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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Dann hat das Hollywood-Qualität.«
    Heinlein wurde es heiß und kalt. Kilian hatte Recht. Wenn die Computerfritzen das Ding in die Hand bekämen, dann wäre er geliefert. Er musste was unternehmen.
    »Lass mal, Sabine, ich fahr selber zu den Fernsehleuten. Ist sicherer. Außerdem wollte ich so ein Studio auch mal von innen sehen.«
    Kaum gesagt, war er schon zur Tür draußen. Kilian schaute ihm nach und ahnte, dass Heinlein die Finger im Spiel hatte. Ihm war es nur recht, sollte Heinlein doch tun, was er für nötig
    hielt, seinen Segen hatte er.
    Kilian setzte sich an seinen Schreibtisch und schaute sich das Chaos vor ihm an. Akten lagen umher, Seiten, Berichte, Aussagen waren verstreut, konnten nicht mehr zugeordnet werden. Er fragte sich, was er nun als Erstes tun sollte. Oberhammer sagen, dass er keine Spur vom Residenzmörder hatte? Seinem Kollegen Heinlein nachlaufen und ihn von einer Dummheit abhalten? Zu seiner Mutter gehen und ihr sagen, was für ein gemeines Miststück sie war?
    Er entschied sich wieder für Korrassows Liste. Ging Namen, Alibis und Adressen nochmals durch. Nach dem dritten Durchgang gab er auf und ging rüber zu Sabine. Sie stand gerade am Fax und nahm die Mitteilungen von Zahnärzten aus der Region entgegen.
    »Sag mal«, fragte Kilian, »was machst du eigentlich, wenn du was verlegt hast und das ganze Haus bereits fünfmal danach durchsuchst hast?«
    »Fünfmal?«
    »Ja. Meinetwegen auch sechsmal.«
    Sabine schloss die Augen und bewegte den Kopf, als würde sie einen Slalomkurs durch ihre Wohnung nehmen.
    »Was machst du da?«
    »Ich geh den Weg, den ich genommen habe, als ich das Ding noch hatte, in Gedanken durch.«
    »Und dann?«
    »Dann hab ich’s meistens.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann wird’s schwierig. Dann hilft nur noch das Gegensätzliche, das Verrückte, das, woran ich im Leben niemals denken würde.«
    »Nun gut«, grübelte Kilian.
    Da von Sabine nichts mehr kam und sie sich wieder den Faxen widmete, ging er zurück an seinen Schreibtisch. Das Gegensätzliche, das Verrückte, das, woran er im Leben sonst niemals denken würde …?
    Sabine kam herein und legte ihm einen Stapel Faxe auf den Tisch.
    »So, das ist die Ernte seit heute Morgen.«
    »Was ist das?«
    »Das sind die Antwort-Faxe der Zahnärzte.«
    »Und was haben sie geantwortet?«
    »Dass sie das Gebiss nicht erkennen.«
    »Na, bravo. Würdest du mir bitte mal erklären, worum es hier geht?«
    »Schorsch hat ein Zahnschema von der Waldleiche an die umliegenden Zahnärzte geschickt.«
    »Und war einer dabei, der es erkannt hat?«
    »Nee. Lies doch.«
    Sabine ging zurück in ihr Zimmer. Kilian nahm ein paar Faxe zur Hand und las den gleichen Satz: »Sehr geehrter Herr Kriminaloberkommissar … können wir Ihnen leider nicht weiterhelfen … und verbleiben mit …«
    Kilian hatte überhaupt keine Lust, sich auch noch um diese Leiche zu kümmern. Er war mit dem Wachmann genug beschäftigt. Aber er stand auf und ging nochmal zu Sabine.
    »Machen wir einen zweiten Versuch?«
    »Was?«, fragte Sabine. Sie war sich nicht sicher, was er damit meinte.
    »Schick den Abdruck und das Zahnschema an alle Krankenkassen. Mal schauen, ob da einer dabei ist, der die Beißer erkennt.«
    »Versprichst du dir was davon?«
    »Wenn du tagtäglich einhundert Gebisse siehst, und das über Jahre, dann entwickelst du ein Auge für Auffälligkeiten, Abweichungen, Besonderheiten. Vielleicht haben wir Glück.«
    »Wenn’s unbedingt sein muss.«
    Kilian widmete sich abermals Korrassows Liste. Wieder und wieder ging er über die Namen. Doch es fiel ihm nichts Neues ein. Das Gegensätzliche, das Verrückte, das, woran man im Leben sonst niemals denkt, ging ihm durch den Kopf. Aber was könnte das sein?
    *
    Heinlein schlich mit dem Videoband an den Kollegen vom ED vorbei, die gerade am Kaffeeautomaten eine rauchten. Er betrat vorsichtig ein Zimmer, das bis zur Decke mit Fernsehgeräten, Computern und Abspielmaschinen voll gestopft war. Niemand war da. Er ging schnurstracks auf einen Arbeitsplatz zu und betätigte wahllos ein paar Knöpfe. Ein Fernseher sprang an, ein Videorecorder gab ein Band frei und zeigte den Mitschnitt einer Überwachung. Vom Band keuchte und stöhnte es, dass es ihm ganz schwummrig wurde. Hastig versuchte er das Band zu stoppen, doch es wurde immer lauter, bis plötzlich ein junger Mann in der Tür stand.
    »Nicht schlecht, gell?«, sagte der Junge zu ihm. »Gutes Material.«
    »Wie bitte?«, antwortete Heinlein und

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