücke,

Weitere Kostenlose Bücher