Tiffamy Duo Band 29
Stony bleibt meinetwegen nicht länger auf", erklärte er.
Kendra blickte ihn kurz aus den Augenwinkeln an, setzte sich dann absichtlich kerzengerade auf und sah in die andere Richtung. „Justine dagegen benimmt sich, als ob ich noch ein Kind wäre. Sie macht sich immer noch Sorgen um mich. Besonders wenn ich mit dir zusammen bin."
„Warum gibst du ihr nicht die Zigarettenschachtel, dann bist du sie endlich los."
„Was soll das nun wieder bedeuten?" fragte Kendra scharf.
„Das ist es doch, was dich beschäftigt, nicht wahr?" drängte er. „Kendra, hör mir mal zu. Niemand wird mich wegen einer Zigarettenschachtel aufhängen, wenn du zudem bezeugst, dass ich dort oben gewesen bin, um nach dem Rechten zu sehen. Du brauchst mich nicht zu schützen. Sie werden mir einige Fragen stellen, und das wird alles sein, wenn es überhaupt dazu kommt. Der Sheriff wird sich ganz bestimmt nicht mir mir herumstreiten. Das ist die Sache nicht wert, dass ..." Er unterbrach seinen Satz, um ihr eine Träne fortzuwischen. „Das Unterschlagen von Beweismitteln, so lächerlich sie auch sein mögen, verursacht dir Kopfschmerzen, und ich lasse es nicht zu, dass du dich so quälst."
Das war mehr, als Kendra ertragen konnte. Seine Besorgtheit um sie verwirrte sie vollends. Wenn er grausam reagiert hätte, hätte sie Grund gehabt, ärgerlich zu werden und ihm die Wahrheit zu verheimlichen. In einer Hinsicht hatte er recht. Sie konnte nichts verheimlichen, nicht einmal etwas, von dem sie wusste, dass sie sich damit seinen Zorn zuziehen würde. Dennoch konnte sie ihm nicht erzählen, was sie beschäftigte. Dann würde er entdecken, dass sie Marcia besucht hatte. Aber würde er es nicht ohnehin erfahren? Kendra stand auf und begann, ihre Sachen einzusammeln. „Es hat mit dieser Zigarettenschachtel nichts zu tun", sagte sie plötzlich.
Raymond zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Womit dann?"
Sie sah ihn hilflos an. Was konnte sie darauf sagen? Ich fürchte, dass du mich eines Tages verlässt, weil du Marcia immer noch liebst. Sie fuhr daher fort, sich schweigend anzuziehen.
„Was ist es dann?" fragte er wieder.
„Marcia!" platzte sie heraus.
Raymond sah sie erstaunt an. „Meine Exfrau?"
Sie nickte steif, während sie sich die Bluse zuknöpfte.
„Was hat sie damit zu tun?"
„Ich habe sie heute gesehen?"
„Du hast sie gesehen? Wo hast du sie denn getroffen?"
„Ich ... Ich habe sie besucht."
Jetzt sah er sie geradezu verblüfft an. „Du hast Marcia besucht?"
Wieder nickte Kendra, während sich vor Furcht ihr Magen zusammenkrampfte.
„Warum?"
Kendra ließ die Arme fallen, obwohl sie die Bluse erst halb zugeknöpft hatte.
„Nun, es begann damit, dass ich diese . . . diese Idee hatte. Ich wollte herausfinden, wer ,Westwind' in den Ruin treibt."
Sein Gesichtsausdruck hatte sich gefährlich verändert, doch Kendra blickte auf ihre Hände hinunter. Daher bemerkte sie es nicht. „Ich dachte, ich könnte damit beginnen, die Leute auf meiner Liste auszusondern, bis nur noch ein Verdächtiger übrigbleiben würde. Ich hielt das für den besten Weg. Ich fühlte mich Justine gegenüber unbehaglich, weil ich ihr die Zigarettenpackung vorenthalten hatte. Darum führte ich eine Reihe von Telefongesprächen. Eines zum Beispiel, um etwas über Leona zu erfahren. Und dann besuchte ich Marcia ..."
„Um etwas über mich zu erfahren", unterbrach er sie kühl.
„Nein!" protestierte sie bestürzt. „Nein, wirklich nicht. Ich wollte nur ... ich habe nur versucht, Beweise dafür zu bringen, dass du für die Unfälle nicht verantwortlich bist."
„So dass du mich von deiner ,Liste' der Verdächtigen streichen konntest?" fragte er ironisch. „Hast du dich daher so plötzlich entschlossen, mir heute Abend zu vertrauen? Hat Marcia mich entlastet?"
Als Kendra nicht sogleich antwortete, wiederholte Raymond seine Frage. „Nun, hat Marcia mich entlastet?"
Jetzt wurde auch Kendra ärgerlich. Sie war es leid, von ihm in die Enge getrieben zu werden. „Nein, leider nicht!" sagte sie bissig. „Ich wollte herausfinden, ob die Tage, an denen die Unglücksfälle passierten, mit denen übereinstimmten, an denen du in Morenci gewesen bist. Leider gab es nur wenige Übereinstimmungen." Kendra wartete darauf, dass er sie fragen würde, was sie sonst noch herausgefunden hätte, aber Raymond sagte nichts. Vielmehr zog er sich schweigend an. Als er die Bierdosen eingesammelt und in den Satteltaschen verstaut hatte, wandte er sich noch einmal an
Weitere Kostenlose Bücher