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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Futter. Ich fütterte alle anderen und gab ihnen sogar ein paar Sardinen, weil ich wusste, dass das Tätowierte sie riechen würde. Dann fütterte ich es wieder. Ich dachte, es würde sofort fressen, aber das tat es nicht. Es starrte nur auf seine Schüssel und meinte: «Was ist da drin? Elfenstaub? Wieder magisches Puder? Willst du mich ins Never-Neverland schicken, Peter Pan? Scheiß-Peter-Pan?» So machte es weiter und redete Unsinn, während ich mich um die anderen Abteile kümmerte. Ich glaube, es muss ein bisschen komisch im Kopf gewesen sein.
    Am Ende fraß es dann aber doch. Sobald es sah, dass ich nichts reingetan hatte, fraß es wieder so gierig wie die anderen. Deshalb wartete ich ein paar Tage und tat dann Rattengift und Unkrautvernichter in sein Hundefutter.
    Eine Weile später ging ich wieder runter, um zu schauen, was passiert ist. Das Tätowierte krümmte sich auf dem Boden und stöhnte. Es hatte eine riesige Schweinerei in seinemAbteil gemacht. Als ich das nächste Mal runterging, war der Dreck noch mehr geworden. Und das Tätowierte war tot.
    Ich musste die Luft anhalten, als ich es rauszog. Ich trug zwar Gummihandschuhe und Schürze, aber ich war trotzdem froh, als ich es endlich in den kleinen Keller geschleppt hatte, wo die Wände eingestürzt sind. Es wog eine Tonne. Ich vergrub es unter einem Steinhaufen und schüttete Unmengen Bleich- und Desinfektionsmittel drüber, um die Bakterien abzutöten. Ich überlegte kurz und steckte dann ein Stück Holz zwischen die Steine. Nicht um es wie ein richtiges Grab aussehen zu lassen, denn das hatte es nicht verdient. Nur damit ich mich erinnere, wo es liegt.
    Gut, dass ich das getan habe. Denn kurz darauf musste ich auch das Mädchen begraben. Es hatte sich nicht mehr erholt. Auch in den Haufen steckte ich einen Stock. Nur für den Fall, dass ich noch mehr begraben muss.

Kapitel 9
    D ie Müllkippe ist ungefähr eine halbe Meile entfernt. Nach dem, was im Keller passiert war, hatte ich eigentlich keine Lust hinzugehen, aber ich wusste, dass ich es dann am nächsten Tag machen müsste. Außerdem würde ich so ein bisschen rauskommen und etwas Bewegung kriegen. Früher bin ich nach dem Weg immer total kaputt gewesen. Man glaubt ja gar nicht, wie schwer so ein Müllsack voll mit nassem Sand ist. Es hat immer Ewigkeiten gedauert, weil ich ständig anhalten musste, um zu verschnaufen. Dann habe ich einen alten Einkaufswagen von einem Supermarkt gefunden, mit dem ich die Müllsäcke jetzt transportiere. Das macht die Sache wesentlich einfacher.
    Wenn ich ein Auto hätte, würde ich nur gut zwei Minuten bis zur Müllkippe brauchen. Immer geradeaus die Straße entlang, an dem alten Bahnhof vorbei und dann in die Richtung, wo früher die Stahlwerke waren. Aber da ich kein Auto und auch keinen Führerschein habe, nehme ich den Weg am Kanal. Den Einkaufswagen dort hinzukriegen kann tückisch sein, denn man muss ihn die Grasböschung runterschieben. Doch sobald man unten ist, gibt es keine Probleme mehr.
    Ich mag den Kanal. Mir gefällt, wie er riecht. Er fließthinter dem Pub vorbei, und seit die Fabriken verschwunden sind, ist er wesentlich sauberer geworden. Früher trieb immer so ein brauner Schaum auf der Oberfläche, und er war voller alter Kinderwagen und Dosen und so weiter, aber letztes Jahr sind ein paar Leute gekommen und haben alles rausgefischt. Jetzt gibt es dort anständige Wege, und die Ufer sind sauber und mit Gras und Büschen bewachsen. Manchmal ist auf dem Wasser immer noch ein bisschen Schaum, aber nicht mehr so viel.
    Mittlerweile angeln im Kanal sogar eine Menge Leute. Allerdings nicht in der Nähe des Pubs, denn den Teil haben sie noch nicht ganz sauber gemacht. Aber hinter der Müllkippe, in Richtung der Schleuse, sieht man immer ein paar Angler. Hin und wieder fährt sogar ein Boot, und einmal standen haufenweise Polizisten am Ufer. Der Weg war abgesperrt, sodass man nicht weiterkonnte, und ich hatte mich gerade gefragt, was sie dort tun, als ich ein Platschen hörte und ein Froschmann auftauchte. Ich hatte vorher noch nie einen Froschmann gesehen. Es war toll. Er sah genauso aus wie diese Froschmänner in Filmen. Ich habe eine Ewigkeit zugeschaut. Keine Ahnung, wonach sie gesucht haben, aber als ich weitergegangen bin, hatten sie es noch nicht gefunden. Ich musste umdrehen und an der Straße entlang zur Müllkippe gehen, was ein bisschen ärgerlich war. Der Müllsack war schwerer als sonst gewesen, weil ich erst ein paar Tage zuvor das

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