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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Warum hält er uns wohl hier unten gefangen? Er ist ein Scheißirrer! Mein Gott, schau uns an! Er lässt uns in einem Scheißminenschacht halb verhungern und Spielchen für ihn spielen, und wir tun nichts dagegen! Also, ich habe die Schnauze voll! Von mir aus kann das Arschloch so viel Scheißwasser über uns kippen, wie er will, ich werde für irgendeinen Scheißirren keine Mätzchen machen! Er kann mich mal!»
    Ein paar von den anderen versuchten, es zur Ruhe zu bringen, aber das Rothaarige wollte nicht aufhören. Ich wünschte, ich hätte es nicht gefangen. Aber ich wusste, dass ich etwas unternehmen musste, denn das durfte ich nicht durchgehen lassen. «Wenn du nicht tust, was ich sage», schrie ich, «werde ich dir kein Futter mehr geben!»
    «Ist mir doch egal!», schrie es zurück. «Ich verhungere lieber, als so weiterzumachen. Du kannst dein Scheißhundefutter nehmen und es dir in   …»
    Es sagte etwas echt Böses. Ich wurde total sauer und sagte:«Na schön, wenn du es nicht willst, gebe ich es einem von den anderen.»
    «Ich nehme es», meinte das Dicke, aber ich achtete nicht darauf. Das Dicke war das Letzte, dem ich es geben würde.
    «Dann gib es ihnen doch», schrie das Rothaarige. «Sie können sich wie Tiere benehmen, wenn sie wollen. Aber ich nicht.»
    Da es nicht aufhörte zu schreien, holte ich einen Eimer Wasser. Das Rothaarige sah mich kommen und meinte: «Ja, genau, kipp mir noch mehr Wasser über, dann fühlst du dich echt stark, oder?»
    Obwohl ich mir in dem Moment ein bisschen blöd dabei vorkam, schüttete ich das Wasser trotzdem über das Rothaarige aus. Es keuchte ein bisschen, dann sagte es: «Fühlst du dich jetzt besser, du Scheißirrer?», und ich rief: «Nenn mich nicht Irrer!», und als es meinte: «Warum nicht, du bist doch einer!», kippte ich noch einen Eimer über ihm aus und ließ den Griff los, sodass der Eimer gegen das Gitter knallte. Da hielt es den Mund und sprang zurück.
    Mittlerweile war ich total wütend und sagte zu den anderen: «Der Gewinner kann das Futter von diesem hier haben.» Das meinte ich auch so. Wahrscheinlich hätte ich nicht ganz aufgehört, es zu füttern, aber für ein paar Tage wollte ich ihm nichts mehr geben. Auf jeden Fall für den Rest des Tages. Es hatte mich echt sauer gemacht.
    «Hört nicht auf ihn», rief das Rothaarige. Es war klatschnass. Außerdem zitterte es, und als ich das sah, fiel mir ein, wie kalt es dort unten war. Daran hatte ich vorher noch nie gedacht. Ich fragte mich, ob ich noch mehr Decken runterbringen soll, aber da ich nicht genug für alle hatte, dachte ich nicht weiter darüber nach.
    «Lasst euch nicht so von ihm behandeln», sagte das Rothaarige. Ich hatte ihm noch immer den Rücken zugekehrt und versuchte so zu tun, als wäre es nicht da. «Wenn ihr nicht tanzt», sagte ich, aber dann fiel mir nichts ein, womit ich ihnen drohen kann, und sagte nur: «…   werdet ihr wünschen, ihr hättet es getan», was ein bisschen blöd klang. Aber ich hatte es mit einer ziemlich bedrohlichen Stimme gesagt, damit es so aussah, als hätte ich etwas so Schlimmes geplant, dass ich es lieber nicht aussprechen will. Jedenfalls hoffte ich, dass es so klang, doch das Rothaarige mischte sich wieder ein.
    «Na los, dann sag uns schon, was du tun willst», schrie es. Es wurde jetzt ein bisschen hysterisch. Ich überlegte, ihm noch einen Eimer Wasser überzukippen, aber es war keiner mehr übrig. Und da die ersten beiden nichts bewirkt hatten, hätte ein dritter wohl auch nichts mehr gebracht. Es war noch immer am Zittern und klammerte sich ans Gitter. Als ich es anschaute, war ich ein bisschen überrascht, denn es hatte nicht nur Wasser im Gesicht. Es weinte.
    Dann meinte das Dicke: «Halt’s Maul, du dämliche Schlampe, du machst alles nur noch schlimmer», und das Rothaarige lachte, aber nicht so, als würde es das lustig finden. «Wie kann es denn noch schlimmer werden?», meinte es. Es hatte einen Schluckauf bekommen. «Er könnte uns auch einfach umbringen und fertig. Auf jeden Fall wird er uns niemals freilassen, oder? Ich sterbe lieber jetzt gleich, dann habe ich es hinter mir und muss nicht mehr so leben. Warum sollen wir uns wie dressierte Tiere aufführen, nur damit ihm einer abgeht, verdammte Scheiße? Ich bin kein Tier», sagte es, und da wurde ich noch wütender als vorher.
    «Doch, das bist du!», rief ich. «Du bist ein Tier! Ihr seidalle Tiere, deswegen seid ihr ja hier, und ihr tut lieber, was ich euch sage, denn ich

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