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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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alle mit einem blöden Grinsen in die gleiche Richtung. Da ein paar von ihnen immer noch jubelten und johlten, ging ich weiter, um zu schauen, worauf sie starrten. Mein Papa stand lachend an einem Ende der Theke vor dem Radiorecorder und schaute genauso in die Ecke wie die anderen. Dort war die Frau, die ich vorher gesehen hatte, auf einem Tisch, nur im Schlüpfer. So stand sie einfach da, vor all diesen Männern, grinste und zeigte ihre Brüste. Dann wackelte sie mit ihnen, und alle jubelten. Sie hatte ein Billardqueue genommen und begann, das dicke Ende irgendwie zu streicheln und zu lecken. Ich fand das ein bisschen unhygienisch,weil das Queue ja schon so viele Leute in der Hand gehabt hatten, aber was sie als Nächstes machte, war noch schlimmer. Sie drehte es um und rieb mit dem dicken Ende zwischen ihren Beinen rum und steckte es schließlich vorne in ihren Schlüpfer. «Soll ich? Soll ich?», rief sie. Die Männer flippten aus und johlten und jubelten, und sie bewegte das Queue im Rhythmus zur Musik rauf und runter, nur dass sie jetzt jedes Mal ihren Schlüpfer ein bisschen weiter nach unten schob.
    Ich muss mich gegen die Tür gelehnt haben, denn sie quietschte, und mein Papa drehte sich um und sah mich. Ich dachte, er würde schimpfen oder so, aber er guckte mich nur einen Moment an und sagte dann: «Und, willst du rein oder raus?»
    Wieder ertönte Jubelgeschrei. Ich schaute rüber und sah, wie die Frau den Schlüpfer am Ende des Queues über ihren Kopf schwenkte. Sie hatte überhaupt nichts mehr an, genau wie diese Frauen in den Magazinen. Ich fragte mich, was meine Mama wohl dazu sagen würde, und ging raus und schloss die Tür.
    Mein Papa sprach nie mit mir darüber. Es war auch nur dieser eine Abend. Kurz darauf kam meine Mama aus dem Krankenhaus, und ich dachte, es wäre tatsächlich eine einmalige Sache gewesen. Als ich dann eines Nachmittags in die Küche ging, waren meine Mama und mein Papa am Streiten. Meine Mama machte einen Riesenradau und rief, dass sie nicht tatenlos zusehen würde, wie aus dem Pub ein Bordell wird. Mein Papa meinte, wenn sie eine bessere Idee hat, dann würde er sie gerne hören, und außerdem wäre schon alles abgemacht. Meine Mama sah aus, als wäre sie zu wütend, um etwas zu sagen, und mein Papa meinte: «Regdich doch mal einen Moment ab und lass es dir in Ruhe durch den Kopf gehen.» «Ich muss es mir nicht durch den Kopf gehen lassen», rief meine Mama, «das hast du ja bereits für uns beide zur Genüge getan.»
    «Wo soll sich bei mir denn sonst noch etwas abspielen als im Kopf?», sagte mein Papa. Meine Mama wurde rot und meinte: «O ja, darauf habe ich nur gewartet», und sie wollte noch etwas sagen, doch da sah sie mich. «Aber er wird nichts damit zu tun haben!», rief sie. «Lass ihn da raus!»
    «Er ist erwachsen», sagte mein Papa. «Er ist alt genug, um für sich selbst zu entscheiden. Und ich brauche jemanden, der mir hinter der Theke hilft, denn ich wette, dass du mir nicht helfen wirst, richtig?»
    «Ganz bestimmt nicht!», rief meine Mama, und mein Papa sagte: «Na also, da hast du es.»
    Mir gefiel es nicht, wenn sie über mich redeten, als wäre ich nicht da, aber das machten sie die ganze Zeit. Ich dachte, meine Mama würde sich weiter mit ihm streiten. Doch sie sah nur müde aus und sagte: «Ach, mach doch, was du willst. Das machst du ja sowieso», und ging raus.
    Am nächsten Abend hatte mein Papa wieder eine Stripperin engagiert. Ich rechnete damit, dass meine Mama etwas dazu sagt, aber das tat sie nicht. Selbst dann nicht, als mein Papa begann, jedes Wochenende eine einzuladen und sogar am Sonntag zur Mittagszeit. Meine Mama blieb einfach oben im Wohnzimmer und drehte die Lautstärke des Fernsehers auf, sodass sie nichts von unten mitbekam.
    Ich war mir nie ganz klar darüber, was ich tun soll. Ich wusste, dass meine Mama nicht will, dass ich in der Schankstube bleibe, wenn sich die Frauen ausziehen, aber Papa brauchte meine Hilfe hinter der Theke. Deshalb blieb ichimmer, bis die Musik begann, und ging dann auf die Toilette. Da niemand etwas bestellen wollte, solange die Frauen dran waren, wartete ich dort, bis die Musik aufhörte, und wenn die Gäste nach mehr schrien, kam ich wieder raus.
    Die meisten Stripperinnen waren total unhöflich und beachteten mich nicht. Aber eine war echt nett. Nett zu mir, meine ich. Sie hatte kein so schlechtes Benehmen wie die anderen. Sie hat immer Hallo gesagt und gefragt, wie es mir geht, und manchmal kam sie an

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