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mehr zu mir. Alle haben mich vergessen. Ich habe keine Freunde mehr ... IA.« Ganz leise klang seine Stimme und das letzte »IA« blieb ihm vor Traurigkeit im Halse stecken. Mit hängendem Kopf stapfte er langsam in seinen kleinen Stall. Auch hier gingen ihm immer wieder die gleichen Gedanken durch den Kopf. Warum mussten denn die Zebras ausgerechnet hierher kommen? – Wären sie doch bloß in Afrika geblieben. – Was gefällt den Kindern denn so gut an ihnen? Ich finde sie überhaupt nicht schön! Diese Streifen – wie mein Bauer, wenn er aus dem Bett kommt, so sehen sie aus. Schlafanzüge! – Soll das etwa schön sein? Es machte ihn richtig wütend!Der kleine Esel verstand das alles nicht. Er wusste nur, dass er ganz, ganz traurig war und allein. Schrecklich allein!
So verging ein Tag nach dem anderen – eine Zeit, in der er sehr einsam war. Eines Morgens aber, als der Esel wieder einmal am Gartentor stand, hörte er plötzlich ein lautes Brummen.
Ein großes Auto fuhr auf den Hof und drei Männer stiegen aus. Es war der Malermeister Hofmann mit seinen Leuten. Das Auto wurde schnell entladen und fuhr wieder weg. Nun standen Plastikeimer, Leitern und eine ganze Menge Pinsel, Bürsten und andere Gegenstände auf dem Hof herum – Dinge, die das Eselchen noch nie zuvor gesehen hatte.
Am nächsten Morgen kamen die Maler wieder. Es dauerte nicht lange und sie begannen mit der Arbeit. Die Leitern wurden zu einem Gerüst aufgestellt und Eimer hinaufgetragen. Die Männer arbeiteten flink, und schon nach einem Tag konnte man sehen, wie sich das alte Bauernhaus verändert hatte. Die alten Holzbalken wurden schwarz gestrichen. Die Türen und Fensterläden im dunklen Grün. Auch die Blumenkästen wurden angestrichen und leuchteten rot. Nur das Mauerwerk bekam innen und außen ein strahlendes Weiß. Das Eselchen staunte, was die neuen Farben aus seinem Bauernhof gemacht hatten, und fand, dass alles sehr, sehr schön aussah! Und als der Esel sein frisch gestrichenes Zuhause bewunderte, kam ihm plötzlich eine Idee! Er nahm allen Mut zusammen und sprach den Maler Hofmann an, dass auch er gern anders aussehen möchte – auch so neu, wie das Haus.
Maler Hofmann lachte. »Was bist du doch für ein dummer Esel! Das geht doch nicht. Einen Esel anstreichen, wie ein Haus? Nein, das geht wirklich nicht. Du dummer Esel, du!«
»Ich bin kein dummer Esel, ich bin nur traurig und allein. – Ich bin der traurigste Esel auf der ganzen Welt!«
»Ach, weshalb denn?«
Und nun erzählte der Esel seinen ganzen Kummer. Alles, einfach alles, was ihn so unglücklich machte. Als er seine Geschichte geschildert hatte, war Meister Hofmann sehr betroffen. Ja, das war wirklich eine traurige Geschichte! Das Eselchen tat ihm Leid und er beschloss, seinen Wunsch zu erfüllen.
»Also gut, möchtest du ein grünes Fell, wie die Türen und Fensterläden? Oder schwarz, wie die alten Deckenbalken? Oder etwa rot, wie die ...«
»IA! – Nein!«, unterbrach der Esel den Maler Hoffmann. Hast du denn nicht zugehört, ich möchte Streifen, wie die Zebras aus dem Zoo!«
»Ach so ... wie die Zebras aus dem Zoo! Oho, oho! Hm ... hmmm ...« Jetzt verstand Maler Hofmann erst, was der Esel wollte. »Ja, warum eigentlich nicht?« Er überlegte nicht lange, holte schnell die Farbeimer mit den Pinseln und begann, dem Esel ruckzuck weiße und schwarze Streifen aufs Fell zu malen – rundherum. Auf dem Rücken, dem Bauch, auf die vier Beine, sogar der Schwanz und die Mähne wurden angestrichen. Die Hufe wurden schwarz gepinselt und die Ohren erhielten ein helles Grau. Alles sah schon fast perfekt aus. Nur fürs Gesicht brauchte er jetzt seine Brille und den kleineren Pinsel. Einen Eselkopf, oh, das war selbst für ihn nicht so einfach! Dünne Striche zu malen, von der Stirn zu den Augen, rundherum, dann zur Nase und fein säuberlich zum Maul, das war anstrengend. Vor allem musste er aufpassen, die dünnen Striche genaustens miteinander zu verbinden. Vor Anstrengung begann der Pinsel manchmal zu wackeln, dann musste er eine kurze Pause einlegen. Der Kopf war das Wichtigste und Schwierigste, fand er! Denn schließlich guckt doch jeder zuerst ins Gesicht, meistens jedenfalls. »So, jetzt noch die halbrunden Bögen ... und noch mal bücken ... unter dem Kopf ein wenig korrigieren ... Ja, ich glaube ... endlich ist es so weit. – Geschafft!« Aus dem kleinen grauen Esel, war ein echtes Zebra geworden. Maler Hofmann staunte über seine Arbeit. »Das ist eine
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