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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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…«
    »Küssen?«, fragte Giovanna ungläubig.
    »Ja, küssen.«
    »Braucht ihr Deutschen dazu eine offizielle Einladung, oder müsst ihr erst verheiratet sein?«
    »Keines von beidem. Aber ich habe einen Fall zu lösen«, sagte er entschieden.
    »Fall? Was heißt das, was habe ich damit zu tun?«
    »Kennst du Korrassow?«
    Giovanna wandte sich abrupt von Kilian ab und blickte in die Gärten.
    »Du kennst ihn also?«, sagte er, während er sie an der Schulter fasste und zu sich umdrehte.
    Aus ihren Augen sprach der Argwohn. »Was willst du mit Korrassow?«
    »Treib keine Spielchen mit mir. Ich will wissen, ob du so eine Feder hast?«
    »Ach, wegen der Feder bist du hinter mir her? Wieso hast du das nicht früher gesagt. Die Feder. Si, ich habe eine. Willst du sie sehen?«
    Kilian war überrascht. Mit dieser schnellen Reaktion hatte er nicht gerechnet.
    »Ja. Ich hätte sie gerne gesehen.«
    »Wenn weiter nichts ist. Andiamo.«
    Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn den Weg hinunter, durch den Gartensaal, in die Seitenräume der Residenz, wo sich, hinter einem Paravent, ihr Spind versteckte. Sie öffnete ihn, holte eine lange, braun gemusterte Schachtel hervor und drückte sie ihm in die Hand.
    »Hier ist sie.«
    Kilian öffnete die Schachtel. Unter Seidenpapier lag fein säuberlich und ohne eine verdächtige Spur aufzuweisen, eine weiße Feder.
    »Ist es das, was du gesucht hast und weswegen du mich verdächtigst?«
    Kilian nickte wortlos.
    »Warum? Was hat das mit dem Wachmann zu tun?«, fragte sie.
    »Der Wachmann ist nicht einfach gestürzt. Er ist zuvor mit einer Feder in den Hals gestochen worden. Erst dann fiel er über die Balustrade.«
    Giovanna hörte ihm aufmerksam zu.
    »Und wieso soll es gerade so eine Feder gewesen sein?«
    »Die Spitze war abgebrochen. Wir haben sie in der Wunde gefunden.«
    »Ah, sì. Ich verstehe«, sagte Giovanna, dachte nach und schien das Puzzle zusammensetzen zu wollen. »Dann bist du auf Korrassow gestoßen. Und dann auf die Namen.«
    Kilian nickte wieder.
    »Aber es muss doch noch andere geben, die so eine Feder haben?«
    »Noch acht andere. Von denen aber sieben ausscheiden. Bleibt einer übrig.«
    Kilian sprach nicht weiter. Er war gespannt, ob Giovanna ihm sagen würde, wer der achte Mann war.
    Giovanna überlegte kurz. »Ronnie hat eine. Oder?«
    Kilian war überrascht. Zum wiederholten Male. Diese Frau war ihm ein Rätsel, doch er war auch erleichtert. Wenn sie es ihm nicht gesagt hätte, dann … ja, was dann? Hätte er sie dann erneut verdächtigt? Nur weil sie Furtwanger kannte?
    »Hast du ihn kürzlich getroffen?«
    Giovanna schaute ihm in die Augen, lächelte und trat dicht an ihn heran.
    »Du traust mir nicht. Stimmt’s?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    »Was bist du so misstrauisch?«
    »Das ist mein Job.«
    »Wenn Ronnie eine hat, dann hast du bestimmt schon mit ihm gesprochen. Oder irre ich mich da, commissario mio?«
    Kilian spürte, dass sie ihm einen Schritt voraus war und die Führung übernommen hatte. Und sie machte es gut.
    »Du hast Recht«, gab er zu. »Trotzdem muss ich dich nach deinem Alibi fragen.«
    »Frag mich. Ich gestehe alles.«
    »Nun gut. Wo warst du am Montagabend, zwischen 22.00 und 23.30 Uhr?«
    »Ich habe meinen Cousin Ronnie getroffen. Seit Ewigkeiten mal wieder. Im Brazil, glaube ich. Es war voll, viele Leute. Tanzen, singen, sich gut fühlen.«
    »Was wolltest du von ihm?«
    »Ronnie ist Verwandtschaft. Brauchst du einen Grund um einen Verwandten zu treffen?«
    Kilian zögerte mit der Antwort. Außer seiner Mutter und ihrer Schwester hatte er keine Verwandten mehr. Ja, beantwortete er die Frage für sich selbst, für die beiden brauchte er einen Grund. Einen guten sogar.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte er. »Aber trotzdem. Gab es einen bestimmten Anlass für euer Treffen?«
    »Nein«, erwiderte sie, um sich sofort zu verbessern.
    »Oder doch, ich wollte ihn überreden, mir zu helfen.«
    »Womit?«
    »Na, mit meiner Arbeit. Ronnie ist ein begnadeter Künstler. Er malt wie … wie Tiepolo. Er ist schnell, präzise und hat ein geniales Auge für Perspektive.«
    »Was war seine Antwort?«
    »Er hat die Freskenmalerei aufgegeben. Er will nichts mehr damit zu tun haben. Stattdessen schuftet er sich in Bars und Kneipen den Buckel krumm. Es ist schade.«
    »Wieso macht er das?«
    »Er hat viel gelitten.«
    In ihrer Stimme schwang Trauer und Wut mit. »Niemand hat sein Talent erkannt, seine Gabe, sein Können. Man hat ihn um den Lohn

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