Tiffamy Duo Band 29
Bachbett, weil sie Zeit brauchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Stony hatte Kendras Schritte auf der Veranda gehört. Bevor sie an die Tür klopfte, hatte er sie bereits einen Spalt breit geöffnet. „Was wollen Sie?" fragte er grob. Kendra war zu müde ihn wegen seiner Unhöflichkeit in die Schranken zu weisen, und sagte daher nur: „Ich möchte zu Raymond."
„Er ist im Stall", antwortete der alte Mann kurz.
„Danke."
Kendra ging die Verandastufen wieder hinunter und schritt langsam über den Vorplatz. Ihre Beine gehorchten ihr kaum. Bevor sie sich versah, stand sie bereits in der offenen Stalltür. Sie entdeckte Raymond hinten im Stall. Er hatte sich über das Vorderbein eines Fohlens gebeugt. Offenbar schien er Schwierigkeiten zu haben, das Fohlen zu untersuchen, denn das Tier versuchte, sich trotz der Fesseln aufzubäumen. Raymond beruhigte es. Allmählich gelang es ihm, es zu beschwichtigen. Willig ließ sich das Fohlen dann das Vorderbein verbinden. Kendra verspürte einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend. So bist du immer gewesen, hielt sie mit ihm Zwiesprache. Was hat dich so verändert? Was war letzte Nacht über dich gekommen, dass du uns das antun konntest? Der ganze Kummer, der sich seit der Entdeckung der Zigarettenschachtel in ihr aufgestaut hatte, kam wieder hoch. Sie schwankte leicht und hielt sich haltsuchend an der Tür fest. Dann betrat sie den Stall und fragte mit ruhiger Stimme: „Was fehlt ihm?"
Raymond blickte bei ihrer Frage sofort hoch und unterbrach für einen Augenblick seine Arbeit. Das Mienenspiel in seinem gebräunten Gesicht war so heftig, dass es sie fast benommen machte. Der Anflug eines Lächelns huschte über seine Lippen.
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung", murmelte er, während er weiter das Bein umwickelte. „Es lahmte ganz plötzlich heute morgen. Mir gefällt das ganz und gar nicht. Es hat sich keinen Splitter eingetreten, und auch sonst ist kein äußerliches Zeichen einer Verletzung zu sehen. Es muss etwas Innerliches sein. Bevor ich den Tierarzt rufe, versuche ich es noch einmal mit einem Wickel." Er war fast fertig mit dem Verband, als sich das Fohlen wieder aufbäumte. Raymond fluchte leise und begann mit der Arbeit noch einmal von vorn. „Ich sollte wirklich dankbar sein, dass Pferde nur mein Hobby sind", brummte er. „Mit meiner Kupfermine und meiner Rinderzucht habe ich mehr Glück als mit meinen Araberpferden. Nur vier Fohlen in diesem Frühjahr und das hier. Ich wollte es im nächsten Monat in Tuxon verkaufen. Ich glaube aber kaum, dass ich es durchbringe."
Er hat wenigstens ein paar Stuten, um Fohlen zu bekommen, während unsere eigenen sich weiter und weiter dezimieren, dachte Kendra. Und das haben wir ihm zu verdanken. Heiße Wut stieg in ihr auf, als sie sich neben ihn stellte.
Als es ihm nach einer Weile gelungen war, dem Fohlen den Verband anzulegen, sah er lächelnd zu ihr empor. Kendra vergaß fast ihren Hass auf ihn.
„Du siehst sehr viel besser aus als letzte Nacht. Fein, dass du wieder auf den Beinen bist."
„Ich ..." begann Kendra, hielt aber inne, weil ihr die Stimme nicht gehorchte. Tränen schwammen in ihren Augen. Sie senkte den Kopf, um sie zurückzuhalten. An das Feuer wollte sie nicht erinnert werden. Der Gedanke, dass er sie benutzt hatte, tat unglaublich weh.
„Zu schade, dass du mit Justine verfeindet bist", erwiderte sie. „Sie kennt mehr Hausmittel, um Pferde zu kurieren, als jeder Tierarzt. . . und sie hat meist auch mehr Erfolg."
Der warme Ausdruck in seinen Augen kehrte für einen kurzen Moment zurück, war aber ebenso schnell wieder verschwunden. Während er das Fohlen in einer der Boxen unterbrachte, erwiderte er tonlos: „An diesem Streit zwischen uns hat einzig und allein Justine schuld."
„Es fällt mir schwer, daran zu glauben, besonders nach gestern Abend." Stumm holt sie die zerknüllte Zigarettenpackung aus der Tasche und hielt sie ihm entgegen. Raymond blickte sie verständnislos an. „Was ist das?"
Kendra war überrascht, denn sie hatte eine andere Reaktion erwartet. Ärger vielleicht, oder Schuldgefühl, dass Raymond sich aber so verstellen würde, das war doch der Gipfel! Sie öffnete den Mund, um ihm eine scharfe Antwort zu geben, doch sie brachte keinen Ton heraus.
„Sag bloß nicht", fuhr Raymond fort, „dass du wieder Detektiv gespielt hast. Warum erzählst du mir nicht mit ein paar einfachen Worten, welche wunderbare Entdeckung du gemacht hast?" Er schnippte mit dem Zeigefinger gegen das
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