Tiffamy Duo Band 29
der Grund für seine schlechte Laune. Aber als sie diese Vermutung einmal geäußert hatte, war er wütend aus dem Haus gestürmt und erst um drei Uhr morgens angetrunken nach Hause gekommen.
Es war das erste, aber nicht das letzte Mal gewesen, dass er bis zum Morgengrauen weggeblieben war. Und während der letzten neun Monate war es immer häufiger vorgekommen. Heute war Andrews dreiundvierzigster Geburtstag — und ihr vierter Hochzeitstag. Deshalb hatte Mandy ihren Arzt bestürmt, ihr das Ergebnis des Schwangerschaftstests schon früher aus dem Labor zu besorgen. Sie wollte Andrew mit ihrem Besuch auf der Insel und der wunderbaren Nachricht überraschen.
Mandy und Andrew hatten ihre Flitterwochen hier auf Catalina, der kleinen Insel vor der kalifornischen Küste, verbracht. Obwohl die sexuelle Erfüllung, die sich Mandy von der Ehe versprochen hatte, ausgeblieben war, waren die Flitterwochen trotzdem die glücklichste Zeit ihres Lebens gewesen. Die gemeinsame Leidenschaft fürs Tauchen, für das Meer und seine Geheimnisse, hatte sie für die heftige, hastige, nur auf die eigene Befriedigung ausgerichtete Liebe ihres Mannes entschädigt.
Ihre Unerfahrenheit hatte nach kurzer Zeit für beide den Reiz des Neuen verloren. Das Meer hingegen bot immer wieder neue Geheimnisse. Mandys Begeisterung für die geheimnisvollen grünen Tiefen wuchs mit jedem Tauchausflug. Wenigstens etwas, das uns verbindet, dachte sie.
Bei dem Gedanken erschrak sie. Andrew und sie verband doch hoffentlich mehr als nur das Tauchen? Bei ihm hatte sie ihren Doktor in Meereskunde gemacht. Er hatte sie unterstützt, ermutigt und ihre Arbeit respektiert. Nach mehreren gescheiterten Verführungsversuchen hatte er sie schließlich geheiratet. Für ihn war es die zweite Ehe, für sie die erste. Mandy hatte es beruhigend gefunden, dass Andrew keine Kinder aus der ersten Ehe mitbrachte. Seine Arbeit ließ ihm kaum Zeit für eine Frau, geschweige denn für Nachwuchs.
Sie hatte nicht geahnt, dass er Kinder wollte. Er hatte nie davon gesprochen. In ihrer Naivität hatte Mandy angenommen, dass Andrew ihren Wunsch, sich erst einmal als Forscherin zu etablieren, respektieren würde. Aber sie hatte sich getäuscht. Bereits an ihrem Hochzeitstag hatte er verlangt, dass sie die Pille absetzen sollte. Dass sie gerade einen wichtigen Forschungsauftrag erhalten hatte, war ihm gleichgültig gewesen. Und dass ihre Forschungen dazu beitragen würden, eine Tierart vor dem Aussterben zu bewahren, hatte ihn genau sowenig interessiert. Er wollte ein Kind, und damit basta.
Mandy hatte darauf bestanden, erst ihren Forschungsauftrag zu Ende zu führen, bevor sie die Pille absetzte. Sie hatte gehofft, dass sich ihre Ehe danach bessern würde. Tatsächlich belebte sich das Verhältnis zwischen Andrew und ihr, aber nur so lange, bis sie ihre Periode bekam.
Als sie nach drei Monaten noch nicht schwanger geworden war, war sie zum Arzt gegangen. Sie sei völlig gesund, hatte er ihr versichert, und sie solle in neun Monaten wiederkommen, falls sich bis dahin noch nichts geändert hätte. Neun Monate später saß sie wieder beim Arzt. Die Tests bewiesen eindeutig, dass sie keineswegs unfruchtbar war. Man hatte ihr geraten, ihren Mann zu einer Untersuchung zu bewegen. Andrew hatte dieses Ansinnen jedoch weit von sich gewiesen.
Aber das spielt ja jetzt alles keine Rolle mehr, dachte Mandy, während sie schwungvoll in die Pedale trat. Ich erwarte ein Baby, und alles ist in Ordnung. Wenn ich es Andrew erzähle, wird er endlich wieder lächeln. Und er wird ein guter Vater sein.
In ihrer Ungeduld erschien ihr der Weg zum Camp endlos weit. Wenn sie Andrew doch nur hätte anrufen können! Aber das war nicht möglich gewesen. Sie wünschte, sie hätte ihn zum Camp begleitet, wäre schon vor ein paar Tagen mit ihm in seinem kleinen Sportflugzeug zur Insel hinübergeflogen. Doch dann hätte sie jetzt kein Testergebnis und keine Überraschung zum Geburtstag. Außerdem flog sie nicht gern, vor allem nicht in kleinen Sportmaschinen. Auch das war ein Punkt ständiger Auseinandersetzungen zwischen Andrew und ihr. Er nahm ihre Angst persönlich, unterstellte ihr, dass sie an seinem fliegerischen Können zweifelte.
All das ist jetzt vergessen, sagte sie sich. Jetzt, wo ich schwanger bin, wird er nicht mehr so empfindlich reagieren. Wir werden endlich wieder zusammen lachen können.
Glücklich radelte Mandy auf den Campingplatz, wo Andrew seit drei Tagen zeltete. Kein Mensch war zu sehen.
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