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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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lichtscheue Gesindel.«
    »Woran erkennen … hören Sie denn, dass er es ist?«
    »Bei uns im Haus sind alle pünktlich abends im Bett. Nur der Hallodri nicht.«
    »Wann kommt er denn immer nach Haus?«
    »Wenn er kommt, dann spät.«
    »Ja, wann denn?«
    »Nachts. Mitten in der Nacht. Und wenn die Sonn aufgeht, ist er auch wieder verschwunden, oder er kommt den ganzen Tag nicht aus dem Haus. Dann schläft er.«
    »Woher wissen Sie, dass er schläft?«
    »Man hört ja nichts mehr den ganzen Tag von ihm. Und nachts, dann kommen noch Leute zu ihm und bleiben die Nacht bis zum nächsten Morgen.«
    »Was für Leute?«
    »Leut halt. Man sieht sie kaum. Die sind immer gleich verschwunden. Haben’s eilig, wollen nicht gesehen werden.«
    »So, so. Wie sehen die denn aus, die Leut?«
    »Da ist ’ne Frau, ’ne ganze modische, dünne und gschminkte. Ich hab sie nur von hinten gsehn. Aber sie roch teuer.«
    »Und die anderen?«
    »Welche andern?«
    »Na die, die außer der Frau noch da sind?«
    »Weiß nicht. Den, den ich mein, hab ich bisher nur einmal gsehn. Der ist mitten in der Nacht gekommen. Die Sonn ist bald rausgekommen, und er ist an der Hauswand entlanggschlichen.«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Weiß nicht. Hatte irgendwas auf dem Kopf.«
    »Ja, was denn?!«
    »Schreien Sie mich net so an, sonst sag ich Ihnen gleich gar nix mehr.«
    »Also, bitte, was hatte er auf dem Kopf?«
    »So ’ne Kappe, mit irgendwas dran. So was Längliches. Mehr konnte ich nicht sehn. War ja noch dunkel.«
    Kilian reichte es. Diese Tratschn raubte ihm den letzten Nerv. Er unternahm einen letzten Versuch.
    »Welcher Postkasten gehört ihm denn? Ich kann kein Namensschild finden.«
    »Es ist der, auf dem kein Name steht. Das hab ich schon dreimal angemahnt.«
    »Bekommt er denn so viel Post?«
    »Nee.«
    »Wieso braucht er dann ein Namensschild?«
    »Weil, weil … das so in der Hausordnung steht.«
    »Ah ja. Und Sie kennen die Hausordnung gut?«
    »Klar. Bin auch die Hausmeisterin.«
    Kilian hatte zwei natürliche Feinde. Die einen waren die Kolleginnen von der Straßenüberwachung und die anderen Hausmeister. Und zwar in allen Formen. Egal, ob männlich oder weiblich, in Deutschland oder im Ausland, alt oder jung. Hausmeister, Hausordnung und Geschwätzigkeit – für Kilian eine explosive Mischung.
    »Könnten Sie dem Herrn Furtwanger etwas ausrichten?«
    »Kann ich schon. Nur sehen tu ich ihn nicht.«
    Kilian überlegte, wie er Kontakt zu ihm aufnehmen könnte. Er entschied sich, eine Nachricht zu schreiben und sie Furtwanger an den Postkasten zu stecken.
    »Ich hinterlasse ihm eine Nachricht. Wäre schön, wenn Sie mal ab und zu ein Auge drauf haben«, sagte Kilian und ging zu seinem Wagen.
    »Wer sind Sie denn?«, rief ihm die Hausmeisterin hinterher.
    »Kilian. Polizei.«
    »Polizei? Suchen Sie den Furtwanger? Hat der was angestellt? Der war mir schon immer suspekt. Kein Wunder, wenn man sich die ganze Nacht rumtreibt.«
    »Nur eine Routineüberprüfung. Nichts weiter«, sagte Kilian und stieg in sein Auto ein.
    Die Hausmeisterin rief ihm noch etwas zu. Es klang wie:
    »Halt. Bleiben Sie stehen. Ich hab doch angerufen.« Aber Kilian wollte nichts mehr hören. Er legte den Gang ein und bog auf den Berliner Ring ein.

16
    Freitag.
    7.35 Uhr. Kriminalpolizei am Neunerplatz. Der Fund einer Frauenleiche wird gemeldet. Sie liegt blutüberströmt in einem Gebüsch im Husarenwäldchen. Zwei Studenten, die die Nacht durchgezecht hatten, haben sie auf dem Nachhauseweg gefunden. Einer der beiden hatte sich an Ort und Stelle übergeben müssen. Ralf Schneider vom KDD wird informiert und rückt mit drei Kollegen aus.
    8.10 Uhr. Kriminaloberkommissar Heinlein fährt direkt von zu Hause an den Tatort. Kriminalhauptkommissar Kilian überquert zu Fuß die Friedensbrücke Richtung Neunerplatz.
    8.15 Uhr. Die verbliebenen Beamten des Erkennungsdienstes bearbeiten das von TV Touring zusätzlich zur Verfügung gestellte Band. Sie hellen einzelne Bilder auf und separieren Bildausschnitte, die den Täter in Umhang und Schwert als Erich Reifenschläger erkennen lassen.
    Der Polizeipräsident Ferdinand Oberhammer betritt sein Büro. Seine Assistentin Uschi teilt ihm die heutigen Termine mit. Oberhammer will vorerst nichts davon hören und erkundigt sich, ob schon Hinweise von den Kommissaren Kilian und Heinlein hinsichtlich der ›Soko Löwe‹ vorliegen. Uschi verneint. Oberhammer wählt Kilians Nummer. Sabine antwortet ihm, dass Kollege Heinlein zu einer

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