Tiere
die Theke, um mit mir zu plaudern, bevor sie sich ausgezogen hat. Als sie eines Abends mit mir sprach, meinte einer der Männer: «Na, ist das dein Freund, Maureen?» Sie lachte und legte einen Arm um mich und sagte: «Vielleicht. Was ist? Eifersüchtig?» Wenn sie mich seitdem sah, hat sie immer gesagt: «Und, wie geht es meinem Freund?», und mir zugezwinkert. Wenn sie losgelegt hat und ihre Musik begann, saß ich jedes Mal auf der Toilette und dachte, dass ich ihr trotzdem mehr bedeute als die ganzen Männer da draußen. So kam ich besser damit zurecht.
Am Anfang kamen die Stripperinnen nur zu den normalen Öffnungszeiten. Doch nach einer Weile machten sie zwei Shows am Abend, eine vor der Sperrstunde und eine, nachdem mein Papa die Tür abgeschlossen und die Vorhänge zugezogen hatte. Und während einer dieser späteren Vorstellungen kam einmal die Polizei. Ich bediente noch einen Gast, als mein Papa die Musik anstellte und die Frau anfing. Das passierte manchmal, aber ich schaute einfach nicht hin und ging raus, sobald ich konnte. Ich hatte gerade das Geld für die Getränke genommen, als es gegen die Tür hämmerte. Zuerst merkte es nicht jeder, und die Frau tanzte weiter. Aber mein Papa hatte es gehört und hielt die Kassette an.
Alles wurde still. Jeder schaute zur Tür, und wieder hämmerte es. Mein Papa ging los und rief: «Wer ist da, wir haben zu?», und eine tiefe Stimme sagte: «Polizei.»
Mein Papa wurde ganz bleich. Für einen Augenblick dachte ich, er würde die Tür nicht aufmachen, aber dann tat er es doch. Zwei Polizisten standen da. Sie schauten an meinem Papa vorbei in die Schankstube, wo die ganzen Männer standen und sie anstarrten, und dann gab es einen Rums. Die Stripperin war vom Tisch gesprungen und in die Toilette gelaufen.
«Wissen Sie, dass es nach zwölf Uhr ist?», fragte einer der Polizisten.
«Das ist eine Privatparty», sagte mein Papa. Er klang ganz unsicher, was meinem Papa gar nicht ähnlich sah. Die Polizisten kamen in die Schankstube, und der andere, derjenige, der bisher noch nicht gesprochen hatte, schaute zu mir herüber. Ich hatte das Gefühl, etwas Schreckliches getan zu haben. Ich wusste nur nicht, was.
«Ach, ja?», meinte er. «Und was macht er da?»
Ich konnte nicht glauben, dass er mich meinte. Jeder guckte mich an, und meine Beine wurde ganz weich. Ich hatte keine Ahnung, was ich verbrochen haben sollte, doch dann schaute ich hinab und sah, dass die Kasse noch offen war und ich das Wechselgeld des Gastes in der Hand hatte. Da ich es nur loswerden wollte, damit mich die anderen nicht mehr anstarrten, gab ich es schnell dem Gast und schob die Kassenlade zu. Es klang total laut, und als ich aufschaute, hatte sich mein Papa eine Hand über die Augen gelegt, und die Polizisten grinsten.
«Großartig», sagte einer der Männer an der Theke, und erst in diesem Moment fiel mir ein, dass mein Papa mirimmer eingeschärft hatte, ich dürfte niemandem erzählen, dass wir nach der Sperrstunde Geld für die Getränke nehmen.
Die Polizisten schickten alle nach Hause und redeten mit meinem Papa. Mittlerweile war meine Mama runtergekommen und setzte sich dazu. Ich saß in der Küche, weil ich dachte, sie wollen später auch mit mir reden, und mich deshalb nicht traute, in mein Zimmer zu gehen. Ich glaube, ich hatte noch nie eine solche Angst gehabt. Ich dachte, sie würden uns verhaften.
Aber das taten sie nicht. Ich hörte, wie sie rausgingen und die Tür zugemacht und verriegelt wurde. Dann kamen meine Mama und mein Papa in die Küche. Ich befürchtete, dass ich Ärger kriegen würde. Doch mein Papa schaute mich nur an und sagte: «Geh hoch.» Er klang nicht sauer. Nur so, als wäre er müde und wollte seine Ruhe haben.
Ich hatte kaum die Küchentür hinter mir geschlossen, als meine Mama anfing. «Bist du jetzt zufrieden?», meinte sie. «Freust du dich jetzt, dass die Polizei hier war?»
Ich blieb oben am Geländer stehen, um zu lauschen. Mein Papa sagte, dass sie sich beruhigen soll, aber meine Mama wollte nicht.
«Ich wusste, dass das passieren würde!», rief sie. «Aber du wolltest ja nicht hören. Ich habe es dir gesagt, oder? Ich habe es dir gesagt!»
«Ja, du hast es mir gesagt», rief mein Papa. «Aber du hast mir nicht gesagt, wie ich die Scheißrechnungen sonst bezahlen soll, oder? Das hast du mir nicht gesagt! Niemand will den Laden kaufen, und niemand will hier noch was trinken! Was soll ich denn machen? Kannst du mir das erklären?»
«O ja», rief
Weitere Kostenlose Bücher