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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stecher , andere
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paar Neugierige drängten sich dicht an den Zaun und versuchten, das Rätsel zu lösen! Der Esel rührte sich nicht, stand wie versteinert da, den Kopf tief gesenkt, und heftiger Regen fiel erbarmungslos auf ihn herab. Da unterbrach diese peinliche Situation plötzlich ein lautes Brummen und Hupen. Der Maler Hofmann kam und wollte die Malersachen abholen. Aber er konnte nicht zum Gartentor hinein. Die Kinder versperrten den Weg und hinter dem Zaun stand der unglückselige Esel. Ach du meine Güte, dachte der Maler und schon war ihm die ganze Sache klar. Schnell stieg er aus und rief den Kindern zu: »Das ist meine Schuld, ich habe den Esel angestrichen!” Er erzählte ihnen nun auch, warum. Als die Kinder das hörten, wurden sie ganz still. Einige senkten den Kopf und schämten sich sehr. Andere schüttelten ihn verwundert und verstanden nicht, wie das alles passieren konnte. Doch sie fühlten sich alle ganz schlecht!
    Endlich hatte sich ein Mädchen wieder beruhigt und rief: »Nein, wir hätten dich nicht allein lassen dürfen!«
    Alle blickten sie an.
    »Ja, das stimmt!«, riefen jetzt auch die anderen.
    »Der Esel war doch immer unser Freund, bis die Zebras kamen ... und dann ..."
    Jedem wurde bewusst, warum alles so gekommen war, und schon konnten die großen Eselsohren hören, wie sich die Kinder bei ihm entschuldigten und versprachen, ihn mindestens so oft zu besuchen, wie die Zebras.
    »Und weißt du«, sagte noch ein Junge, »du kannst kein Zebra sein, du bist ein Esel und das ist gut so. Du bist ein ganz besonderer Esel und ein kluger noch dazu. Du hast uns gezeigt, dass wir die dummen Esel sind und auf die Streifen reingefallen sind! – Es tut uns so Leid, bitte entschuldige!« Alle anderen waren der gleichen Meinung.
    Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Die Kinder beschlossen, für den Esel einen passenden Namen zu finden. Das Eselchen stellte die Ohren auf und konnte das alles noch gar nicht glauben. Viele Namen wurden über den Zaun gerufen, bis einer ihm so gut gefiel, dass es laut »IA« schrie. EBRA – der Name gefiel ihm.
    »Ebra klingt fast wie Zebra. Esel Ebra – ja, das klingt gut.«
    Langsam wurde es wieder kühl. Die Kinder und Malermeister Hofmann verabschiedeten sich von dem Esel. Er aber ging noch nicht in den Stall. Er wartete und schaute über den Gartenzaun, bis alle am Ende der Straße verschwunden waren. Dann hörte er noch: »Bis morgen, Ebra, bis morgen!«
    »Ebra? – Ach, das bin ja ich! An den Namen muss ich mich erst gewöhnen, aber das ist ... schön!«
     
    Burg Freigang
     

Der Gast aus dem Wald
     
    Unruhig rutscht Robert auf dem Stuhl hin und her. Geht denn die Stunde nie zu Ende? Dabei heißt es immer, aufmerksam zu sein. Frau Lemke, die Deutschlehrerin ist sehr streng und wachsam. Aus dem Fenster schauen, oder an andere schöne Dinge denken kann unangenehme Folgen haben. Meistens muss dann der ertappte Schüler nach vorn an die große Tafel. Auch Robert hat dort schon mit roten Ohren gestanden und stotternd die Fragen beantwortet. Das Tuscheln und Kichern der Klassenkameraden ist schlimm genug. Heimlich wagt er doch einen Blick zum Fenster hinaus.
    Dicke, graue Wolken hängen am Himmel, aus denen es schon seit Tagen regnet. Doch das ist für ihn kein Grund zum Traurigsein.
    Im Gegenteil.
    Der Fluss, an dessen Ufern die kleine Stadt Waldburg liegt, führt Hochwasser – besonders viel, jetzt zur Frühlingszeit. Zusammen mit seinem Bruder Paule hat Robert eine Stelle entdeckt, gleich hinter der alten Stadtmauer, wo der Fluss einen großen Bogen macht, an der die Ufermauer teilweise eingestürzt ist und das Hochwasser überschwappt. Ein zweiter kleiner Fluss ist dort entstanden, der sich seinen Weg über eine Wiese bahnt. Das Wasser geht zwar nur bis zu den Knien und auch die Strömung ist schwach, aber es ist ein Abenteuer, dort mit dem selbst gebauten Floß zu spielen. Laut und schrill meldet sich die Klingel.
    Endlich.
    Schnell noch die Bücher und Hefte in den Ranzen und ab. Fast rennt er die dicke Nicol um, die wie immer trödelt. Ihr lautes Schimpfen hört Robert noch, als er die Treppe hinabstürmt.
    Paule wartet schon und beide schlagen den Weg nach Hause ein, wo Mutter schon mit dem Mittagessen wartet. Es ist Wind aufgekommen und bläst ihnen den Regen ins Gesicht. Sie lachen nur und ziehen die Kapuzen der Wetterjacken ganz zu. So was sind doch Kleinigkeiten für echte Jungs.
    Robert ist schon zehn und geht in die vierte Klasse, Paule ist ein Jahr jünger

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