Tiere
gelang ihm nicht richtig, es wäre fast hingefallen. Sie sahen total komisch aus, wie sie da auf einem Bein herumhüpften. Ich sagte: «Hebt einen Arm in die Luft», und sie gehorchten dieses Mal sofort. «Jetzt den anderen Arm», sagte ich, und sie taten auch das. Ich bekam wieder bessere Laune und befahl ihnen, auf dem anderen Bein zu stehen, und während sie das taten, befahl ich ihnen, jetzt wieder das andere Bein zu nehmen, und zwar schnell. Sie kamen durcheinander und kippten der Reihe nach um, und dann gab ich ihnen richtig komplizierte Anweisungen, die ich gleich wieder änderte, ehe sie sie ausführen konnten.
Sie legten sich alle richtig ins Zeug, und weil sie totalernst dabei aussahen, sagte ich: «Lacht», was sie auch machten. Ich befahl ihnen ein paarmal, aufzuhören und wieder anzufangen, und dann sagte ich: «Jetzt müsst ihr alle so tun, als wenn ihr Tiere seid», und sie begannen, verschiedene Tiergeräusche zu machen. «Hunde!», sagte ich, und sie begannen zu bellen. Das Dicke hockte sich auf Hände und Knie und machte es so gut, dass ich lachen musste. «Jetzt seid ihr Kühe!», rief ich, und sie taten so, als wären sie welche. Ich ließ sie Katzen, Esel und Hühner nachmachen, und sie waren so komisch, dass ich das Rothaarige fast vergessen hätte. Es weinte noch immer und schaukelte auf dem Boden vor und zurück, und ich konnte sehen, dass es etwas sagte, aber ich verstand es nicht. Dann schaute es mich an und schrie: «Ich bin kein Tier! Ich bin kein Scheißtier!» Ich befahl den anderen, lauter zu sein, damit sie es übertönten. Sie machten jetzt alle möglichen Geräusche, und das Rothaarige schloss die Augen, legte die Hände auf die Ohren und kreischte:
«Ich bin kein Tier, ich habe einen Namen, ich bin Marcie und kein Tier!»
Aber ich wusste es besser.
«SCHWEINE!»,
brüllte ich, und sie begannen zu schnauben und zu grunzen, und das Rothaarige schrie und schrie, ohne dass man es hören konnte, und dann gab es auf und saß einfach auf dem Boden und weinte.
Nach einer Weile ließ ich sie aufhören, und dann machten wir den Tanzwettbewerb.
Kapitel 19
W ährend meine Mama im Krankenhaus war, begann mein Papa, Stripperinnen auftreten zu lassen. Es fing damit an, dass er mir eines Abends beim Essen sagte, ich kann im Pub früher Feierabend machen, und mir Geld für ein Video gab. Damals dachte ich mir nichts dabei, denn an manchen Abenden war wieder wenig los gewesen, selbst bei den geschlossenen Veranstaltungen. Ich dachte nur, er würde nicht mit vielen Gästen rechnen.
Aber als ich Feierabend machte, waren noch ziemlich viele Männer da. Mehr, als seit Ewigkeiten da gewesen waren. Mein Papa sah ein bisschen erhitzt aus. Zu der Zeit hatte er immer schon zu trinken begonnen, sobald die ersten Gäste kamen. Am Anfang nur kleine Biere. Aber bis zur Sperrstunde waren einige zusammengekommen, und nachdem er die Tür abschloss, ging er zu Pints über.
Ich hatte die Frau reinkommen sehen, mir aber nicht viel dabei gedacht. Ab und zu kamen welche. Sie sahen immer ein bisschen fertig aus und gingen am Ende mit irgendjemand mit. Obwohl diese Frau auch ziemlich abgehalftert wirkte, wurde sie von Männern umringt, die ihr ständig Drinks ausgeben wollten. Sie war noch nicht lange im Pub, als mein Papa sagte, ich kann ruhig gehen und mirmein Video anschauen. Das überraschte mich, weil es noch voll war, ich dachte, er würde es sich nochmal anders überlegen. Das tat er aber nicht, und da ich mir den neuen
Star-Trek -Film
ausgeliehen hatte, den ich im Kino verpasst hatte, wollte ich mich nicht beschweren. Mein Papa lachte und machte Witze mit den anderen, außerdem hatte er schon getrunken, deshalb ließ ich ihn allein.
Ich hatte den Film ungefähr bis zur Hälfte gesehen, als ich ihn anhielt, weil ich zur Toilette musste. Von unten hörte ich Jubelschreie. Als hätte jemand ein Tor geschossen. Ich blieb einen Moment vor dem Wohnzimmer auf dem Flur stehen, dann ging ich runter, um nachzuschauen, was los war.
Ich konnte die Gäste schon hören, bevor ich in die Küche kam. Sie schrien und pfiffen. So etwas hatte ich noch nie gehört, nicht einmal bei der Prügelei. Außerdem lief Musik, eine Tom-Jones-Kassette von meinem Papa, was seltsam war, denn damals spielten wir kaum noch Musik im Pub. Ich ging zur Tür, die hinter die Theke führt, und machte sie auf.
Alles, was ich sehen konnte, waren die ganzen Männer, die auf etwas in der Ecke starrten. Es sah total komisch aus, denn sie guckten
Weitere Kostenlose Bücher