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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ging zurück in die Küche und begann, die verbrannten und durchnässten Krumen vom Herd zu klauben, hörte aber bald damit auf. Es würde Ewigkeiten dauern, und ich war am Verhungern. Es gab keinen Grund, den Fisch und die Pommes kalt werden zu lassen.
     
    Während ich aß, schaute ich mir
Last of the Summer Wine
an. Dann legte ich
Star Wars
ein. Der Anfang, wenn das gewaltige Raumschiff von oben ins Bild kommt, sodass es aussieht, als würde es direkt über meinen Kopf fliegen, ist eine meiner Lieblingsszenen. Ich sah sie immer wieder gerne und zog deshalb die Vorhänge zu, damit das Zimmer dunkel ist und die Sonne nicht auf den Fernseher scheint. Auf dem Bildschirm flimmerte es, und ich wartete auf den Vorspann, aber er kam nicht. Stattdessen stand dort nur «Modeparty».
    Da es auf manchen Videos vor dem Hauptfilm Trailer gibt, dachte ich, das wäre so eine Werbung für einen anderen Film. Eine junge Frau in einem total kurzen Minirock packte in einem Schlafzimmer einen Koffer, dann ging die Tür auf, und eine andere Frau kam rein. Es war klar, dass es Models sein sollten, denn sie begannen, über eine Modeshow zu reden. Dann fragte eine von ihnen: «Wird Steve auch dort sein?», und die andere meinte: «Nein, Steve und ich haben uns getrennt», und fing zu weinen an.
    Sie waren keine besonders guten Schauspielerinnen, außerdem passten die Dialoge nicht zu ihren Lippenbewegungen. Es sah nicht wie die Sorte Film aus, die ich mag, und ich überlegte gerade, ob ich zu
Krieg der Sterne
vorspulen soll, als die Frau, die nicht weinte, einen Arm um ihre Freundin legte und sagte: «Weine nicht», und im nächsten Moment zogen sich die beiden aus.
    Ich konnte es nicht glauben. Manche Filme im Fernsehen sind echt heftig, aber nicht so schlimm wie das. Und es wurde noch schlimmer. Nach einer Weile ging die Tür auf, und ein Mann kam rein. Eine der Frauen schaute auf und sagte: «Oh, Steve, ich dachte, du wärst weg», und er sagte:«Nein, aber ich werde kommen.» Dann zog er sich auch aus.
    Es war wie in den Magazinen von meinem Papa. Nur dass dies echte Menschen waren, die sich bewegten und Geräusche machten. Ich hatte so etwas noch nie gesehen, und als es an der Tür klopfte, dachte ich für einen Augenblick, es würde noch jemand reinkommen und sich ausziehen. Doch das Klopfen kam nicht aus dem Film. Es kam von unten.
    Ich hechtete zum Fernseher, drückte auf STOP und zog das Video raus. Ich hatte keine Ahnung, wer es sein könnte, und mir fiel nur ein, dass man mich dabei erwischt hatte, wie ich einen unanständigen Film gucke. Ich hatte gerade noch Zeit, das Video unter ein Kissen auf dem Sofa zu stopfen, als es wieder klopfte.
    Ich lief runter in die Schankstube und ging zum Fenster neben der Tür. Ich spähte durch die Vorhänge und versuchte, durch das Milchglasfenster zu erkennen, wer es ist. Als ich sah, dass es zwei Leute in blauen Uniformen waren, wäre ich fast ohnmächtig geworden.
    Ich hatte keine Ahnung, wie die Polizei von dem unanständigen Film erfahren hatte, aber ich war mir sicher, dass die Beamten deswegen da waren. Vielleicht hatten sie spezielle Spürfahrzeuge, genau wie die, mit denen sie herausfinden können, ob man Fernsehen schaut, obwohl man seine Rundfunkgebühren nicht bezahlt hat. Oder der Zeitungshändler hatte es ihnen erzählt. Ich hockte mich auf den Boden und hoffte, dass sie dachten, niemand sei zu Hause, und wieder gingen. Als sie nicht wieder klopften, stand ich ganz langsam auf, um noch einmal nachzuschauen, und da sah ich auf der anderen Seite ein Gesicht mit einer spitzen Mütze durchs Fenster spähen.
    Ich wäre fast gestorben. Ich sprang zurück und kippte einen Stuhl um. Das Gesicht verschwand. Als es dann wieder an der Tür klopfte, wusste ich, dass ich aufmachen musste. Obwohl sich meine Beine wie Gummi anfühlten, schloss ich auf und schob die Riegel zurück. Als ich die Tür aufzog, schien mir die Sonne direkt in die Augen, sodass ich blinzeln musste. Trotzdem konnte ich sehen, dass ein Mann und eine Frau in den Uniformen der Heilsarmee vor dem Eingang standen.

Kapitel 16
    D ie beiden lächelten wie Honigkuchenpferde. «Hallo», sagte die Frau. «Weißt du noch, wer wir sind?»
    Bis sie anfing zu sprechen, hatte ich es nicht gewusst. Ich konnte nur die Uniformen sehen. Aber dann erkannte ich sie. Es waren die Leute, die ich nachmittags in ihrem Wagen gesehen hatte. Die beiden, die meine Mama kannten und die mich zum Essen eingeladen hatten. Auf eine Art war ich

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