Tierische und andere Offerten
ihn auch nicht, dass Carli und Zeppi da waren. Nein, es war sogar noch viel interessanterals vorher. Er war wunschlos glücklich, bis eines Tages doch alles anders kam!
Eines Morgens, als der Esel seinen Kopf zum Stall herausstreckte, erblickte er einen düsteren Himmel. Alles war grau in grau und die Sonne schien noch zu schlafen! Er spürte einen kühlen Wind um die Ohren wehen. Der schöne Herbst ist wohl vorbei, dachte er. Das gefiel dem Esel nicht so sehr. Er beschloss, in den Stall zurückzukehren und schaute oberhalb der Stalltür hinaus auf das frisch gestrichene Haus.Das war das Einzige, was bei diesem Wetter hell und freundlich aussah. Aber selbst dieser Anblick konnte seine Stimmung nicht aufheitern. Er machte sich Sorgen um das Wetter. »Wenn es regnen sollte, kommen meine Freunde bestimmt nicht. Wer geht schon bei schlechtem Wetter auf die Straße. Die Kinder spielen dann zu Hause, ist doch klar! – IA!Wahrscheinlich wird es ein langweiliger Tag. – IA!« Lange stand er so herum. Dann drehte er ein paar Runden auf dem Hof und wollte gerade wieder in den Stall, als er plötzlich Stimmen hörte. Schnell schaute er die Straße hinunter. Ja, er hörte es ganz deutlich, sie kommen. »IA!«Doch es dauerte heute länger als sonst; was war das nur für ein seltsamer Tag?Als die ersten Kinder dann endlich zu sehen waren, bemerkte er, dass sie ganz außer Atem waren. Sie konnten nicht schnell rennen, da sie Gummistiefel trugen und Regenkleidung.Manche hielten einen Schirm in der Hand. Sie schnappten nach Luft und atmeten hastig.Ganz anders sahen sie heute aus. Aber er freute sich riesig.
Wie jeden Tag erzählten sie alle durcheinander. Das Eselchen war rundherum glücklich!Doch plötzlich quiekten und lachten manche und sprangen herum. Die ersten Tropfen fielen vom Himmel und sie waren groß und schwer!Schnell zogen die Kinder ihre Kapuzen über und spannten Schirme auf. Sie beugten ihren Kopf nach hinten, ließen ihn rundherum kreisen und mit weit geöffnetem Mund brachten sie ganz komische Töne hervor. War das lustig! Andere breiteten die Arme aus und liefen mit ihren bunten Regenjacken, schwebend wie große Vögel, vor dem Gartentor herum. Der Regen wurde immer heftiger, doch das störte die Kinder überhaupt nicht. Sie hatten einen pitschnassen Spaß und dem Esel gefiel das auch. Was machen mir schon die Regentropfen? Ich habe schonso viel Regen miterlebt, sogar Gewitter!Aber heute, das ist mein fröhlichster Regentag! A uf einmal überzog furchtbares Geschrei den Bauernhof. Erschrocken hielten manche Kinder die Hände vor den Mund. Die Augen wurden immer größer und sie starrten regungslos auf den Esel! Keiner brachte einen Ton heraus. Es war so still, dass nur noch die Regentropfen zu hören waren!Der Esel stand vor der Kindermenge und begriff die ganze Aufregung überhaupt nicht!
War das etwa normal bei Regenwetter oder gehört das zu den lustigen Regenspielen , überlegte er. Er wusste es nicht! Erst als ein paar Kinder eilig wegliefen und ein Mädchen rief: »Seht, seht mal, das ist gar kein Zebra! Dem läuft ja Farbe aus dem Fell. Das ist ein ganz anderes Tier!" Da verstand das Eselchen, worum es ging. Alle redeten hastig durcheinander, und als der Esel nach unten blickte, sah auch er das Malheur! Seine weißen Streifen waren schon fast aus dem Fell gewaschen und die Farbe sickerte unter seinen Hufen in die aufgeweichte Erde.Der Schreck war für den Esel so groß, dass er wie angewurzelt vor dem Tor stand.Vor Aufregung und Scham ließ er den Kopf tief gesenkt am Boden. Er trautesich nicht, aufzublicken. Erst jetzt begriff er, dass Freundschaft kein Spiel ist. Damit hatte er nicht gerechnet! Die schwarzen Streifen waren noch zu sehen, zumindest an den Vorderfüßen. Woanders wagte er nicht, nachzuschauen. Er hörte trotz des Lärms und seiner umgeknickten Ohren, wie entsetzt die Kinder waren. Ein heilloses Durcheinander war das, und erwünschte sich, wie die Farbe in den Erdboden versinken zu können. Nein, nie wieder werde ich Freunde haben, das ist sicher, dachte er. Alle wussten jetzt von dem Schwindel und er stand als Lügner da.
Pausenlos regnete es und die Kinder standen immer noch fassungslos am Gartenzaun. Dem Esel rollten dicke Tränen unter seinen hängenden Ohren hervor, vermischten sich mit Regen und tropften auf die Erde. Es war alles ganz traurig und niemand konnte verstehen, was hier geschah. Einige Kinder beschlossen, nach Hause zu gehen, und andere standen verwirrt herum. Nur ein
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