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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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hören konnte, stand ich wieder auf und klopfte mir den Dreck von der Hose.
    Ich wollte gerade zurückgehen, blieb dann aber plötzlich stehen. Für mich haben die Kellerräume und der Gang und alles immer klar zum Pub gehört. Doch wenn ich mich jetzt umschaute, sah ich, dass es nicht stimmt. Der Pub lag einen guten Steinwurf entfernt. Der hintere Keller mit den Abteilen und allem war nicht einfach ein Teil des Gebäudes. Er war ja unter Unkraut und Erde vergraben. Und jetzt stand ich genau darüber. Jeder, der sich hier umschaut oder darüber hinwegläuft, würde die Stelle nur für irgendein überwuchertes, vermülltes Gelände halten. Niemand würde jemals erfahren, was darunter liegt. Nur ich weiß es. Bei dem Gedanken wurde mir ein bisschen schwindlig, genauso wie damals, als Karen vor mir auf dem Schreibtisch gesessen hatte, nur nicht ganz so schlimm. Wahrscheinlich war es ganz anders, aber besser kann ich es nicht beschreiben.
    Nach einer Weile verschwand das Gefühl. Ich stand da und schaute auf die Steinhaufen und die Stellen, wo man den Betonboden noch sehen kann, und versuchte, es wieder hervorzurufen, aber es war weg. Da ich nur noch das Gefühl hatte, wieder auf irgendeinem Brachland zu stehen, ging ich zurück ins Haus und runter in den Keller.
    Dieses Mal konnte ich die Musik hören, bevor ich in den Gang kam. Es lief gerade das Lied, das so geht: «I’m caught in a trap, I can’t get out, because I love you too much baby.» Aber es war nicht nur Elvis. Sie sangen alle mit. Ich blieb vor der Tür stehen und hörte ihnen zu. Als sie die hohen Töne nicht ganz trafen, begannen sie zu lachen, als hätten sie echt ihren Spaß. Dann machte ich die Tür auf, und sie hielten inne. Wegen der Musik hatten sie mich nicht gehört. Es war das zweite Mal an einem Tag, dass ich sie zufällig erwischt hatte, und ich begann mich zu fragen, was sie wohl sonst noch tun, wenn ich nicht da bin. Da sie in kleine Käfige gesperrt sind, können sie wahrscheinlich nicht viel machen, aber man fragt sich schon.
    Sie standen alle wie angewurzelt da und starrten mich an. Als ich sah, wie komisch verrenkt ein paar von ihnen waren, beschlich mich der Gedanke, dass sie nicht nur gesungen, sondern auch getanzt hatten. Ich wusste nicht, warum, aber es machte mich wütend. Wahrscheinlich gefiel mir der Gedanke nicht, was sie alles hinter meinem Rücken treiben. Dafür waren sie nicht dort. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur weg sein muss, und schon haben sie Spaß miteinander, und den wollten sie nicht mit mir teilen. Ich wurde echt sauer und wollte die Kassette stoppen, drückte aber versehentlich die falsche Taste. Statt anzuhalten, wurde das Band schneller, und Elvis sang total hoch und piepsig. Ich drückte sofortauf die Stopptaste, aber da hatten ein paar von ihnen schon zu lachen begonnen. Als ich mich umdrehte, um zu schauen, welche es waren, hörten sie auf. Dann begann das Rothaarige wieder loszuprusten, so als könnte es nicht mehr an sich halten, und ein anderes fing auch an, und schon lachten alle richtig lauthals los. Ich schrie sie an, dass sie aufhören sollen, aber keines gehorchte. Das Rothaarige war am schlimmsten und krümmte sich vor Lachen und hatte Tränen in den Augen, und als ich losging, um etwas dagegen zu unternehmen, stieß ich den Recorder um.
    Er fiel auf die Seite, die Kassette flog raus, und das Band wickelte sich ab und verteilte sich über den ganzen Boden. Da verlor ich echt die Beherrschung, denn es war eine Kassette von meinem Papa gewesen, die ich jetzt wegen ihnen kaputt gemacht hatte. Ich hob sie auf und warf sie auf das Rothaarige. Sie prallte vom Gitter seines Abteils ab, aber das Rothaarige duckte sich und hörte auf zu lachen. Die anderen auch. Plötzlich war es totenstill, und als das Rothaarige sah, dass ich nichts mehr werfen würde, richtete es sich wieder auf und starrte mich nur an. Ich kam mir vor, als wäre ich wieder in der Schule. Wer zuerst zwinkert oder wegguckt, hat verloren. Ich war nie besonders gut in diesem Spiel, und das einzige Mal, als ich fast gewonnen hätte, hat mir Kevin Dermott gegen das Schienbein getreten und gesagt, ich hätte verloren. Jetzt starrte ich das Rothaarige an und hoffte, dass es zu Boden schaut oder so, aber das tat es nicht. Es war echt schwer, nicht wegzugucken, denn seine Augen waren stechend blau. Im Keller war es noch immer total still. Ich spürte, wie ich rot wurde, und wusste nicht, wie lange ich es noch aushalten würde. Aber dann sagte

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