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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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ja weitergehen. Mit dem empörten Wespenvolk aber gab es zum Glück kein Wiedersehen.
    Frau Stein bewirtete am Nachmittag die fleißigen Handwerker mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. Es war gefüllter Bienenstich – o weh!
     
    Cornelia Bera

Die kleine Butterblume
     
    Eine kleine Butterblume stand im Gras eines winzigen Gärtchens und hob ihr gelbes Köpfchen der Sonne entgegen. Sie träumte von der Zeit, aus der ihre Vorfahren erzählten, die noch zu Hunderten auf riesigen und saftigen Wiesen neben Mohnblüten, Klee, Maßliebchen und Sauerampfer standen.
    Sie wurden umschwirrt von den verschiedensten Schmetterlingen und boten Bienen und auch anderen Insekten Nahrung und Abwechslung. Im Frühjahr brüteten die Feldlerchen in ihren aus Wurzeln, Moos und Halmen bereiteten Nestern in einer Bodenmulde der saftigen Wiesen. Lang anhaltend trillernd und wirbelnd flogen sie durch die Luft und erfreuten mit ihrem: »Tschri, tschri!« die dort ansässigen Menschen.
    Ach, was muss das für eine herrliche Zeit gewesen sein ... Wenn im Sommer lachende Kinder durch die Wiesen sprangen und die rotbraunen Sauerampferblüten so dicht und hoch standen, dass sie sich fast darin verstecken konnten. Die Heiterkeit der Kinder ließ die Butterblumen lachen. Und über ihren Köpfen stiegen die Lerchen mit fast zitterndem Flattern allmählich immer höher hinauf. Ihr Gesang erklang bald trillernd und wirbelnd, bald pfeifend, auch andere Vögel stimmten oft nachahmend mit ein, immer zur Begeisterung der hiesigen Bewohner. Nachts tanzten wunderhübsche, zarte Elfen über die Wiesen und naschten vom Nektar der Butterblumen und anderer Blüten. Und weil immer ein fröhliches Treiben war, leuchteten die Butterblumen in ihrer gelben Farbe weit in die Landschaft hinein.
    Die Menschen erfreuten sich der Wiesenblumen, und die Fröhlichkeit spiegelte sich in ihren Gesichtern wider. Alle waren freundlich und halfen sich untereinander. Es gab keine Reichen und keine Armen. Jeder hatte nur so viel, wie er brauchte.
    Doch die Menschen am unteren Flusslauf neideten ihnen ihr Glück. Sie wollten ihre Widersacher aus dieser Landschaft vertreiben und sich das Gebiet selbst zu eigen machen. Also verbündeten sie sich mit dem Teufel und mussten ihm versprechen, die Tränen der Menschen am oberen Flusslauf dafür in Kauf zu nehmen. Das taten sie nur zu gerne. Denn sie wollten ja dieses verhasste Volk unglücklich sehen.
    So ließ der Teufel einen grausamen Krieg über das Land am oberen Flusslauf hinwegziehen, der die ganze Erde verbrannte. Sie dampfte und war von ständigem fernen oder nahen Donnern und Zischen erfüllt. Die Landschaft verödete, und die Menschen waren verzweifelt. Sie verloren viele ihrer Lieben und ihre ganze Habe. Die Erinnerung an seine Heimat hinter sich lassend, durchzog ein Flüchtlingsstrom das Land. Schleppenden Schrittes wälzte er sich dahin. Zäh waren die Menschen darauf bedacht, ihr eigenes Leben und vor allem das ihrer Kinder zu retten, um der Welt ihr Lachen wiederzugeben. Ein Meer von Tränen ließen sie zurück, welches das brennende Land überspülte und so gewaltig war, dass es das untere Land am Fluss mitsamt seiner Bevölkerung hinwegschwemmte. So hatte der Teufel seine Seelen gewonnen.
    Die armen Flüchtlinge ahnten davon aber nichts. Sie erreichten unterdessen ein fremdes Land. Nachdem sie von ihrem Unglück erzählten, wurden sie herzlich aufgenommen. Aber als die freudige Begrüßung, die mit einer fröhlichen Feier und großer Völlerei bekräftigt wurde, vorüber war, ging es um die Frage, wo die Fremden wohl leben sollten. Keiner der Einheimischen wollte sich einschränken oder etwas abgeben. Man hatte selbst nicht genug.
    So wurde ihnen ein Platz mitten im Schwarzmoor zugewiesen, dem einsamsten Flecken der Erde. Mit der ihnen eigenen Kraft machten die Ausgestoßenen das Moor urbar und zu einem fruchtbaren Land mit vielen Feldern und Wiesen. Wieder neideten ihnen jene das Glück, die sie anfangs so freundlich aufnahmen. Sie peinigten, drangsalierten und schikanierten sie auf jede nur erdenkliche Weise, so dass die Heimatlosen sich nicht mehr zu helfen wussten.
    An einem schönen sonnigen Tag beobachteten sie einige Lerchen, die ihren jubilierenden Gesang ertönen ließen. Da hörten die Hoffnungslosen plötzlich einen Ruf aus geringer Höhe: »Tschri, tschri, kommt zurück – es wär euer Glück!«
    Die Heimatlosen horchten.
    »Kommt zurück – es wär euer Glück!«
    Und jäh flammte in ihnen die

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